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NHL

Die neue Offensivpower: Flyers und Blues im Torrausch

In der Vorsaison zählten weder die Philadelphia Flyers noch die St. Louis Blues zu den Torfabriken in der NHL. In den ersten Spielen der Spielzeit 2021/22 aber stellen beide die besten Offensiven der Liga und waren auch in der Nacht auf Donnerstag wieder erfolgreich.



Philadelphias Paradereihe: Farabee-Brassard-Atkinson  

2,86 Tore pro Spiel erzielte Philadelphia 2020/21, belegten damit Rang 15 und waren somit graues Mittelmaß in der NHL. Nun aber hat sich der Wind gedreht: 4:5 n.P. gegen die Vancouver Canucks, 6:1 gegen die Seattle Kraken und nun 6:3 gegen die Boston Bruins bedeuten satte 17 Tore aus den ersten drei Partien der Saison 2021/22 und mit durchschnittlich 5,33 Toren pro Spiel die beste Offensive in der NHL! 

Besonders gefährlich ist die auf dem Papier zweite Sturmreihe der Flyers mit Joel Farabee (3-3-6), Derick Brassard (1-4-5) und Cam Atkinson (3-1-4), die es kumuliert auf 15 (!) Scorerpunkte in drei Partien bringt (7-8-15). Kurios: Mit Brassard und Atkinson bestehen zwei Drittel dieser Linie aus Neuzugängen – allerdings kennen sich die beiden bereits untereinander aus gemeinsamen Jahren bei den Columbus Blue Jackets und scheinen nun perfekt mit Philly-Talent Farabee (21) zu harmonieren.

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„Es ist einfach einfaches Hockey. Wir versuchen nicht zu viel. Wenn wir es nicht spielerisch lösen können, dann machen wir es über das Forechecking und kreieren daraus Offensive“, erklärt Farabee, der genauso wie Teamkollege Travis Konecny in allen drei Auftaktspielen traf. Zuletzt gelang das bei den Flyers Claude Giroux vor genau zehn Jahren in der Spielzeit 2011/12.

Gegen Boston eröffnete Atkinson das Neun-Tore-Spektakel mit einem Tunnel zum 1:0 (9.). Karson Kuhlman glich für die Bruins aus (17.), doch neun Sekunden vor der Pausensirene staubte Farabee im Powerplay zum 2:1 ab (20.). Im zweiten Abschnitt erhöhte Scott Laughton auf 3:1 (22.), doch die Bs kamen dank der Treffer von Taylor Hall (29.) und Brad Marchand (40.) zum erneuten Ausgleich. Im Schlussdrittel bestrafte Philadelphia Fehler der Gäste eiskalt und gingen durch Doppelpacker Atkinson (41.) und Konecny (52.) erneut in Führung. Ein Empty-Netter von Sean Couturier (60., im Powerplay) besorgte den Rest.

Verteidiger Rasmus Ristolainen (18:37 Minuten Eiszeit) und Torwart Martin Jones (37 Saves, 92,5 Prozent Fangquote) gaben übrigens ihr Debüt für die Flyers, die bislang in allen Spielen punkten konnten (2-0-1).


Secondary Scoring als Erfolgsrezept der Blues  

Noch immer ungeschlagen sind die St. Louis Blues, die erstmals in ihrer Franchise-Geschichte mit drei Auswärtssiegen zum Auftakt starteten. Einem 5:3 bei den Colorado Avalanche ließen die Blue Notes ein 7:4 bei den Arizona Coyotes und nun ein 3:1 bei den Vegas Golden Knights folgen. „Es fühlt sich großartig an. Es war nicht leicht, auswärts zu starten, insbesondere in einigen schwer zu bespielenden Arenen. Wir haben uns aber durchgekämpft, füreinander gespielt und das hat zu Siegen geführt“, sagte Stürmer Brandon Saad. Torwart Jordan Binnington pflichtete bei: „Es war ein toller Roadtrip für uns. Wir müssen darauf aufbauen und als Team weiter Spaß haben.“

Spaß bereitet dem Team aus Gateway City insbesondere die Offensive: 15 Tore aus den ersten drei Spielen bedeuten eine Torquote von 5,0 und damit den zweitbesten Angriff in der NHL. Im Vorjahr landete St. Louis diesbezüglich mit 2,98 nur auf Rang 13. Insbesondere das Secondary Scoring kommt den Blues bislang zugute: 18 von 19 eingesetzten Spielern (nur James Neal nicht) steuerten schon mindestens einen Scorerpunkt bei. Zudem können die Blues bereits zehn verschiedene Torschützen vorweisen. „Es zeugt von viel Charakter, wenn du es schaffst, auf verschiedene Weise zum Erfolg zu kommen“, meint Saad.

In Las Vegas geriet St. Louis zunächst durch William Karlsson in Rückstand, der auf seinen eigenen Schuss abstaubte (9.). Es war allerdings das einzige Mal an diesem Abend, dass Goalie Jordan Binnington hinter sich greifen musste: Er parierte 42 von 43 Schüssen und kam auf eine beeindruckende Fangquote von 97,7 Prozent.

Im weiteren Verlauf meldete sich dann die neue Offensivpower der Blues zu Wort: Saad fand die freie Scheibe im Slot und glich aus (24.). Vladimir Tarasenko stand am Ende einer feinen Direktpasskombination und schob zur 2:1-Führung ein (50.). Ivan Barbashyov traf am Ende noch ins leere Tor zum 3:1-Endstand (59.).

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Damit zählt St. Louis (3-0-0) zu den acht Mannschaften in der NHL, die noch ungeschlagen sind. Neben den Edmonton Oilers (3-0-0), Florida Panthers (3-0-0), Minnesota Wild (3-0-0), New Jersey Devils (2-0-0) und Carolina Hurricanes (2-0-0) sind darunter auch einige faustdicke Überraschungen wie die Buffalo Sabres (3-0-0) und San Jose Sharks (2-0-0). 


Sharks steigen in den Eichel-Poker ein  

Apropos Buffalo: Der Name Jack Eichel wabert nach wie vor durch einige Gerüchteküchen in der Liga. Hartnäckig halten sich Trade-Spekulationen, die die Anaheim Ducks, Minnesota Wild, New York Rangers und Vegas Golden Knights betreffen. Bislang aber scheiterte ein Transfer an den hohen Forderungen der Sabres.

Neu im Kreis der Spekulationen sind die San Jose Sharks. Allerdings nur, wenn sich die Nord-Kalifornier von Skandalnudel Evander Kane trennen können. Der Power Forward wurde nach Verstößen gegen das Covid-19-Protokoll für 21 Spiele gesperrt. Angeblich plant Team Teal auch danach nicht mehr mit dem 30-jährigen Kanadier, der noch bis 2025 unter Vertrag steht und will sich unbedingt trennen. Ob es Sharks-GM Doug Wilson schafft, sein „Enfant Terrible“ in einen Trade mit Buffalo zu verstricken, darf bezweifelt werden, immerhin hinterließ Kane auch bei den Sabres verbrannte Erde. So oder so dürfte San Jose für den aktuell noch verletzten Eichel (Nacken) tief in die Schatulle greifen müssen. Ein Trade-Kandidat wäre der tschechische Center Tomas Hertl (27), der im Sommer 2021 zum Unrestricted Free Agent (UFA) wird. Bislang konnte sich Wilson mit Hertl noch nicht auf einen neuen Vertrag einigen.



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