Lehner bringt die NHL mit Tweets in Zugzwang – Neuer Ärger für Kane
Eine Woche vor dem Start der NHL-Saison 2021/22 wurden vor allem abseits des Eises Schlagzeilen geschrieben: Torwart Robin Lehner machte mit Tweets auf Missstände aufmerksam und brachte damit nun NHL und NHLPA an einen Tisch. Stürmer Evander Kane steht dagegen die nächste Untersuchung ins Haus.
In einer regelrechten Tweet-Welle hatte Lehner am Wochenende NHL-Teams des Medikamentenmissbrauchs und der medizinischen Fehlbehandlung beschuldigt. „Ich habe viele Fehler gemacht, aber ich werde nicht über eine einzige Sache lügen, was ich in den letzten zwölf Jahren gesehen habe“, schrieb Lehner auf Twitter. „Ich bin zu 100 Prozent ein NHL-Fan, ich liebe Hockey und möchte, dass die NHL groß ist. Ich will auch nichts zerstören, sondern einfach das tun, was richtig ist. Dinge müssen sich ändern.“
Robin Lehner/Twitter
Konkret prangerte der Torwart der Vegas Golden Knights Medikamenten-Missbrauch an. „Ist es an anderen Arbeitsplätzen üblich, Benzodiazepine und Ambien auszugeben, wenn sie reisen? Sollte das nicht von Ärzten oder Psychiatern verschrieben werden? Das passiert nicht in Vegas, um klar zu sein. Aber ich kenne viele andere Teams, in denen das gemacht wird. Ich habe selbst in einem gespielt.“
Robin Lehner/Twitter
Welche Folgen das haben kann, erlebte Lehner selbst: „Sie sagen, Ambien ist nur ein Schlafmittel. Das ist lustig, denn im Entzug wurde mir gesagt, dass das der Grund war, warum ich keine Tiefschlaf-Phasen mehr hatte. Acht Jahre ohne Tiefschlaf. Großartig. Aber ja, nur Schlaftabletten“, polterte Lehner und klagte zudem einen Fall während seiner Zeit bei den Buffalo Sabres auch noch falsche medizinische Behandlung an: „Mein Knöchel wurde mit einer Schraube fixiert. Ganz toll. Dann die OP, dann die Pillen. Ich wäre fast gestorben. Danach musste ich auf der Beinpresse trainieren und habe mir gleich im ersten Spiel den Knöchel schwer verstaucht. Nach einem Monat dieser Behandlung ist meine Seele gestorben. Es ist nicht alles schön.“
Robin Lehner/Twitter
Lehner hatte bereits im Jahr 2018 veröffentlicht, dass bei ihm eine Bipolare Störung, eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und eine posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) diagnostiziert wurde. Er hatte mit Depressionen, einer Abhängigkeit von Schlafmitteln und Alkoholmissbrauch zu kämpfen, schaffte es aber wieder zurück zu einem wertvollen Torwart in der NHL.
Was genau den Torwart der Vegas Golden Knights getriggert hatte, um plötzlich aus buchstäblich allen Kanälen zu feuern, ist nicht bekannt. Es könnte aber um seinen Mitspieler Nolan Patrick gehen, der in seiner Zeit bei den Philadelphia Flyers nach einer Gehirnerschütterung unter einer langwierigen Migräne-Störung litt. Auch Ex-Mitspieler Jack Eichel von den Buffalo Sabres ist gerade im Zwist mit seinem Klub, der eine andere Behandlung für einen Bandscheibenvorfall im Halswirbelbereich fordert als sein eigener Arzt. Der Spieler drängt auf einen Wechsel, der Klub nahm in das Kapitänsamt. Die Fronten sind extrem verhärtet. „Die Situation mit ihm ist die gleiche wie bei mir damals“, schrieb Lehner und schoss auch in Richtung Alain Vigneault, dem Trainer der Flyers: „Ein Dinosaurier-Trainer, der Menschen wie Roboter behandelt. Feuert diese Dinosaurier und fangt mit Vigneault an. Ich habe Beweise. Versuche dich da mal rauszuschlängeln.“
Robin Lehner/Twitter
Zum Schluss versprach Lehner noch: „Ich werde weitermachen. An jedem Tag an dem diese Sch*** weiterläuft, werde ich eine Geschichte veröffentlichen und über mich, Ex-Spieler und aktuelle Spieler beweisen, was hier abgeht. Ab morgen fangen die Wahrheits-Tweets an, es sei denn, diese Sachen werden behoben.“
NHL lädt Lehner zum Gespräch
Seitdem kehrte allerdings Ruhe ein auf dem Twitter-Account von Robin Lehner. Im Hintergrund wurden wohl schon entsprechende Reaktionen in die Wege geleitet. Am Dienstag meldete sich dann die NHL vor Ort und sprach von einem Gespräch zwischen dem Torwart, der Liga und der Spielergewerkschaft NHLPA
„Alle haben sich an einen Tisch gesetzt. Alles andere bleibt hinter verschlossenen Türen“, erklärte Lehner. „Es ist etwas, für das ich mich seit Jahren einsetze und der Weg, den sie jetzt einschlagen wollen, macht mir Mut für die Zukunft.“
Seinen Kampf für die Sache möchte der 30-jährige Schwede künftig nicht mehr über Twitter führen: „Es war nicht einfach, so etwas zu machen. Es ist extrem schwer, weil ich mich hinter nichts verstecke, weil ich eine bipolare Person bin. Das ist nicht leicht. Die Leute denken, ich mache das, um Aufmerksamkeit zu bekommen, aber dem ist nicht so. Ich glaube nicht, dass ich damit weitermachen muss. Ich werde mich immer für mentale Gesundheit einsetzen. Ich möchte einfach jüngere Spieler schützen und der einzige Weg, Veränderungen zu erreichen, ist es nicht über die Öffentlichkeit zu tun. Ich fühle mich sehr ermutigt von den Gesprächen die jetzt kommen werden. Wenn ich nur helfen kann, dass es um ein Prozent besser wird, wäre ich schon sehr glücklich.“
Auch der Fall Jack Eichel kam noch einmal auf den Tisch. „Ich kenne Eichel, er war auch mein Kapitän. Wir sind alle um seinen Nacken besorgt, aber was ist mit seiner mentalen Gesundheit? Das gehört auch zum Leben dazu. Alles was ich verlange, ist, ein Teil der Veränderung zu sein, damit ein paar Dinge korrigiert werden, die uns Spieler betreffen. Ich möchte nicht, dass Spieler weiterhin im Stillen leiden müssen. Ich möchte nicht mehr, dass es Fälle wie den von Jack Eichel gibt.“
Hat Kane seinen Impfpass gefälscht?
Auch Evander Kane von den San Jose Sharks produziert weiter fleißig Schlagzeilen. Nun steht dem Power Forward die nächste Untersuchung ins Haus. Laut nordamerikanischen Medienberichten soll der 30-jährige Kanadier seinen Impfausweis gefälscht haben. Dies ist in den USA illegal und hätte sowohl für den Spieler als womöglich auch für die Sharks harsche Konsequenzen.
Parallel laufen noch zwei weitere Ermittlungsverfahren gegen den Power Forward: Einerseits aufgrund von Verstößen gegen das Covid-19-Protokoll, andererseits aufgrund von Missbrauchsvorwürfen von seiner Frau Anna Kane, weshalb Kane aus San Joses Trainingscamp verbannt wurde. Zuvor wurde er auch noch beschuldigt, auf seine eigenen Spiele gewettet zu haben, hier konnte die NHL aber keine Schuld feststellen. Auch in den drei anderen Fällen gilt zunächst die Unschuldsvermutung.