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DEL

Skandal-Entscheidung am Pulverturm – Bietigheim auf Playoff-Kurs, Krefeld in Not

Während in der DEL um eine möglichst gute Platzierung für die Playoffs gekämpft wird, tobt im Keller der Abstiegskampf. Aus diesem dürfte sich Aufsteiger Bietigheim Steelers im Endspurt wohl komplett raushalten. Immer aussichtsloser wird die Lage für die Krefeld Pinguine. General Manager Sergej Saveljev formulierte emotionale Worte. Außerdem sorgte eine Skandal-Entscheidung am Pulverturm für Aufregung. Elite Prospects Rinkside blickt auf die DEL-Woche zurück...



🏒 Skandal-Entscheidung in Straubing: Bremerhaven in Rückstand statt in Führung  

Im Kampf um die direkten Playoff-Plätze landeten die Straubing Tigers am Freitag einen wichtigen 2:1-Heimsieg gegen die Fischtown Pinguins. Kurios aber war das Zustandekommen, denn dem zu Grunde lag eine kapitale Fehlentscheidung.

Beim Spielstand von 1:1 traf Bremerhavens Ziga Jeglic aus spitzem Winkel vom rechten Flügel in den linken Winkel (38.). Der mitgelaufene Stanislav Dietz riss die Arme zum Torjubel nach oben, doch die Partie lief zunächst ohne Unterbrechung weiter bis zur nächsten absurden Szene, denn auf der anderen Seite staubte Straubings Taylor Leier erfolgreich ab (39.). 

Die Schiedsrichter konsultierten den Videobeweis. Insbesondere die Bilder aus der Über-Tor-Kamera zeigten recht deutlich, dass der Puck vom Gestänge im Tor zurückgeprallt war und auch mit vollem Durchmesser hinter der Linie war. Ein regulärer Treffer für Fischtown also – doch die Referees Sirko Hunnius und Sean MacFarlane fällten eine Skandal-Entscheidung und erkannten das Tor für die Tigers an. Statt einer 2:1-Führung hatten die Pinguins also einen 1:2-Rückstand, was schlussendlich auch der Endstand war.

Die DEL

die Schiedsrichter trafen keine richtige Entscheidung: Der Treffer von Leier hätte nicht zählen dürfen.  BILDBYRÅN/Stefan Ritzinger


Die DEL räumte in der Folge einen Fehler ein, verwies aber auf eine Tatsachenentscheidung sowohl auf dem Eis als auch beim Videobeweis.

Für Hunnius war es nicht der erste folgenschwere Fehlgriff: In der Saison 2015/16 hatte er den späten Ausgleichstreffer der Hamburg Freezers unerlaubterweise per Videobeweis überprüfen lassen und dessen Gültigkeit aberkannt. Die Freezers verloren mit 4:5 beim ERC Ingolstadt. Der nachträgliche Einspruch der Hamburger wurde abgelehnt. Hunnius war im Januar 2016 für den Rest der Saison gesperrt worden.



🏒 Bietigheim auf Playoff-Kurs – Augsburg erfolgreich trotz Terminstress  

Die Bietigheim Steelers konnten in dieser Woche zwar nur drei von neun möglichen Punkten holen (0:4 gegen die Grizzlys Wolfsburg, 3:4 n.P. bei den Adlern Mannheim, 3:2 n.V. gegen die Augsburger Panther), dürften sich aber schon bald aller Abstiegssorgen entledigen. Mehr noch: Der Aufsteiger befindet sich sogar voll auf Playoff-Kurs und belegt mit einem Punkte-Quotienten von 1,327 derzeit sogar Rang 10, der für die Teilnahme an den Pre-Playoffs berechtigen würde.

Nach jetzigem Tabellenstand wären die Bietigheim Steelers für die Pre-Playoffs qualifiziert

Nach jetzigem Tabellenstand wären die Bietigheim Steelers für die Pre-Playoffs qualifiziert BILDBYRÅN/Eibner


Die Augsburger Panther waren mit vier Spielen in sechs Tagen regelrecht im Terminstress, schlugen sich aber wacker und eroberten sieben von zwölf möglichen Zählern für die Mission Klassenerhalt. Darunter ein 3:2-Heimsieg gegen Spitzenreiter Eisbären Berlin sowie wichtige Punkte gegen die direkten Konkurrenten Krefeld Pinguine (7:4) und Bietigheim Steelers (2:3 n.V.). Der AEV hat einen Punkte-Quotienten von 1,283 und als Tabellen-Elfter ein dickes Polster nach hinten.


🏒 Abstiegskampf: Rückschläge für Köln und Iserlohn – Krefeld in Not  

Im Abstiegskampf können die Kölner Haie kaum noch reagieren. Mit bereits 53 Spielen hat der KEC deutlich mehr als die Konkurrenz, die erst 48 oder 49 Partien absolviert hat. Allerdings haben sich die Haie mit 67 Punkten (Punkte-Quotient 1,264) schon ein kleines Polster angefuttert, das nun bis zum Saisonende reichen soll. Der Trend zeigt für Köln nach drei Niederlagen in Folge eher nach unten. Am Freitag setzte es eine 2:5-Niederlage gegen den EHC Red Bull München. Kann die Konkurrenz die Domstädter noch einholen?

Drei

Die Kölner Haie kassierten drei Niederlagen in Folge BILDBYRÅN/Herbert Bucco


Die Iserlohn Roosters konnten nach dem so wichtigen 7:1-Auswärtssieg bei den Krefeld Pinguinen am Dienstag durchatmen, wenn auch noch nicht aufatmen, denn: Am Freitag verlor der IEC das Schlüsselspiel gegen die Schwenninger Wild Wings mit 1:2 n.V. und kassierte dann am Sonntag die nächste Niederlage beim 2:4 in Bremerhaven. Die Sauerländer stehen mit einem Punkte-Quotienten von 1,229 auf Rang 13 und können sich noch nicht zurücklehnen.

Gleiches gilt auch für die auf Platz 14 gelisteten Schwenninger Wild Wings (1,204). Die Schwarzwälder hatten nur ein einziges Spiel in dieser Woche, landeten aber einen wichtigen Auswärtssieg am Seilersee bei den Iserlohn Roosters (2:1 n.V.).

Wichtige Punkte konnten die Schwenniger in Iserlohn entführen

Wichtige Punkte konnten die Schwenniger in Iserlohn entführen Iserlohn Roosters/Eibner


Immer aussichtsloser wird die Lage beim Schlusslicht Krefeld Pinguine. Der KEV steht abgeschlagen mit einem Punkte-Quotienten von 1,082 auf dem einzigen Abstiegsplatz. Niederschmetternd waren die enttäuschenden Ergebnisse in dieser Woche mit drei Niederlagen und 7:20 Toren. Auch gegen die direkten Konkurrenten Iserlohn Roosters (1:7) und Augsburger Panther (4:7) gingen die Seidenstädter leer aus. Am Sonntag folgte mit einem 2:6 bei den Nürnberg Ice Tigers die nächste Pleite. Die mitgereisten Fans der Pinguine skandierten im Anschluss ironisch: „Nie mehr 1. Liga!“ 

Für die Krefelder Pinguine wird der Klassenerhalt immer unwahrscheinlicher

Für die Krefelder Pinguine wird der Klassenerhalt immer unwahrscheinlicher BILDBYRÅN/Zink


Krefelds General Manager Sergej Saveljev wurde nach dem Spiel emotional: „Ich möchte mich zuerst bei unseren Fans bedanken, die auch heute dabei waren. Wir sind in einer schwierigen Situation, es ist eine schwere Zeit. Wir haben viele Tore kassiert in den letzten drei Spielen. Die Mannschaft gibt alles, was sie hat. Es gibt keinen in der Kabine, der keine Emotionen hat. Die Jungs haben heute gekämpft und alles gegeben. Es ist einfach schwierig zu spielen, weil wir nicht genügend Spieler haben. Wir werden kämpfen bis zum Ende. Die Jungs werden alles geben, was sie können. Aber leider sind wir da, wo wir sind.“


🏒 Nürnberg feiert Ribarik (und einen Heimsieg)  

Die Nürnberg Ice Tigers sind nach dem 6:2 gegen die Krefeld Pinguine in die Erfolgsspur zurückgekehrt und haben ihren Negativlauf von drei Niederlagen in Folge genauso beendet wie die klemmende Torproduktion mit zuvor nur je einem Tor in drei Spielen. Außerdem kehrte Kapitän Patrick Reimer (nach Rückenverletzung) zurück. Das alles aber geriet nach Spielschluss in den Hintergrund, denn die 2811 Fans feierten auch 20 Minuten nach dem Spielende noch Lukas Ribarik. 

Ribarik ist in Nürnberg geboren, wurde bei den Ice Tigers ausgebildet und schoss sein erstes DEL-Tor zum zwischenzeitlichen 2:0 (23.). Bis dahin aber erlebte der Stürmer noch eine Achterbahnfahrt der Gefühle: Als er durch die Beine von KEV-Torhüter Nikita Quapp abstaubte, lautete die Entscheidung auf dem Eis „kein Tor“. Nach Einsicht der Videobilder gaben die Schiedsrichter den Treffer, doch Referee Lasse Kopitz bestand fälschlicherweise auf Tyler Sheehy als Torschützen. Erst nach der offiziellen Korrektur in der nächsten Unterbrechung stand Ribarik als Torschütze fest. Nach Spielende wurde das Eigengewächs noch minutenlang von den Zuschauern gefeiert, nahm ein altes EHC80-Trikot mit in die Fankurve, schlug sich immer wieder aufs Herz und viel nach einem Interview-Marathon seinen Eltern in die Arme. Eine dicke Sonnenbrille und ein Kopftuch, das in Nürnberg mannschaftsintern dem „Mann des Tages“ symbolisch verliehen wird, verdeckten die eine oder andere Freudenträne bei Ribarik. 

feierte sein erstes DEL-Tor

Lukas Ribarik feierte sein erstes DEL-Tor BILDBYRÅN/Zink


„Er ist ein ganz sympathischer Junge, der jeden Tag Gas geben will“, freute sich Ice-Tigers-Co-Trainer Manuel Kofler für Ribarik. „Nicht nur auf dem Eis, sondern auch im Kraftraum. Er ist ein Paradebeispiel für einen jungen Spieler, der einfach weiterkommen möchte. Wenn er etwas nicht versteht, dann fragt er sofort nach. Er hat sich im athletischen Bereich von Woche zu Woche gesteigert, kann das Spiel schon unglaublich gut lesen und macht einfach vieles richtig. Er ist ein ganz wissbegieriger Typ, der jeden Tag besser werden will. Es werden mit Sicherheit noch einige Tore folgen.“



🏒 Wolfsburg und München streiten sich um Platz 2 – Ingolstadt im freien Fall  

An der Tabellenspitze zieht der amtierende Meister Eisbären Berlin weiter einsam seine Kreise. Dahinter streiten sich die Grizzlys Wolfsburg und der EHC Red Bull München um Platz 2. Das direkte Duell am Sonntag entschieden die Niedersachsen knapp mit 4:3 für sich und beendeten damit die Siegesserie der Oberbayern nach sechs Spielen in Folge. Vierter sind die Adler Mannheim, die sich mit zwei Siegen aus einem Zwischentief zurückmeldeten.

Fest für die Playoffs planen dürfen die formstarken Straubing Tigers, die fünf ihrer letzten sechs Spiele gewinnen konnten und sich auf Rang fünf eingenistet haben. Im freien Fall befindet sich der ERC Ingolstadt, der nach neun Niederlagen aus den letzten zehn Spielen bis auf Platz neun abgestürzt ist.



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