Jerome Miron-USA TODAY Sports
NHL

Brutalo-Hit gegen Kero rührt Pavelski zu Tränen – NHL vor Zwangspause?

Obwohl in der Nacht von Samstag auf Sonntag gleich neun Spieler aus Deutschland, der Schweiz und Österreich zum Einsatz kamen, geriet das Sportliche in den Hintergrund. Grund dafür ist einerseits die Verletzung von Tanner Kero, die auch einen schmerzhaften Flashback bei Teamkollege Joe Pavelski auslöste. Andererseits droht der NHL aufgrund stark ansteigender Corona-Fälle eine vorweihnachtliche Zwangspause.



Dallas beendet Negativlauf – Pavelski bricht nach Kero-Verletzung zusammen  

Dass die Dallas Stars mit 4:3 n.V. gegen die Chicago Blackhawks gewannen und damit ihre Niederlagenserie von fünf Spielen stoppten, geriet an diesem Abend in den Hintergrund. Grund dafür war eine Aktion, die sich schon nach 3:02 Minuten ereignete: Aus vollem Lauf teilte Chicagos Brett Connolly einen mächtigen Blind-Side-Hit gegen Dallas‘ Tanner Kero aus. Kero blieb daraufhin regungslos auf dem Eis liegen und musste mit einer Trage abtransportiert werden. Er soll bei Bewusstsein und ansprechbar gewesen sein und wurde zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus gebracht. Connolly erhielt eine Matchstrafe wegen Behinderung – der Puck nämlich war bei dieser Aktion längst weg.


„Es ist beängstigend, wenn du einen Teamkollegen so sehen musst“, sagte Stars-Verteidiger John Klingberg. „Ich war deshalb sehr emotional. Während des Spiels haben wir Updates von unseren Trainern bekommen. Es war schön zu sehen, dass es ihm besser ging. Es war großartig, den Sieg für ihn zu holen.“

Richtig emotional wurde Mitspieler Joe Pavelski, der auf der Pressekonferenz nach dem Spiel zusammenbrach. Pavelski selbst hatte in den Playoffs 2019 in der 1. Runde im Spiel 7 gegen die Vegas Golden Knights eine Horror-Verletzung inklusive einer Gehirnerschütterung erlebt. Die Kero-Verletzung wühlte alte Gedanken und Gefühle wieder auf. „Es ist schrecklich“, sagte Pavelski unter Tränen und musste sich daraufhin lange sammeln. „Ich war auch schon in so einer Situation. Meine Teamkollegen haben sich um mich gestellt. Das kommt jetzt alles wieder hoch. Tanner ist überragend. Er ist ein kommunikativer Typ, verpasst nie ein Training, er spielt hart und ist ein toller Mitspieler. Wir hoffen, dass es ihm gut geht. Hoffentlich wird er sich erholen. Es ist furchtbar.“


Auf dem Eis antwortete Pavelski postwendend im fünfminütigen Powerplay und sorgte mit einem Doppelpack für die 2:0 Führung (6., 8.). Den Siegtreffer in der Overtime erzielte dann Klingberg (63.). Bei den Texanern kam Österreicher Michael Raffl auf 17:10 Minuten Eiszeit (davon 1:44 im Penalty Killing, ein Hit). Für die Hawks erhielt Schweizer Philipp Kurashev 10:00 Minuten Eiszeit (davon 0:36 im Powerplay, ein Torschuss).


Notizen: Stützle trifft, Draisaitl mit drei Assists, Larkin gelingt Hattrick  

Die Philadelphia Flyers haben sich knapp mit 4:3 n.V. gegen die Ottawa Senators durchgesetzt. Dabei erzielte Ottawas deutscher Stürmer Tim Stützle den wichtigen Anschlusstreffer zum zwischenzeitlichen 1:2 (23.): Stützle skatete mit Tempo in die Offensivzone, schirmte dabei den Puck gekonnt ab und jagte diesen dann präzise aus linker Position in den rechten Winkel. Den Extra-Punkt in der Overtime löste Philadelphias Travis Sanheim (62.).

Die Edmonton Oilers landeten einen 5:3-Heimsieg gegen die Seattle Kraken und hatten dabei 41:17 Torschüsse. Edmontons Warren Foegele schnürte einen Doppelpack (2-0-2), Superstar Connor McDavid verzeichnete zwei Punkte (1-1-2) und der Deutsche Leon Draisaitl gab drei Assists (0-3-3) bei 24:08 Minuten Eiszeit (davon 3:08 im Powerplay und 0:35 im Penalty Killing. Bei Seattle kam der deutsche Torwart Philipp Grubauer nicht zum Einsatz, den Start erhielt Chris Driedger (36 Saves, 90 Prozent Fangquote).

Stephen Brashear-USA TODAY Sports


In Motor City durfte fleißig deutsch gesprochen werden: Der deutsche Goalie Thomas Greiss (31 Saves, 93,9 Prozent Fangquote), der deutsche Verteidiger Moritz Seider (0-1-1, 24:31 Minuten Eiszeit, davon 4:20 in Über- und 0:50 in Unterzahl, zwei Blocks, +2) und der Schweizer Stürmer Pius Suter (0-1-1, 17:35 Minuten Eiszeit, davon 0:41 im Powerplay und 0:52 im Penalty Killing, vier Schüsse, ein Hit, ein Block, -1) empfingen mit den Detroit Red Wings den Schweizer Verteidiger Jonas Siegenthaler (0-1-1, 26:48 Minuten Eiszeit, davon 4:06 shorthanded, ein Hit, drei Blocks, +1) mit seinen New Jersey Devils. Die Hausherren aus Motown setzten sich mit 5:2 durch. Überragender Akteur war Wings-Stürmer Dylan Larkin (3-1-4), der mit einem Hattrick glänzen konnte.

Raj Mehta-USA TODAY Sports


Die Carolina Hurricanes machten es mit einem 5:1-Erfolg deutlich gegen die Los Angeles Kings. Der Schweizer Canes-Stürmer Nino Niederreiter blieb bei 16:13 Minuten Eiszeit (davon 2:27 im Powerplay, drei Torschüsse, ein Hit) ohne Scorerpunkt.


Ein Zeichen von Größe: Jets-Trainer Paul Maurice tritt zurück  

Die Winnipeg Jets müssen sich einen neuen Trainer suchen. Der bisherige Coach Paul Maurice trat am Freitag aus eigenem Antrieb überraschend zurück. Tags darauf gab der 54-jährige Kanadier eine emotionale Erklärung ab.

„Das ist ein gutes Team. Ich bin ein guter Coach. Aber manchmal ist es mit der Arbeit mit einem Team so, als würdest du einen Felsbrocken auf den Gipfel tragen. Du schaffst es nur zu einem gewissen Punkt. Das ist genau das, was ich fühle. Wenn ihr mir ein wenig Arroganz erlauben würdet, dann würde ich sagen, dass ich in einer besseren Position bin als jeder andere, um zu wissen, dass dieses Team eine neue Stimme braucht. Sie haben nicht gegen mich gespielt, es ist eine tolle Truppe, ich habe eine starke Verbindung mit jedem Einzelnen und ich freue mich für sie. Aber wenn du 26 Jahre als Trainer im Profigeschäft gearbeitet hast, dann weißt du, dass sie eine neue Stimme brauchen. Sie brauchen jemanden, der ihnen dabei hilft, die nächste Stufe zu erreichen. Es muss kein erfahrenerer oder talentierterer Trainer sein, es muss einfach ein anderer Coach sein. Dafür ist jetzt die richtige Zeit – und das weiß ich.“

Maurice war seit dem 12. Januar 2014 für fast acht Jahre Cheftrainer der Jets. In sieben kompletten Saisons mit Winnipeg gelang fünfmal die Qualifikation für die Stanley Cup Playoffs, zuletzt in vier Jahren in Folge. Aktuell befinden sich die Jets im Verfolgerfeld für die Wild-Card-Plätze in der Western Conference und belegen mit einer 13-11-5-Bilanz den fünften Rang in der Central Division.

Dave Lowry, einer von Maurices Co-Trainern, wird Winnipeg für den Rest der laufenden Saison als Interimslösung betreuen. „So hatte ich mir das natürlich nicht vorgestellt“, sagte Lowry. „Was es mir einfacher macht, ist, dass Paul es aus eigenem Antrieb so gewollt hat. Das war mir sehr wichtig.“

Zu Lowrys Auftakt verloren die Jets am Samstag zu Hause mit 2:5 gegen die Washington Capitals. „Es war ein sehr emotionaler Tag für alle“, sagte Winnipegs Abwehr-Abrissbirne Brenden Dillon. „Viele Jungs hier, darunter Spieler wie Mark Scheifele oder Blake Wheeler, haben acht Jahre unter Paul gearbeitet. Viele, darunter auch ich, haben beim Thema Winnipeg-Jets-Hockey immer an Paul Maurice gedacht.“


Covid ist zurück: Droht eine Pause?  

Die NHL war in den letzten Tagen von zahlreiche Corona-Fälle betroffen. So werden die Calgary Flames, Colorado Avalanche, Florida Panthers, Boston Bruins, Nashville Predators und Toronto Maple Leafs bis Weihnachten kein Spiel mehr austragen. Alleine am Samstagabend fielen aufgrund von zahlreichen positiven Covid-19-Tests unter Spielern fünf Begegnungen aus: Minnesota Wild vs. Florida Panthers, Montreal Canadiens vs. Boston Bruins, Colorado Avalanche vs. Tampa Bay Lightning, Calgary Flames vs. Columbus Blue Jackets und Vancouver Canucks gegen Toronto Maple Leafs.

Die Liga (NHL) und Spielergewerkschaft (NHLPA) einigten sich auf verschärfte Corona-Maßnahmen, um die Bedrohung durch die Omikron-Variante einzudämmen. Diese sollen vorerst bis zum 7. Januar 2021 gelten. Nach Medienberichten aus Nordamerika laufen im Hintergrund auch Überlegungen, den kompletten Spielbetrieb bis zu den Weihnachtsfeiertagen auf Eis zu legen.



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