NCAA

Firstoverall-Pick Owen Power ist in der NCAA dominanter als je zuvor

Die Buffalo Sabres waren in den letzten Jahren kein Vorbild für die Entwicklung ihrer Nachwuchsspieler. Die Sabres haben viele ihrer Top-Picks zu früh in die NHL geholt, während das Team nicht wettbewerbsfähig genug war oder nicht in der Lage war, ihre Draftpicks zu fördern. 



Doch mit Owen Power, dem Firstoverall-Pick vom Jahr 2021, änderte die Organisation ihre Vorgehensweise. Im Sommer trafen die Sabres die richtige Entscheidung, Power zurück in die NCAA zu schicken.

Dieses zusätzliche Jahr in der NCAA könnte für die Entwicklung des 19-Jährigen ein enormer Vorteil sein. Auch wenn Power bereits in der letzten Saison beeindruckende Zahlen für die University of Michigan aufweisen konnte und in den meisten Spielen seine Fähigkeiten aufblitzen ließ, war der Verteidiger seinen Konkurrenten nur in puncto Körpergröße (1,97 Meter) überlegen, nicht aber im Spiel. 

Allerdings war dies mit Powers’ letztjährigen Rookie-Status unabhängig von seinem Talentniveau zu erwarten, da er zum ersten Mal mit viel strukturierteren und älteren Teams konfrontiert wurde. Am Ende der Saison 2020-21 war klar, dass der Verteidiger in der NCAA noch einiges über das Spiel lernen kann, sowohl offensiv als auch defensiv.

Bislang sind die Ergebnisse vielversprechend: Power wird in Michigan in allen Situationen eingesetzt, kommt in 18 Spielen auf 23 Punkte (3T, 20A) und ist somit der zweitbeste Scorer des Teams, was für einen Verteidiger in einer Mannschaft, die mit zukünftigen NHL-Spielern gespickt ist, keine einfache Leistung ist.

Die größte Veränderung in Powers' Spiel ist sein Selbstvertrauen. Die Zögerlichkeit, die zu Beginn des letzten Jahres manchmal in seinem Spiel zu sehen war, ist so gut wie verschwunden. Der Verteidiger wirkt berechneter, engagierter und dominanter als je zuvor.

Auch wenn die Schwächen, die er noch in der letzten Saison hatte, nicht zu gravierend waren und ihn voraussichtlich nicht von einer langen NHL-Karriere abgehalten hätten, haben sie seine Prognose getrübt. Power konnte in dieser Saison einige Aspekte verbessern:


Skating

Ein Manko in Powers Entwicklung war sein Skating. Auch wenn er bereits über lange, mechanisch solide Schritte, geschmeidig und wendige Übergänge und Drehungen verfügte, schöpfte er sein Potenzial nicht voll aus. Er hörte auf zu laufen, sobald er in Puckbesitz kam, und zog es vor, zu gleiten, um seine Möglichkeiten abzuwägen und nach dem perfekten Spielzug zu suchen, anstatt der besten Option. Er verlangsamte den Angriff und machte es dem Gegner leichter, ihm die Pass- und Schusswege zu nehmen.

Die effektivsten Offensivverteidiger sind ständig in Bewegung. Sie fangen die Pucks ab und kreieren so Turnovers. Sie bewegen sich an der gegnerischen blauen Linie, um das Angriffsbild zu verändern und Lücken zu finden. Und sie kombinieren explosive Handlings- und Skating-Moves, um die gegnerische Verteidigung in der neutralen Zone zu durchdringen.

Zu Beginn des letzten Jahres zeigte Power diese Muster nur selten, aber in dieser Saison sind sie immer häufiger zu sehen.

Er bewegt seine Füße jetzt sowohl in der Offensivzone als auch im Aufbau. In der Tat sind viele seiner Offensivsequenzen jetzt mit ausgeklügelten Manövern verbunden: Er wechselt von einer Seite des Eises zur anderen, läuft über die blaue Linie und wechselt die Position mit seinen Mitspielern.


Passing

Power hat auch sein Spielverständnis verbessert, vor allem im Aufbau des Spieles aus der eigenen Zone.

Er scheint besser in der Lage zu sein, seinen Körper zum Vorteil zu nutzen, um den Puck vor Forecheckern zu schützen. Er kann den Puck problemlos selbst aus der eigenen Zone bringen oder mit einem gezielten Pass seine Mitspieler anspielen, obwohl er teilweise bis zu zwei Gegenspieler an sich hat. Er benutzt auch seine Rückhand häufiger als im letzten Jahr, um den Puck auch in brenzligen Situation an einen seiner Mitspieler zu befördern.


In der Offensivzone verteilt Power den Puck nicht einfach gedankenlos. Er versucht, die Angriffsbedingungen so gut es geht zu verbessern. Er manipuliert die Verteidiger im Eins-gegen-Eins, indem er sie vor dem Pass auf sich zieht, und nutzt Doppelpässe, um Verteidiger zu schlagen, die auf ihn zulaufen. Wenn er keine unmittelbare Möglichkeit hat einen Mitspieler anzuspielen, verschiebt er das Spiel, weg von den überfüllten Räumen. Er schießt die Scheibe tief oder quer über das Eis an eine Stelle, die ein Teamkollege sicher vor einem gegnerischen Verteidiger erreichen kann.

Die Chicago Steel, das Juniorenteam von Power, setzte viele dieser Offensivmanöver ein. Das Team bevorzugte einen Spielstil mit viel Puckbesitz, indem die Verteidiger Räume finden, die von den eigenen Stürmern als erstes eingenommen werden können. In seinem Draft-Jahr hat Power diese Spielweise nicht mehr so häufig angewendet, aber sie taucht jetzt wieder auf. 


Defence  

Power hat sich auch als Offensivverteidiger verbessert. In seinem Draft-Jahr hat er sich oft zu sehr zurückgehalten, war zu passiv. In dieser Saison kommt das zwar immer noch gelegentlich vor, aber er ist viel selbstbewusster geworden.

Sowohl in der Offensivzone als auch in der neutralen Zone pinched er die gegnerischen Stürmer, fängt die Pässe ab und verhindert so, dass die gegnerische Mannschaft in die eigene Zone eindringen kann. Er nutzt seine Größe, um seine Gegner an der eigenen blauen Linie zu überwältigen, und hat begonnen, sich mehr in die Offensive miteinzuschalten.

Seine große Reichweite und sein Schwung machen es für die Angreifer schwer, ihm zu entkommen. Sie werden an die Bande gedrückt und verlieren den Puck.



Nichtsdestotrotz gibt es immer noch einige Schwächen in seinem Spiel.

Flinke Stürmer können ihn mit schnellem Tempowechseln überraschen, da es oftmals den Anschein macht, als ob Power in diesen Situationen ein wenig überfordert wirkt. Auch sein Defensivbewusstsein ist noch nicht ganz auf NHL-Niveau; Power muss lernen, sich öfter vor den gegnerischen Rotationen zu bewegen.

Offensiv bewegt er sich jetzt zwar viel mehr, aber nicht immer zielgerichtet. Der nächste Schritt für ihn ist, jedes Manöver zu planen. Alle offensiven Angriffe sollten einem Ziel dienen, zum Beispiel einen Verteidiger wegziehen, um Platz für einen Mitspieler zu schaffen. Und manchmal ist es auch nicht falsch, nur das zu nehmen, was der Gegner einem in einer gewissen Spielsituation gibt. Zum Beispiel eine Schussbahn ausnutzen, anstatt den Puck noch einmal zu spielen. 

Auch wenn Power über überdurchschnittliche technische Fähigkeiten verfügt, ist er noch kein dynamischer Offensivspieler, da ihm die explosiven Bewegungen und die Fähigkeit fehlen, Puckbesitz und Stickhandling bei hohem Tempo zu kombinieren. In der NHL wird er wahrscheinlich eher mit seinen Passfähigkeiten für Furore sorgen, als den Puck zu führen oder Verteidiger im Zweikampf zu schlagen, wie sein zukünftiger Teamkollege Rasmus Dahlin in Buffalo.

Doch trotz einiger verbleibender Einschränkungen wird das Potenzial von Power mit jedem Spiel bei den Wolverines deutlicher. Diese Saison bringt ihn in seiner Entwicklung einen Schritt näher, um in naher Zukunft eine Top-Rolle in der NHL zu übernehmen, da er experimentieren und herausfinden darf, wie er seine Fähigkeiten am Effektivsten einsetzen kann. Auch seine Effizienz wird sich mit zunehmender Reife verbessern. 

Im nächsten Jahr werden Dahlin und Power eine interessante Kombination für die Sabres darstellen. Ihre Manöver könnten das Team dazu zwingen, die Art und Weise, wie sie offensiv agieren, zu überdenken. Beide bevorzugen einen kreativen Spielstil. Sie ziehen es vor, die Verteidiger zu manipulieren, den Puck zu halten und eher nach Pässen zu suchen, als Schüsse auf das Tor zu bringen.  

Mit Dahlin und Power auf dem Eis könnten die Sabres ihr Offensivspiel ändern, indem sie ihren hohen Stürmer in der Offensivzone noch mehr zurückziehen. Auf diese Weise würde der dritte Stürmer (F3) den Verteidigern eine zusätzliche Passoption bieten, was die Möglichkeit von schnellen Doppelpässen kreieren würde, um so Räume zu öffnen. Diese Strategie würde es dem Duo auch ermöglichen, sich häufiger sicher in der offensiven Zone zu bewegen, um zu Torchancen zu kommen.

Hier sind einige Beispiele für den zurückgezogenen Stürmer (F3) in der offensiven Zone, der bei dynamischen NHL-Teams immer häufiger zum Einsatz kommt.


In einigen Wochen steht für Power die U-20 Weltmeisterschaften an. Da die Hintermannschaft der Kanadier schwächer ist als in den vergangenen Jahren, wird er in allen Situationen viele Minuten spielen müssen. Es wird ein großer Test, aber der Verteidiger scheint bereit zu sein, der Eishockeywelt zu zeigen, dass er ein Team zum Sieg führen kann.


*In Zusammenarbeit mit David St-Louis

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