NHL

Analytics Wednesday: Das Powerplay der Toronto Maple Leafs

Jeden Mittwoch präsentiert Elite Prospects Rinkside eine Analyse zu einem aktuellen Thema aus der NHL. Am Analytics Wednesday geht es in dieser Woche um das Powerplay der Toronto Maple Leafs.



Die Toronto Maple Leafs stellen mit 30,2 Prozent Erfolgsquote derzeit das beste Powerplay in der NHL (gleichauf mit den Edmonton Oilers). 96-mal schon durften die Leafs in der laufenden Saison die Überzahl-Reihen aufs Eis schicken und erzielten dabei 29 Tore. Das Powerplay ist also nicht nur vorne eine Waffe, sondern auch hinten zuverlässig: Als einziges Team der Liga kassierte Toronto noch kein Gegentor bei eigener Überzahl. Zum Vergleich: Die New Jersey Devils und die Philadelphia Flyers mussten bereits sechs Gegentore im eigenen Powerplay schlucken, Los Angeles Kings, San Jose Sharks und Washington Capitals jeweils fünf.

Doch der Fokus dieser Analyse soll auf den offensiven Part des Powerplays gerichtet sein. Insbesondere in der heimischen Scotiabank Arena klickt das Überzahlspiel unfassbar gut (17/53, 32,1 Prozent Erfolgsquote). Bei 5-gegen-4-Überzahl haben die Maple Leafs sogar eine bessere Quote (27/92, 29,4 Prozent) als bei 5-gegen-3 (1/4, 25 Prozent). In 4-gegen-3-Situationen liegt der Wert sogar bei 50 Prozent (1/2).


Die Aufstellung: Toronto mit dem Regenschirm  

Dauerbrenner im Powerplay sind die Superstars Auston Matthews (70,8 Prozent), Mitchell Marner (68,5 Prozent), John Tavares (68,3 Prozent), William Nylander (67,2 Prozent) im Sturm sowie Morgan Rielly als einziger Verteidiger (65,7 Prozent), die prozentual die meiste Eiszeit in Überzahl erhalten.

Die zweite Powerplay-Reihe bestand zumeist aus Jason Spezza (37,9 Prozent), Ilya Mikheyev (37,7 Prozent), Rasmus Sandin (31,8 Prozent), Nick Ritchie (30,1 Prozent) und Michael Bunting (29,4 Prozent).

Die Aufstellung in Überzahl erfolgt dann nach dem Umbrella-Prinzip (Regenschirm) im 2-2-1: Der Verteidiger gibt den „Quarterback“ oder „Libero“ zentral an der blauen Linie, zwei Stürmer lauern an der linken und rechten Bande und weitere zwei Angreifer spielen variabler vor dem Tor, je nach Spielsituation mal nebeneinander (linker und rechter Pfosten), hintereinander (Low-Slot und High-Slot) oder mit einem Spieler, der hinter das Tor ausweicht. Ziel ist eine gute und schnelle Bewegung der Scheibe, viel Verkehr und Sichtbehinderung vor dem Tor sowie zwei gute Schützen für die Direktabnahme von den Flügelpositionen.


Konkret heißt das für die erste Powerplay-Formation der Leafs: Reilly gibt den Quarterback, Matthews bedient als Linksschütze den rechten sowie Marner als Rechtsschütze den linken Flügel, um bei Direktschüssen die Vorhand nehmen zu können. Vor dem Tor positionieren sich dann noch Nylander und Tavares. Letzterer ist der beste Bully-Spieler seines Teams 61,2 Prozent) und spielt auch die Faceoffs in Überzahl (65,5 Prozent gewonnene Faceoffs im Powerplay). In der zweiten PP-Linie ist Spezza der Mann für die Anspiele (66,7 Prozent gewonnene Faceoffs im Powerplay).


Die Go-To-Guys: Maple Leafs setzen auf Matthews – Kritik an Marner  

Im Powerplay suchen sich viele Teams einen bestimmten „Go-to-guy“ aus, also einen Spieler, der am Ende einer Kombinationskette den Abzug drücken soll. Bei den Washington Capitals ist das etwa Alexander Ovechkin als Rechtsschütze im linken Bullykreis, bei den Edmonton Oilers beispielsweise Leon Draisaitl als Linksschütze im rechten Bullykreis. 

Toronto hat sich Matthews als Go-to-Guy ausgesucht. Der 24-jährige Linksschütze gibt die meisten Schüsse im Powerplay ab (31) und erzielte die meisten Powerplay-Tore (8). Auch gab Matthews die meisten primären Assist (6), also direkte Torvorlagen. 

Matthews mit einer Direktabnahme

Matthews mit einer Direktabnahme Brace Hemmelgarn-USA TODAY Sports


In der zweiten PP-Formation kommt Spezza diese Rolle zu Gute: Der 38-jährige Rechtsschütze verzeichnete bislang 13 Schüsse und drei Tore in Überzahl.

Durch die Armada an spiel- und schussstarken Stürmern aber ist Toronto nur schwer ausrechenbar, denn neben Matthews stellen auch andere Spieler eine Gefahr dar: So stehen Tavares und Nylander bei jeweils fünf Powerplay-Treffern. Auch geben diese beiden die zweit- und drittmeisten Schüsse im Powerplay ab (Tavares 28, Nylander 26). 

Ein wenig in die Kritik geraten ist dagegen Marner. Warum? Der 24-jährige Rechtsschütze erzielte bislang noch kein einziges Powerplaytor! Marner glänzte eher mit Vorlagen, insbesondere mit sekundären Assists (5), also als Spieler, der den vorletzten Pass vor dem Torerfolg spielt. Vergleichbare Werte bei sekundären Assists im Powerplay haben bei den Maple Leafs sonst nur Nylander (6) und Reilly (5). Marner hat also durchaus eine Daseinsberechtigung in Torontos erster PP-Formation, schlüpft aber in eine andere Rolle als etwa Matthews, Tavares oder Nylander. Auch fehlte es bei Marner am Quäntchen Glück und Präzision: Er verzeichnete bereits zwölf Torschüsse in Überzahl. Zuletzt fehlt Marner (Covid-19-Protokoll) in der Aufstellung, seinen Platz nahm Ondrej Kase ein.


Herausgeholte Strafen: Rollenspieler ebnen den Superstars den Weg  

Um überhaupt erst in einer Überzahl-Situation zu kommen, müssen natürlich Strafen passieren. Hier holten ausgerechnet die Stürmer Bunting (18), Wayne Simmonds (10) und Alexander Kerfoot (10) bislang die meisten Möglichkeiten heraus. Superstars wie Tavares (9), Marner (8), Nylander (5) oder Matthews (4), die oft nur mit Fouls zu stoppen sind, landen dahinter.

Wayne Simmonds wird von Milan Lucic zu Fall gebracht

Wayne Simmonds wird von Milan Lucic zu Fall gebracht Sergei Belski-USA TODAY Sports


Dieser Fakt zeigt, wie wichtig es ist, nicht nur Scorer, sondern auch andere Rollenspieler im Lineup zu haben. So gehen Bunting, Simmonds und Kerfoot mit ihrem Stil dem Gegner unter die Haut. Die Folge: Diese Spieler ziehen Strafen, sodass Toronto die Powerplay-Reihen aufs Eis schicken kann, damit Matthews & Co. mit Toren glänzen können.




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