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Dominik Kahun: Von der NHL in die Bärenhöhle

Dominik Kahun verbrachte die vergangenen drei Jahre in der NHL. Trotz erneuten Angeboten aus der besten Liga der Welt entschied sich der 26-jährige Silbermedaillengewinner in der kommenden Saison für den SC Bern in der National League aufzulaufen. Mit EliteProspects Rinkside spricht er über die Gründe, seine Ankunft in der Schweiz und und vieles mehr. 



Bisher hat Dominik Kahun einen guten Eindruck von der Hauptstadt der Schweiz. „Es ist wirklich eine sehr schöne Stadt. Ich traf eine super Mannschaft an und wurde gut von den Jungs aufgenommen.“ Auch wenn die Resultate in den ersten vier Spielern der Saison ausblieben, scheint die Mannschaft nach zwei Kantersiegen (8:1, 6:0) nun auf dem richtigen Weg zu sein. “Ich mag keine Ausreden, aber uns hatte zuvor vor allem das “Puckluck” gefehlt. Wir haben meiner Ansicht nach gut gespielt, aber die Scheibe wollte noch nicht rein. Die Resultate waren schlimmer als die Leistung“ erzählt er. 

Auch Kahuns Ausbeute steigerte sich in den letzten beiden Spielen, denn er konnte zwei Tore und zwei Assist erzielen, was ihn auf eine bisherige Saisonbilanz von sechs Spielen, zwei Toren und sechs Assists bringt. Mit diesen Statistiken teilt er sich mit Cory Conacher die Topscorerposition des Teams. Für Kahun selbst ist diese Tatsache eher beiläufig, den er stellt persönliche Erfolge hinter den Erfolg der Mannschaft: „Wie oft habe ich einen Dreck gespielt und hatte trotzdem zwei Punkte auf dem Scoresheet, dann spiele ich lieber gut und hole keine Punkte. Die Leute, welche sich im Eishockey auskennen, werden dies sowieso registrieren.“ Sein selbstloser Ansatz widerspiegelt sich auch jedes Jahr in seinen Statistiken. Als gutes Beispiel hierfür könnte man seine 157 DEL-Einsätze nehmen, wo ihm 39 Tore und 72 Assists gelangen. 


Bern, eine reine Bauchentscheidung  

Kahun hatte für diese Saison erneut Angebote aus der NHL erhalten und auch von anderen Mannschaften aus den Topligen in Europa wurde angefragt. In der NHL sei nichts Passendes dabei gewesen. In der Wartezeit hielt sich Kahun bereits als Trainingsgast beim SC Bern fit. Am Ende ging alles sehr schnell, denn dort ist man auf ihn zugegangen und er entschied sich zu bleiben. „Ich habe mich vorher auch nicht groß informiert und habe aus dem Bauch dem SC Bern am Ende zugesagt.“ Eine Entscheidung, die der Spielmacher bislang nicht bereut hat: „Bis jetzt kann ich nicht klagen. Wie gesagt, es gefällt mir in Bern sehr.“ Bei den Schweizern hat er einen Vertrag für drei Jahre unterzeichnet. Allerdings hat er in jedem Sommer die Möglichkeit den Vertrag aufzulösen, sollte er ein Angebot aus der NHL erhalten.

BILDBYRÅN/Pius Koller



Von der NHL in die NL  

Im letzten Jahr spielte Kahun noch an der Seite von Kindheitsfreund Leon Draisaitl, bei den Edmonton Oilers. Zuvor lief er für die Buffalo Sabres, Pittsburgh Penguins und die Chicago Blackhawks auf. Innerhalb von drei Jahren musste Kahun viermal die Mannschaft wechseln. Seine Statistiken aus insgesamt 186 NHL-Einsätzen: 34 Tore, 49 Assists. Keine Frage, das Tempo in der NHL ist höher als in Europa: „Das liegt, glaube ich, vor allem an der kleinen Eisfläche. Man hat noch weniger Zeit und es ist ständig Action.“ Dennoch ist der 26-Jährige positiv über die Geschwindigkeit und den physischen Aspekt der National League beeindruckt, auch wenn es nach wenigen Spielen in der höchsten Schweizer Spielklasse noch schwierig sei zu beurteilen. 

Dominik Kahun und Leon Draisaitl

Dominik Kahun und Leon Draisaitl Bob Frid-USA TODAY Sports


In der NHL musste sich der 1,80 Meter und 79 Kilogramm schwere Stürmer oftmals mit einer Bottom-Six-Rolle zufriedenstellen. Für Kahun war dies allerdings erstmals kein Problem, denn die kleinere Rolle, weniger zu spielen und manchmal auch nur zuzuschauen habe ihn mental stärker gemacht. Allerdings wurde mit der Zeit das Selbstvertrauen in Mitleidenschaft gezogen. 

In der NL sieht er sich nun in einer komplett anderen Rolle und zwar in der eines Topspieles, welcher viel Eiszeit bekommt und auch im Powerplay spielt. Das macht viel Spaß und steigere sein Selbstvertrauen.

„Nicht, dass man mich falsch versteht. Die NHL hat auch viel Spaß gemacht. Ich habe sehr viel aus der Zeit in Nordamerika mitgenommen“, erzählt er. Zu seinen Highlights zählt sein erstes NHL-Tor mit den Chicago Blackhawks und das Winterclassic-Game auf dem Footballfield der University of Notre Dame. Auch gegen all diese Superstars antreten zu dürfen sei genial gewesen. „Zusehen wie diese Weltklassespieler jeden Tag hart an sich arbeiten, diese Arbeitsmoral mitzuerleben, hat mir viel gebracht.“

Kahun nach seinem Treffer zum 2:1 gegen die Bruins (NHL Winterclassic 2019)

Kahun nach seinem Treffer zum 2:1 gegen die Bruins (NHL Winterclassic 2019) Aaron Doster-USA TODAY Sports



Silbergewinn in Korea  

Bei der Ankunft in Bern traf er dann auch auf den einen oder anderen Schweizer Nationalspieler, welcher er und das DEB-Team eine schmerzhafte Niederlage aus Schweizer Sicht zugefügt hatte. An den Olympischen Spielen in Korea 2018 bezwang man nämlich auch die Schweiz auf dem Weg ins Finale. „Klar gab es in der Kabine den einen oder anderen Spruch zu unserer Nationalmannschaftsvergangenheit, aber das ist keine Rivalität, sondern die üblichen Witze in der Garderobe.“ Die Olympiade sei jetzt auch schon fast vier Jahre her, dennoch ist dieses Ereignis immer noch sehr unfassbar für ihn. Der Schlüssel zum damaligen Erfolg sei das Team gewesen. Es hätte zwischen den Jungs einfach gepasst: „Wir haben schon in der Vorbereitung gemerkt, dass dies eine spezielle Truppe ist. Wir sind zwar mit zwei Niederlagen gestartet, aber das 0:1 gegen Schweden war eines der besten Spiele, welches ich mit einer deutschen Nationalmannschaft je bestritten habe.“ Ab diesem Spiel haben dann alle gemerkt, dass mehr möglich ist.

Am Ende hätte die deutsche Nationalmannschaft dann fast noch die Goldmedaille gewonnen, denn bis 52 Sekunden vor Schluss führte man noch gegen die Olympischen Athleten aus Russland. Diese konnten allerdings noch den Ausgleich erzielen und sicherten sich Gold in der Verlängerung. Trotzdem ist er sehr stolz auf den Erfolg der Mannschaft. Ein Finale zu verlieren sei nie schön, doch nur schon dieses erreicht zu haben sei Wahnsinn gewesen. Es sei unglaublich, was er und das Team in Korea erreicht hätten. 

BILDBYRÅN/Grigory Dukor


Mit dem SC Bern hat Dominik Kahun nun die Gelegenheit, sich auf die anstehenden Winterspiele in Beijing vorzubereiten. Mit der Präsenz der NHL-Spieler könnte eine Wiederholung des Erfolges von 2018 zu einer beschwerlichen Aufgabe für das DEB-Team werden, aber wer hätte Deutschland den Erfolg vor vier Jahren zugetraut? Und wer weiß, vielleicht führt der Weg nach den Olympischen Spielen erneut in die NHL, denn nach Olympia 2018 unterzeichnete Kahun mit den Chicago Blackhawks bekanntlich seinen ersten NHL-Vertrag. 




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