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DEL Vorschau 2021/22: Krefeld Pinguine

Am 9. September startet die DEL-Saison 2021/22. EliteProspects Rinkside stellt alle 15 Mannschaften vor. In dieser Ausgabe: Krefeld Pinguine.



Krefeld konnte in der letzten Saison lediglich fünf Siege aus 38 Spielen einfahren. Im Normalfall wäre dies eine sportlich desaströse Saison. Dennoch war das Dabeisein der Pinguine in der DEL eigentlich alles, was nötig war, um die Saison als Erfolg abzustempeln, denn wenn man bedenkt, was in Krefeld im Hintergrund alles passierte, hätte man meinen könnten, das die Mannschaft gar nicht antreten würde. Bereits zwischen Juli und September des vergangenen Jahres sind fünf fest eingeplante Spieler relativ unerwartet abgesprungen. Anschließend verließen neun weitere Spieler inklusive dem Krefelder Urgestein Daniel Pietta sowie Identifikationsfiguren wie Torsten Ankert und Kai Hospelt den Verein. Zu allem Überfluss warf dann auch noch der neue Trainer Glen Hanlon das Handtuch vorzeitig. Dennoch kratzte das Team eine Reihe von Spieler primär aus Russland und dem eigenen Nachwuchs zusammen und machte das Beste aus der Situation. Mihails SvarinskisBoris Blank (noch Co-Trainer) und dann Clark Donatelli leiteten das Geschehen auf der Bank. Fortschritt war auf Dauer zu sehen und vor allem ein paar der jüngeren Spieler zeigten eine bisher ungeahnte Tauglichkeit in der Liga. Nun aber geht es in dieser Saison, um einen Abstieg zu vermeiden.


Die Neuzugänge  

Im Baltikum sind die Krefelder fündig geworden, zumindest wenn es um die Herkunft ihrer drei wichtigsten Neuzugänge für die blaue Linie geht. Für Aufmerksamkeit sorgten die Verpflichtungen von Jesper Jensen Aabo und Patrik Hersley, beide spielten vergangenen Saison noch im Trikot der Malmö Redhawks in der SHL. Hersley ist bereits 35 Jahre alt, kann sich aber vor allem mit seinem starken Schuss in der Offensive einschalten. Aabo wurde in letzte Saison noch zum zweitbesten Punktesammler (14 Punkte) unter allen Verteidigern der Redhawks. Im Jahr davor war er für 21 Punkte gut. Zudem ist der 30-Jährige ein fester Bestandteil der dänischen Nationalmannschaft und ist für die Olympiade in China eingeplant. Vom Ligakonkurrenten Nürnberg kommt der in Leipzig geborene Lette Arturs Kulda, der einst von den Atlanta Thrashers gedraftet worden ist. Im Gegensatz zu den meisten seiner Ice Tiger-Kollegen genoss Kulda eine recht gute 20/21 Saison und sammelte 17 Punkte in 33 Spielen für den Nürnberger Angriff.

Patrik Hersley im Trikot von Malmö

Patrik Hersley im Trikot von Malmö BILDBYRÅN/Peter Holgersson


Diese drei Spieler werden mit aller Wahrscheinlichkeit mit dem aus Köln gewechselten Dominik Tiffels, der sich mittlerweile als fester DEL-Spieler etabliert hat, die Top-4 in der Verteidigung bilden.

Vorne gibt es ein Potpourri an neuen Gesichtern, obwohl das Team in der Lage war, einige der wichtigsten deutschen Spieler und den Wunschkandidaten schlechthin aus der vorigen Saison zu behalten. Vielleicht der absolut wichtigste Spieler für die Attacke wird der Schwede Alexander Bergström sein. Im Alter von 35 kommt der Spielmacher direkt aus der SHL, wo er zwei Jahre in Folge für den Traditionsverein HV71, der völlig überraschend abgestiegen ist, verbrachte. Nach vielen Jahren als einer der Topscorer in der schwedischen Allsvenskan hat er es jede Saison auf 25 Punkte oder mehr geschafft. Die Saison 17/18 verbrachte er in der KHL mit Sibir Novosobirsk und kam dort auf 41 Punkte (21 Tore, 20 Assists). Jede Menge Erfahrung und Können soll er nun der Mannschaft verleihen.

Auch als Paukenschlag gesehen ist die Verpflichtung vom ehemaligen Ingolstädter Robert Sabolic, der bereits in sieben unterschiedlichen Ländern sein Geld verdient hat. Obwohl als Schlitzohr vorne bekannt, kommt er nun aus der SHL, wo er mit lediglich einem Tor und sieben Punkten in 18 Spielen für Oskarshamn nicht gerade seine beste Saison abgeliefert hat. Für Krefeld ist seine Verpflichtung ein Wagnis, denn die abgelaufene Saison ist bereits die zweite Saison in Folge, in der er nicht besonders viele Punkte sammeln konnte. Seine drei Tore für Slowenien bei der Olympiaqualifizierung sind schon mal ein gutes Zeichen. Neben ihm hat das Team nun den Finnen Niclas Lucenius unter Vertrag genommen, nachdem er als Tryout-Spieler eingeladen war. Vor zwei Jahren konnte Lucenius mit Düsseldorf, nachdem er spät in der Saison als Notlösung zur Mannschaft kam, sieben Punkte in acht Spielen sammeln. Als bekannter Name in der finnischen Szene hat er in den letzten Jahren immer wieder gut gescort, ist aber immer wieder zwischen Liiga und Mestis gependelt. Nun soll er von Anfang an mit Krefeld auflaufen und unter Beweis stellen, zu was er in einer vollen Saison fähig ist.

Als Wildcard gilt US-Amerikaner Jeremy Bracco. Einst ein wichtiger und vielversprechender Spielmacher für das renommierte USNTD-Programm, kommt das Draftrecht der Toronto Maple Leafs nun nach Deutschland, mit der Hoffnung, seine Karriere wieder auf die Beine zu stellen. Erst 24 schien er kurz vor dem Durchbruch in die NHL zu sein, als er 2018/19 stolze 79 Punkte in 75 AHL-Spielen erzielte, setze dann noch 16 Punkte in 13 Playoff-Spielen obendrauf. In der Saison danach schaffte er immerhin 34 Punkte in 44 Spielen, aber es war allen klar, dass sich sein Spiel nicht weiterentwickelte. Letzte Saison befand er sich in der finnischen Liiga, wo er 19 Punkte in 26 Spielen sammeln konnte. Bracco könnte zu einem großen Joker für die Pinguine werden. 

Jeremy Bracco

Jeremy Bracco BILDBYRÅN/Icon SMI


Zu guter Letzt bediente sich das Management wieder in Russland in der VHL, wo sie mit dem 27-jährigen Anton Berlyov fündig geworden sind. Als Wandervogel durch Osteuropa in seinen jungen Jahren hat der wendige Mittelstürmer nun die letzten fünf Jahre in der VHL gespielt und dabei 0,7 Punkte pro Spiel erzielt. Gehofft wird, dass er den abgewanderten Topscorer Artur Tyanulin ersetzen kann. 

Zudem haben die Pinguine mit Oleg Shilin nun mehr Stabilität im Tor. Der Veteran von 33 KHL- und 167 VHL-Spielen, soll nun das Goalie-Gespann in Krefeld unterstützen. 


Die Schlüsselspieler  

Klar ist, dass die jungen Spieler Führungspersönlichkeiten brauchen werden und Krefeld hielt fest an einer Handvoll Spielern, die genau das anbieten werden. Allen voran Kapitän und Urgestein Martin Schymainski. Obwohl ein eher unterdurchschnittlicher Scorer, verfügt Schymainski über Führungsqualitäten und bleibt ein positiver Bestandteil der Mannschaft. Hilfe in dieser Hinsicht bekommt er von Verteidiger Mirko Sacher sowie Stürmer Alexander Weiß und Laurin Braun. Alle vier werden eine immense Bedeutung für den Zusammenhalt in der Mannschaft haben und hoffentlich auch einen Weg finden, die neuen internationalen Gesichter zu einer Einheit zu formieren. Erlebt haben diese vier immerhin bereits sehr viel.

Wichtig für die Offensive ist ganz klar der einzige Kanadier im Team, Lucas Lessio. Groß und stark hat Lessio bisher 18 Tore in 56 DEL-Spiele gescort und nur die wenigsten waren nicht in der Kategorie „Highlight Reel“.

Es wird behauptet, dass ein guter Torwart die halbe Miete wert ist. Starter Sergey Belov war in der letzten Saison sehr charismatisch, verlies das Eis allerdings nur einmal als Sieger. Das bedeutet, dass er bei 16 Niederlagen im Tor stand. Dennoch wurde er weiterverpflichtet. Kann er sich mit einer deutlich besseren Verteidigung steigern?

Auch die Neuzugänge der Pinguine werden von Anfang an tragende Rollen einnehmen müssen. 


Die Youngsters  

In dieser Kategorie verfügen die Krefelder über reichlich Talent. Es geht schon los mit Nikita Quapp im Tor, der bereits letzte Saison als 17-Jähriger elf Spiele bestritt. Er beendete die Saison als Starter für Deutschland bei der U18-WM und wurde prompt darauf von den Carolina Hurricanes gedraftet. Nun hat der junge Mann allerdings zwei erfahrenen Goalies vor sich. Quapp könnte via Förderlizenz auch anderweitig spielen und dort  Erfahrungen sammeln, sollte er in der DEL keine Einsätze bekommen. Für Quapp wäre ausreichend Spielpraxis wichtig, denn der junge Keeper will auch bei der U20-WM im Tor stehen.

Nikita Quapp

Nikita Quapp BILDBYRÅN/Zink


In der Verteidigung sehen wir mehrere junge Gesichter. Der 20-jährige Philipp Mass konnte in der letzten Saison bereits wichtige Erfahrungen sammeln. Direkt von den Red Bull Academy Juniors in der AlpsHL gekommen, überzeugte er beinah auf der ganzen Linie und soll nun eine vielleicht feste Rolle in der Top-6 im Team einnehmen. Konkurrenz bekommt er von Tom-Eric Bappert (22), der 37 Spiele in der letzten Saison für Krefeld bestritt und auch noch Luft nach oben hat. Ob der 17-jährige Deutschrusse Daniel Gertsog es ins Team schafft, ist zu bezweifeln, aber zum Tryout wurde der kleine Blueliner eingeladen. Er ist ein in Deutschland unbeschriebenes Blatt.

Im Sturm soll Alexander Blank (19), der Sohn des Co-Trainers Boris Blank Akzente setzten. Schon in der vergangenen Saison fiel Blank positiv auf. Sein Aufblühen sorgte dafür, dass der Bundestrainer ein Auge auf ihn geworfen hat und nun könnte er, wie auch Quapp, in diesem Winter für die U20-Mannschaft in Edmonton nominiert werden. Dort würde er höchstwahrscheinlich auf Mannschaftskollege Justin Volek treffen, der bereits im letzten Winter mit bei der WM war. Für Volek wird die kommende Saison zu seiner ersten vollen DEL-Saison und er soll sich ähnlich wie Filip Reisnecker in Bremerhaven etablieren.

Auch in Edmonton vertreten könnte der erst 18-jährige Maciej Rutkowski sein. Der bullige Stürmer kommt von einer Art Galavorstellung in der Oberliga, wo er 31 Punkte in 43 Spielen sammelte. Diese Punkteausbeute ist für einen 18-Jährigen in der Oberliga sehr beeindruckend. Dennoch wurde seine Leistung in der dritthöchsten Liga Deutschlands getoppt und zwar von Luca Hauf (17), der im Alter von 16 Jahren auch 31 Punkte gescort hat, allerdings in „nur“ 37 Spielen. Mit dieser Leistung wurde er ins Aufgebot für die U18-WM berufen und im Sommer repräsentierte er Deutschland bei dem berühmten Gretzky Hlinka Cup. Er bestreitet diese Saison auch als Hoffnungsträger für den NHL-Draft im nächsten Sommer, wo er bei entsprechender Leistung gute Chancen darauf hat, von einem NHL-Team in Betracht gezogen zu werden.

Ob andere Talente aus der immer recht jungen Oberliga Mannschaft wie der 17-jährige Marcel Mahkovec sich für DEL-Einsätze empfehlen werden, wird sich zeigen.


Prognose  

Das Team ist auf dem Papier nun besser als in der letzten Saison. Dies zu erreichen war aber auch nicht schwer. Wenn alles gut läuft und die Neuzugänge einschlagen, ist der Kampf um einen Playoff-Platz realistisch. Allerdings könnte dieses Team auch gebaut sein, um einen Abstieg zu vermeiden. Das Ziel sollte vorerst sein, nicht auf einem der letzten zwei Plätze der Tabelle zu landen. Wenn die Neuzugänge sich einfügen können, sollte dieses Ziel realistisch sein. 



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