Marco Kasper: Der nächste Hoffnungsträger aus Österreich
Kein anderes deutschsprachiges Talent kann sich für den kommenden NHL Draft 2022 größere Hoffnungen machen, gezogen zu werden, als Marco Kasper. Mit 17 Jahren ist der Stürmer bereits fester Bestandteil von Rögle BK in der SHL. Mit Elite Prospects Rinkside sprach der Österreicher über die Ausbildung in Schweden, den kommenden Draft und die anstehende U-20-Weltmeisterschaft.
Marco Kaspers Reise nach Schweden begann bereits letzte Saison. Als 16-Jähriger entschied sich der beim KAC ausgebildete Stürmer für einen Wechsel zu Rögle BK. Eingeplant war er dort eigentlich für die U-18- und U-20-Mannschaft von Rögle, jedoch konnte er sein Können auch gegen bereits drei Jahre ältere Spieler unter Beweis stellen. Dies hatte zur Folge, dass er noch in derselben Saison sein Profidebüt in der höchsten schwedischen Spielklasse SHL geben durfte.
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Der Traum von Schweden
Für viele Nachwuchsspieler, die im jungen Alter mit der Option ins Ausland zu wechseln konfrontiert werden, ist die Entscheidung oftmals keine leichte. Nicht so für Kasper, denn er beschreibt den Wechsel nach Schweden als einen Traum, der in Erfüllung ging: „Die Entwicklungsmöglichkeiten sind sehr gut, man trainiert viermal die Woche bereits morgens auf dem Eis, hat die Möglichkeit, länger auf dem Eis zu bleiben und extra zu trainieren. Auch das Niveau ist im Grunde noch besser.” Die Ausbildung in der Heimat will der Landsmann jedoch nicht schlechtreden: „Auch die Ausbildung in Österreich ist keine Schlechte, allerdings hat man dort nur zwei- bis dreimal die Möglichkeit, am Vormittag zu trainieren.”
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Für Kasper selbst hätte der Wechsel nicht besser laufen können: Vergangene Saison absolvierte er sieben Spiele für die U 18 von Rögle, wobei er mit drei Toren und fünf Assists dominierte. Mit der U 20 absolvierte er sechs Spiele und kam dabei auf zwei Tore. Diese Leistungen führten dazu, dass der Headcoach des Profiteams Cam Abbott ihm die Möglichkeit gab, in der SHL aufzulaufen. Mit erst 16 Jahren wusste Kasper in der höchsten schwedischen Spielklasse seinen Mann zu stehen und absolvierte letzten Endes sogar zehn Spiele (ein Assist) und zusätzliche sechs Spiele in den Playoffs. „Die letzte Saison war eine sehr gute Erfahrung für mich und hilft mir auch diese Saison mich weiterzuentwickeln“, so Kasper.
Ein von Österreichern geprägtes Rögle
Eine Hilfestellung in seinem ersten Jahr in Schweden bekam der gebürtige Innsbrucker auch von zwei Landsmännern, denn mit Senna Peeters und Thimo Nickl waren zwei weitere Österreicher im Nachwuchssystem. „Senna und Thimo sind zwei sehr gute Freunde von mir, mit denen ich letzte Saison auch viel unternommen habe. Beide haben mir geholfen, mich hier einzuleben und mich weiterzuentwickeln.”
Mit Ian Scherzer machte sich ein weiteres österreichisches Talent dieses Jahr auf den Weg zu Rögle. Auch über ihn spricht Kasper in hohen Tönen: „Er ist ein sehr guter Spieler, spielte im gleichen Verein wie ich und wir sind auch bei der gleichen Spieleragentur. Als er letztes Jahr bei Rögle mittrainiert hat, wurde er als sehr gute Spieler empfunden. Jetzt bin ich froh, dass er hier ist.”
Wie auch Kasper wurde Scherzer beim KAC ausgebildet und spielt in dieser Saison für die U 18 und U 20 von Rögle.
Zwei wichtige Events
Mit der anstehenden U-20-WM und dem NHL Draft im Juli 2022 stehen zwei wichtige Events im Kalender von Marco Kasper. Bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Kanada wird Österreich in diesem Jahr in Gruppe A gegen Finnland, Tschechien, Kanada und Deutschland antreten. Für viele Spieler ist es die letzte große Chance, sich vor den unzähligen NHL-Scouts, die bei diesem Turnier präsent sind, zu beweisen.
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Für Kasper ist es allerdings nicht die erste U-20-WM: Bereits letztes Jahr wurde er nominiert und konnte viele Erfahrungen sammeln. „Es war eine sehr coole Erfahrung. Es ist nicht oft der Fall, dass Österreich bei einer WM dabei ist. Leider ist es nicht so gelaufen, wie wir es wollten. Wir haben alle vier Spiele verloren.“
In diesem Jahr soll es für Team Austria anders laufen, und Kasper selbst ist voller Vorfreude auf das große Event: „Das Turnier wird eine tolle Erfahrung werden, da die Zuschauer wieder dabei sind und wir auch gegen Kanada antreten. Wir werden versuchen, hart zu spielen, viel zu laufen und Energie aufs Eis zu bringen. Am Ende werden wir sehen, was dabei rauskommt.”
Die NHL-Scouts dürften wohl eher an der individuellen Leistung des Stürmers interessiert sein. Einige Experten, unter anderem Craig Button von TSN, platzieren Kasper auf Platz 29. McKeen’s Hockey sieht ihn im Ranking sogar auf Rang 18.
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Für Kasper bedeuten diese Rankings allerdings nicht viel: „Ich versuche, mich nicht zu viel auf den NHL-Draft zu konzentrieren, sondern möchte mich weiterentwickeln.”
Dabei ist es ihm nicht entgangen, dass es in den letzten Jahren immer mehr Österreicher geschafft haben, im NHL Draft gezogen zu werden. Im Draft 2020 waren es mit Benjamin Baumgartner (New Jersey Devils), Thimo Nickl (Anaheim Ducks) und Marco Rossi (Minnesota Wild) sogar drei Spieler. „Für Österreich, für das ganze Land ist es sehr gut, dass Marco Rossi so früh gezogen worden ist. Er ist ein Top-Spieler“, sagt Kasper.
Eine hervorragende Leistung bei der U-20-WM könnte auch Kaspers Ranking noch weiter steigern.
Für den Draft 2022 ist übrigens auch der deutsche Roman Kechter berechtigt, der im selben Jahr wie Kasper zu Rögle wechselte. „Roman ist ein guter Freund von mir, wir sind im gleichen Jahr zu Rögle gekommen und haben auch im gleichen Gebäude gewohnt. Wir verstehen uns super auf Deutsch und machen auch in der Freizeit öfters etwas zusammen.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
Marco Kaspers Bezug zum Eishockey kommt nicht von ungefähr, denn sein Vater Peter Kasper spielte viele Jahre Profi-Eishockey in Österreich und lief sogar eine Saison für die Florida Everblades in der ECHL auf. Selbstverständlich bekommt der Sohnemann dann auch den ein- oder anderen Tipp: „Mein Vater war lange Profi und er ist mein größter Unterstützer. Er hilft mir immer. Nach den Spielen schaut er sich meine Wechsel an und gibt mir Tipps, was ich noch verbessern kann. Er ist eine große Hilfe.”
Mittlerweile absolviert Kasper sein zweites Jahr in Rögle und in dieser Saison läuft er bereits überwiegend für den Profikader in der SHL auf. Bislang absolvierte der 1,83 Meter große und 88 Kilogramm schwere Stürmer 24 Spiele und kommt dabei auf vier Tore und zwei Assists. Noch beeindruckender ist seine Statistik in der Champions Hockey League: In neun Spielen verbuchte Kasper sechs Punkte (zwei Tore, vier Assists). „Die Saison ist bisher sehr gut verlaufen. Ich habe im Sommer sehr hart trainiert und natürlich entspricht das auch dann den Erwartungen.”
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Trotzdem sieht das Talent noch Raum für Verbesserungen: „An meinem Schuss und an meiner Geschwindigkeit will ich arbeiten, vor allem an meiner Explosivität bei den ersten drei Schritten. Ich versuche mich immer weiterzuentwickeln und möchte jeden Tag besser werden.“
Mit dieser Einstellung sollte dem österreichischen Ausnahmetalent keine Tür verschlossen bleiben. Wenn Marco Kasper seine Leistungen aufrechterhalten kann, wird man seinen Namen mit großer Wahrscheinlichkeit im Juli beim NHL Draft in Montreal schon früh zu hören bekommen.