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DEL

Marcel Noebels: „Wir haben alles, was wir brauchen“

In der DEL läuft gerade die letzte Woche der regulären Saison. In allen Tabellen-Regionen wird gekämpft: Oben um die beste Playoff-Platzierung, in der Mitte um die Qualifikation für die Pre-Playoffs und am Ende um den Klassenerhalt. Stürmer Marcel Noebels von den Eisbären Berlin sprach im Saisonendspurt mit Elite Prospects Rinkside über die Mission Titelverteidigung, gefährliche Geheimfavoriten und einen drohenden Abstieg seines Ex-Klubs Krefeld Pinguine.



Servus Marcel! Mit den Eisbären Berlin steht ihr ganz oben in der Tabelle. Wie zufrieden bist du mit der bisherigen Saison?

Mit dem Stand der Dinge können wir bis jetzt zufrieden sein. Die Zielsetzung war, in den Top 4 zu landen, jetzt sind wir Erster, auch verdient, glaube ich. Das gibt uns viel Selbstvertrauen für die restlichen Spiele und für die Playoffs.


Nach der Deutschen Meisterschaft im Vorjahr scheint sich bei euch keinerlei Sättigungsgefühl eingestellt zu haben…

Es wäre Quatsch, in eine Saison zu gehen und sich auf Sachen in der Vergangenheit auszuruhen. Wir sind immer hungrig und wollen so gut es geht abschneiden. Wir haben auch in diesem Jahr wieder den Kader dafür, um bis ganz zum Schluss zu Spielen. Auch ich selbst möchte mich immer wieder motivieren, um der bestmögliche Spieler zu sein.“

Marcel Noebels

Marcel Noebels geht motiviert in die Playoffs BILDBYRÅN/kolbert-press


Genau das hast du zuletzt zweimal in Folge mit dem Titel „Spieler des Jahres“ eindrucksvoll untermauert. Auch jetzt bist du wieder der beste deutsche Scorer in der DEL. Bist du auch mit deiner eigenen Leistung zufrieden?

(lacht) Ich bin schon zufrieden, aber wer mich kennt, der weiß, dass ich das eigentlich selten sage, weil ich sehr ehrgeizig und eigentlich nie zufrieden bin. Ich möchte immer mehr aus mir herausholen und Sachen erreichen, die ich bislang noch nicht geschafft habe. Dieses Jahr habe ich den Anspruch, den Titel Spieler des Jahres zu verteidigen. Für mich ist die Konstanz sehr wichtig, das zeichnet einen guten Spieler aus. Mir war wichtig zu beweisen, dass ich das über mehrere Jahre zeigen kann. Ich profitiere aber auch von meinen Mitspielern.


„Vielleicht haben wir uns selbst zur Zielscheibe gemacht“ 

Seit mehreren Jahren spielt der aktuell verletzte Leo Pföderl mit dir in einer Reihe. Mit ihm klappt es auch in dieser Saison wieder sehr gut und das trotz des Abgangs von Lukas Reichel (jetzt Chicago Blackhawks, NHL), der eure Reihe gecentert hatte. Wie habt ihr es geschafft, weiter so gut zu produzieren?

Wir haben einfach wieder einen Weg gefunden, eine offensivstarke Reihe zu sein. Leo und ich spielen seit Jahren zusammen. Wir wollen auf dem Eis vorangehen und den Unterschied für die Eisbären, aber auch in der Nationalmannschaft ausmachen. Diesen Ansporn haben wir gegenseitig. Ich glaube, dass wir uns aneinander gewöhnt haben, dass unsere Abläufe automatisch sind. Jeder weiß die Stärken des anderen einzusetzen.

Marcel Noebels (re.) und Leo Pföderl (li.) bilden ein gefährliches Duo

Marcel Noebels (re.) und Leo Pföderl (li.) bilden ein gefährliches Duo BILDBYRÅN/Nordphoto


Als Hauptrunden-Erster gehen die Eisbären als ultimativer Titel-Favorit in die Playoffs 2022. Würdest du das unterschreiben?

Ich glaube, dass die Liga sehr sehr eng ist. Auch in den Playoffs werden Kleinigkeiten entscheiden. Vielleicht haben wir uns durch die gute Hauptrunde selbst zur Zielscheibe gemacht. Aber mit uns ist zu rechnen, das ist klar. Aber es gibt natürlich auch andere Mannschaften, die etwas dagegen haben, dass wir zweimal in Folge Deutscher Meister werden. Es werden interessante Playoffs werden.


Welche Teams können euch bei der Mission Titelverteidigung besonders gefährlich werden und warum?

Es ist schwierig, da Prognosen abzugeben. Mannheim und München sind beide tief besetzt und haben einen breiten Kader. Es gibt aber auch andere Teams, die zu ihrer Form gefunden haben und sehr konstant geworden sind: Wolfsburg spielt eine gute Saison, Straubing hat eine gute Truppe zusammen, vielleicht wird es auch die eine oder andere Überraschung geben.


„Jeder will dem Trainer beweisen, dass er mehr Eiszeit verdient hat“ 


Was macht Berlin in diesem Jahr so stark?

Wir sind wirklich sehr tief besetzt, spielen sehr kompakt, sehr gut als Mannschaft, können hinten gut verteidigen und vorne Tore schießen. Wir haben auch einen hohen Konkurrenzkampf in den eigenen Reihen. Das belebt den Wettbewerb und sorgt auch innerhalb der Mannschaft über einen ständigen Kampf um Eiszeit. Für uns ist das aber sehr gesund, denn wir pushen uns gegenseitig. Jeder will dem Trainer beweisen, dass er mehr Eiszeit verdient hat.


Ihr seid bereits für die Playoffs qualifiziert und werdet im Viertelfinale auf ein Team treffen, das aus den Pre-Playoffs kommt. Ist das ein Vor- oder ein Nachteil?

Es wird schon in der 1. Runde nicht leicht werden, wenn wir auf jemanden treffen, der aus den Pre-Playoffs kommt. Diese Jungs sind schon im Playoff-Modus, während wir frei hatten. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man als wartende Mannschaft im ersten Spiel überrascht werden kann. Jedes Spiel wird hart umkämpft sein.

Marcel Noebels weiß, auf was es in den Playoffs ankommt

Marcel Noebels weiß, auf was es in den Playoffs ankommt BILDBYRÅN/Fotografie73


In der regulären Saison habt ihr Mitfavoriten wie die Adler Mannheim oder den EHC Red Bull München überraschend weit hinter euch gelassen. Warum konnten diese großen Mannschaften nicht mit euch Schritt halten?

Das würde ich nicht zu hoch bewerten. Die Spiele waren immer eng, gleichwohl sind wir in den direkten Duellen öfters als Sieger vom Eis gegangen und haben mehr Punkte gesammelt. Es wäre aber fahrlässig zu glauben, dass wir in den Playoffs genauso durchmarschieren werden wie in der Hauptrunde. Ich bin Optimist und Realist: Ich will uns nicht kleinreden und sehe unsere Mannschaft als sehr gut an. München und Mannheim werden immer vorne mit dabei sein und auch in den Playoffs ein Wörtchen mitreden. Wenn wir wieder Meister werden wollen, wird kein Weg an diesen Teams vorbeiführen.


Wen hast du als Geheimfavoriten auf dem Zettel?

Ingolstadt ist eine Mannschaft, die nicht leicht zu stoppen sein wird, wenn sie mal ins Laufen kommt. Ich habe alles schon miterlebt, dass Teams aus den Pre-Playoffs bis ins Finale gekommen sind. Die Liga ist sehr eng geworden und damit auch für die Zuschauer sehr interessant. Am Ende wird sich im Best-of-5 aber die Kadertiefe und die größeren Klubs durchsetzen, glaube ich.


Die letzten Wochen waren für fast alle Teams ziemlich stressig mit vielen Spielen in kurzer Zeit…

Es ist für alle eine hohe Belastung derzeit. Auch wir haben zum Abschluss jetzt neun Spiele in 17 Tagen. Für die Spieler ist das nicht so leicht, gerade vor den Playoffs. Ich hoffe, dass wir die Saison gut zu Ende bringen, um dann mit Rückenwind in die beste Zeit des Jahres zu starten.


Am Ende der regulären Saison werden nicht alle Teams eine volle Hauptrunde mit 56 Spielen absolviert haben. Was zählt, ist der Punkte-Quotient. Für dich eine faire Lösung?

Ich halte mich da komplett zurück. Ich bin Spieler und kein Manager. Mein Job ist nicht zu sagen, ob das fair ist oder nicht, ich bleibe da neutral.


„Es wäre sehr sehr schade, wenn die Pinguine nicht mehr in der Liga wären“ 


Deinem Ex-Verein Krefeld Pinguine droht als Schlusslicht der Abstieg. Das lässt dich als in Tönisvorst geborener und beim KEV ausgebildeter Spieler sicher nicht kalt oder?

Wenn eine Eishockey-Liga einen Standort wie Krefeld verlieren würde, dann würde mir das schon wehtun. Es ist eine Eishockey-Stadt und ein Traditionsverein, der unglaublich gute Nachwuchsarbeit leistet. Es wäre sehr sehr schade, wenn die Pinguine nicht mehr in der Liga wären.


In der regulären Saison wurden die Covid-bedingten Spielausfälle über den Punkte-Quotienten geregelt, das ist in den Playoffs nicht mehr möglich. Im Falle von Team-Quarantänen drohen plötzlich technische Niederlagen. Wie sehr bangt ihr Spieler um einen störungsfreien Ablauf in der Endrunde?

Das hat man schon im Hinterkopf. Es wäre schade, wenn so entschieden werden würde, nur weil jemand nicht antreten kann. Wir leben in einer Zeit, in der mit allem zu rechnen ist. Persönlich finde ich es wichtig, sich selbst zu schützen und beispielsweise eine Maske zu tragen, wo es möglich ist. Wir wünschen uns alle, dass wir gesund bleiben und optimale und faire Verhältnisse haben werden, damit sich am Ende auch die beste Mannschaft durchsetzt. 


„Wer will da nicht auf dem Eis stehen?“ 


Am Wochenende könnten alle Corona-Maßnahmen an allen Standorten Fallen. Es winken DEL-Playoffs bei Vollauslastung. Gibt das dir einen zusätzlichen Motivationsschub?

Wir sind froh, dass die Fans wieder da sind und wir zu den Playoffs volle Hallen haben werden. Es macht Spaß, wieder vor vielen Fans spielen zu dürfen, auch auswärts.

Marcel Noebels freut sih

Volle Hallen werden zum Playoff-Start in der DEL erwartet  BILDBYRÅN/Andreas Gora


Playoff-Hockey ist etwas ganz anderes als Hockey in der Hauptrunde. Wo siehst du die Unterschiede?

Da ist alles noch einmal enger. Jeder Zentimeter auf dem Eis ist plötzlich nur noch ein Millimeter. Es wird giftiger, härter und kampfbetonter. Es sind kleine Situationen auf dem Eis, die über Sieg oder Niederlage, über Weiterkommen oder Sommerpause entscheiden. Es wird bis zum Schluss gekämpft. Wer will da nicht auf dem Eis stehen?


Warum verteidigen die Eisbären in ein paar Wochen ihren Titel und küren sich zum zweiten Mal in Folge zum Deutschen Meister?

Weil wir in der ganzen Saison sehr konstant sind, den Schwung mit in die Playoffs nehmen und unseren tiefen Kader so ausspielen können, um besser dazustehen wie unsere Gegner. Wir haben alles, was wir brauchen, um Deutscher Meister zu werden.



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