Ingolstadts Kantersieg in Neonpink - Pogge rastet bei Derby-Pleite aus
Viele Spielverlegungen aufgrund von Coronafällen sorgten für ein übersichtliches DEL-Wochenende: Von Donnerstag bis Freitag fanden nur sechs (!) von 14 Spielen statt. Diese hatten es dafür in sich. Elite Prospects Rinkside blickt auf die DEL-Woche zurück...
🏒 10:1! Ingolstadt macht es zweistellig
Der ERC Ingolstadt hat das Derby gegen dezimierte Nürnberg Ice Tigers zweistellig mit 10:1 gewonnen. Dabei wirkten Trikots in Neonfarben zum vierten Mal in Folge Wunder: In der Saison 2020/21 gewann Ingolstadt seine Heimspiele in Neongrün jeweils eindeutig mit 8:0 und 7:0. 2021/22 zogen die Schanzer neonpinke Trikots an und "blendeten" die Ice Tigers damit erneut: Nach einem 7:2 im November folgte nun ein 10:1-Kantersieg! "Sie müssen ein Glücksbringer sein, da sind wir ein bisschen abergläubisch", sagte der überragende ERC-Verteidiger David Warsofsky (2-2-4, +5) hinterher bei Magenta Sport. "Es war ein guter Sieg und wichtige drei Punkte, so eng, wie es in der Tabelle zugeht. Wir haben unser Spiel gespielt, wir sind ein schnelles Team, können aber physisch sein und hart forechecken, wenn wir es müssen."
Samuel Soramies (4.), Ben Marshall (14.) und Warsofsky (15.) sorgten für einen komfortablen 3:0-Vorsprung zur ersten Pause. Brandon DeFazio (31., im Powerplay) und Frederik Storm (40.) bauten diese im zweiten Drittel auf 5:0 aus. Als zu Beginn des Schlussabschnitts Louis-Marc Aubry auf 6:0 erhöhte, nahmen die Ice Tigers eine Auszeit und kamen dank Verteidiger Nick Welsh immerhin zum Ehrentreffer (45., im Powerplay). Doch der ERCI-Express rollte einfach weiter: Justin Feser (47.), Warsofsky (49.), Mirko Höfflin (57.) und Storm (58.) stellten auf 10:1 und fegten Nürnberg damit vollends vom Eis.
"Es fällt mir schwer, dafür Worte zu finden. Wir haben in den letzten zwei Jahren hier brutal auf den Deckel bekommen. Kurze Bank hin oder her – wir müssen anders in dieses Spiel reingehen und können hier nicht so untergehen. Wir müssen uns kritisch hinterfragen, was wir heute gemacht haben", sagte Ice-Tigers-Verteidiger Oliver Mebus.
Gleich acht Ingolstädter glänzten mit einem Multi-Punkt-Spiel: Marshall (1-4-5), Storm (2-2-4), DeFazio (1-3-4), Warsofsky (2-1-3), Feser (1-2-3), Davis Koch (0-3-3), Aubry (1-1-2) und Wojciech Stachowiak (0-2-2).
In Torlaune war der ERCI ohnehin schon die ganze Woche: Am Mittwoch verlor Ingolstadt mit 3:4 gegen Spitzenreiter Eisbären Berlin, am Freitag folgte ein 6:1-Auswärtssieg bei den Krefeld Pinguinen.
🏒 Nürnberg: Erst Charakter-Sieg, dann Derby-Debakel
Die Nürnberg Ice Tigers wurden hart von einer Corona-Welle und Verletzungspech getroffen und traten am zurückliegenden Wochenende stark dezimiert an: Am Freitag standen mit Oliver Mebus, Marcus Weber und Nicholas Welsh nur drei (!) gelernte Verteidiger zur Verfügung. Die Angreifer Tim Fleischer und Gregor MacLeod halfen deshalb in der Abwehr aus, sodass die Mittelfranken nur drei Sturmreihen aufs Eis schicken konnten.
Trotz dieser Umstände feierte Nürnberg am Freitagabend einen 3:2-Charakter-Sieg gegen den Tabellenzweiten Grizzlys Wolfsburg. Marko Friedrich (18.) und Doppelpacker Dane Fox (27., im Powerplay; 29.) schossen einen Drei-Tore-Vorsprung heraus, von dem die Ice Tigers bis zum Ende zehren sollten. Wolfsburg kam durch Armin Wurm (33.) und Ryan Button (42.) zwar noch auf 2:3 heran und sorgte für Hochspannung in der Schlussphase, doch der Ausgleich sollte den Grizzlys nicht mehr gelingen.
"Die Jungs sind extrem motiviert ins Spiel gegangen und haben die Herausforderung gegen ein Top-Team in dieser Liga angenommen. Dieser Mannschaft fehlt es nie an der Arbeitseinstellung, sie kämpfen immer und geben alles. Wir haben insbesondere am Ende viele Schüsse geblockt und waren ausgezeichnet im Penalty Killing. Es ist eine überragende Mannschaft und vielleicht eines der charakterlich stärksten Teams, die ich jemals trainiert habe. Ich bin sehr stolz auf die Jungs", sagte Nürnbergs Coach Tom Rowe.
Zwei Tage später erlebten die Ice Tigers dann aber ein 1:10-Derby-Debakel in Ingolstadt. Die Franken verloren die letzten vier Duelle beim ERC allesamt mit einem Torverhältnis von 3:32. Zwar kam mit Fabrizio Pilu (nach U20-WM) ein Verteidiger zurück, dafür viel mit Kapitän Patrick Reimer (Rückenprobleme) ein wichtiger Stürmer nach dem Warm-Up aus. "Wir waren eine sehr müde Mannschaft. Wir hatten nur drei reguläre Verteidiger, einer davon hat praktisch nur auf einem Bein gespielt. Dazu haben wir auch noch unseren Kapitän nach dem Warm-Up verloren", ordnete Rowe die Klatsche ein. "Wir werden uns erholen, das Spiel heute wird uns keine Sekunde zurückwerfen."
Ausraster: Kölns Torwart Justin Pogge (r.) geht Düsseldorfs Carter Proft (u.) von hinten an. Eibner / Bildbyrån
🏒 DEG gewinnt das rheinische Derby – Kölns Torwart Pogge rastet aus
Genau eine Woche nach dem letzten Derbysieg (3:0) hat die Düsseldorfer EG erneut gegen den Lokalrivalen Kölner Haie gewonnen und sich mit 2:1 durchgesetzt. Damit geht die Saison-Serie klar in die DEG, die in allen vier Duellen punkten und drei davon gewinnen konnte (12:4 Tore). Die Krise beim KEC geht nach der neunten Niederlage in Serie dagegen weiter.
Dabei fing es für die Haie eigentlich ganz gut an: Nach einem vertikalen Aufbaupass von Torwart Justin Pogge stellte Marcel Müller auf 1:0 (33.). Es war bereits der dritte Assist für Kölns Keeper in der laufenden Saison.
Die Antwort der Eislauf-Gemeinschaft aber folgte noch im Mitteldrittel: Bei doppelter Überzahl tippte Stephen MacAulay den Puck am langen Pfosten zum 1:1 ins Tor (36.). Nun riss bei Pogge der Geduldsfaden: Erst zertrümmerte die Goalie seinen Schläger auf dem Querbalken, dann ging er auf Carter Proft los und checkte diesen von hinten um. Pogge erhielt dafür zwei Strafminuten Minuten wegen unsportlichen Verhaltens.
Weil kurz darauf auch noch Kölns Quinton Howden (2 Minuten wegen eines Stockschlags) auf die Strafbank geschickt wurde, durfte die DEG die Powerplay-Reihen lange auf dem Eis lassen und nutzte das zum Siegtreffer: Nach einem Blueliner von Marco Nowak fälschte Paul Bittner vor dem Tor erfolgreich zum 2:1 ab (39.). Im Anschluss hielt Torwart Mirko Pantkowski den Derbysieg fest (20 Saves, 95,2 Prozent Fangquote).
„Wir spielen einfach zu viel Unterzahl. Das ist schon seit längerem ein Manko. Das zehrt an den Kräften. So ist es schwer, ein Spiel zu gewinnen“, sagte Haie-Kapitän Moritz Müller bei Magenta Sport.
🏒 Berlin wehrt Münchens Angriff ab und bleibt Spitzenreiter
Am Sonntag hat Spitzenreiter Eisbären Berlin einen 3:1-Auswärtssieg beim EHC Red Bull München gelandet. Dabei erwischten die Gäste aus der Hauptstadt den besseren Start und erzielten alle ihre Tore bereits im ersten Durchgang: Frank Hördler (15.), Marcel Noebels (17.) und Matt White (20.) waren erfolgreich. München schaffte es in der Folge nur noch, durch Jonathon Blum zu verkürzen (35.). Eisbären-Torwart Mathias Niederberger glänzte mit 40 Saves (97,6 Prozent Fangquote).
Berlin (77 Punkte) zieht als DEL-Spitzenreiter weiter einsam seine Kreise. Die stärksten Verfolger sind Wolfsburg (71), Mannheim (68) und München (60). Die Redbulls müssen nach sechs Niederlagen aus den letzten neun Spielen aber eher in den Rückspiegel blicken.