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DEL Vorschau 2021/22: Fischtown Pinguins

Am 9. September startet die DEL-Saison 2021/22. EliteProspects Rinkside stellt alle 15 Mannschaften vor. In dieser Ausgabe: Fischtown Pinguins.


Die vergangene Saison fing für die Männer aus dem hohen Norden der DEL sehr gut an. Im ersten und womöglich letzten Magenta Cup waren die Pinguins kaum zu bremsen und verloren erst in einem torreichen Finale gegen München (5:7). Auch anschließend kam die Mannschaft stark aus den Startlöchern und führten bis zum 16. Spieltag die Gruppe Nord an. Zur Mitte der Saison mussten sich die Pinguine dann ein paar Verletzungen unterziehen und aus dem ersten Platz wurde der Zweite, denn es führte kein Weg an Berlin vorbei. Dennoch war dieser Tabellenplatz eine großartige Leistung und man sicherte sich zudem einen Platz in der Champions Hockey League. Dennoch war das Aus gegen Wolfsburg in der ersten Runde der Playoffs sehr bitter. Auch enttäuschend war, wie „sterblich“ die Mannschaft wurde, wenn Star-Stürmer Jan Urbas nicht im Kader stand, was leider 10-mal der Fall war. Wie wichtig er für den Angriff ist, sieht man bereits durch die Tatsache, dass er in der abgelaufenen Saison nur 28 Spiele absolvieren konnte und trotzdem zum Topscorer der Mannschaft wurde.


Die Neuzugänge  

Allgemein gab es lediglich sechs Abgänge und abgesehen von Kult-Torhüter Tomas Pöpperle (Köln) und Verteidiger Maxime Fortunus (Unbekannt) keine allzu nennenswerten. Dafür ist der diesjährige Kader durch neun Zugänge definitiv tiefer als zuletzt. Ein Blick auf die Neuzugänge zeigt, dass das Team einen deutlich jüngeren Kurs einfahren möchte. Neue Impulse soll der neue Verteidiger Reid McNeill setzten. Nach einigen Jahren als eher defensiv-orientierter Verteidiger kommt er nun aus dem dänischen Hockey Hotspot Herning. Mit 1,93 Meter und 98 Kilogramm wird die größte Frage sein, ob er auf dem DEL-Niveau wirklich Akzente setzen kann.

Reid McNeill

Reid McNeill BILDBYRÅN/Ritzau Scanpix


Im Sturm wird ein Großteil der neuen Scoring-Hoffnungen auf den Schultern eines weiteren Spielers aus der dänischen Liga gesetzt, nämlich Christian Wejse. Erst 22, kommt der Däne direkt aus seiner besten Saison als Profi. Vor allem in den Playoffs konnte der Rechtsschütze überzeugen: In 13 Playoff-Spielen konnte er 14 Punkte (sieben Tore, sieben Assists) für die Esbjerg Energy erzielen. Ein weiterer skandinavischer Neuzugang ist der 1,91 Meter große Markus Vikingstad. Dieser Name wird einigen DEL-Fans noch bekannt sein, denn Markus ist der Sohn des ehemaligen norwegischen Scoring-Stars Tore Vikingstad, der zehn sehr erfolgreiche Jahre in der DEL verbracht hat und 2010 sogar DEL-Meister mit den Hannover Scorpions wurde. Der erst 21 Jahre alte Sohnemann kommt von den Fjordkraftligaen-Krösus Stavanger Oilers, wo er bisher in zwei Saisons nicht über eine Rolle in den unteren zwei Reihen hinausgekommen ist. Wird der nächste Schritt für ihn in Bremerhaven stattfinden?

Wenn es eine vermeintliche Hauptverpflichtung in der abgelaufenen Season gegeben hat, war es die Akquisition vom DEL2-Torhüter des Jahres, Maximilian Franzreb. Der 25-Jährige hat eine dominante Vorstellung in anderthalb Saisons bei Bad Tölz abgegeben und war maßgeblich an den zum Teil überraschenden Erfolg der Mannschaft in den beiden Saisons beteiligt. Zudem verfügt Franzreb bereits über DEL-Erfahrung. Nun will er Eishockey-Deutschland zeigen, dass er sich in der DEL festsetzen kann. Aller Voraussicht wird er als Nummer 2 im Kasten der Pinguins in die Saison gehen, aber Bremerhaven ist bisher immer ein Team gewesen, das gerne die Verantwortung im Tor auf mehreren Schultern verteilt hat. Interessanterweise holten die Pinguins auch Nachwuchstorwart Jonte Flügge vom Regionallisten HSV, wo einst auch Franzreb seine Nachwuchsjahre verbrachte und es bis in die Oberliga geschafft hat.


Die Schlüsselspieler  

Aus Villach gekommen, wurde US-Amerikaner Brandon Maxwell relativ prompt zum Starter der Pinguins und jetzt, wo er die Liga und deren Spieler besser kennt, wird er in der kommenden Saison vermutlich umso besser sein. Die sehr eingespielte Verteidigung, die vor Maxwell steht, besticht durch Kompaktheit und die Bereitschaft, sichere Entscheidungen mit Regelmäßigkeit zu treffen. Dennoch fehlt es der Blueline an Offensivkraft. Ein sehr wichtiger Bestandteil in dieser Funktion wird der Deutsch-Tscheche Stanislav Dietz sein, dessen 25 Punkte (vier Tore, 21 Assists) in der letzten Saison positiv überraschten. „More of the same“ muss er in dieser Saison liefern, denn bekanntlich bescheiden ist der Rest des Verteidigerstabs in Sachen Punktesammeln.

Glücklicherweise gibt es vorne ein paar besondere Kräfte und die drei wichtigsten kommen aus dem beschaulichen Slowenien, nämlich der große Miha Verlic, der quirlige Ziga Jeglic und der bullige Star Jan Urbas. Alle drei sind etablierte Punktegaranten und setzen die wichtigsten Akzente im Angriff. Gerade Urbas gehört zu den komplettesten und gefährlichsten Stürmer der gesamten Liga und geht in seine fünfte Saison mit Bremerhaven. Um ihn gibt es unter den Fans eine Art Kultstatus, was bei seinen 86 Toren in 185 DEL-Spielen sehr nachvollziehbar ist. Auch vielversprechend ist die Tatsache, dass Tye McGinn vom Anfang an dabei ist. Erst im Laufe der letzten Saison gekommen, hatte McGinn, dessen Brüder Brock und Jamie langjährige NHL-Spieler gewesen sind, nur eine kurze Zeit zum Anlauf benötigt, bevor er von sich aufhorchen ließ. Von ihm wird in der kommenden Saison viel erwartet und zusammen mit Torjäger Niklas Andersen, der sein Können in der letzten Saison öfters aufblitzen ließ, können sich die Verantwortlichen in Bremerhaven eine üppige Ausbeute erhoffen.

Die größte Frage im Sturm ist, ob die Veteranen Ross MauermannAlex Friesen und Mitch Wahl, die allesamt 30 oder älter sind, eine komplette Saison spielen können, denn das war zuletzt nicht der Fall.


Die Youngsters  

In den letzten Jahren gab es wenige junge deutsche Spieler, geschweige denn welche, die eine wichtige Rolle bei den Pinguins innehatten. Darunter waren so gut wie keine direkt aus Bremerhaven. General Manager Alfred Prey möchte das allmählich ändern und macht klare Schritte in diese Richtung. Dieses Jahr hat die Mannschaft so viele U23-Spieler wie noch nie zuvor. Bereits letzte Saison spielte Verteidiger Simon Stowasser in 25 Spielen. Nun ist er 19 und geht in die Saison als einer von acht Verteidiger. Zudem stehen ihm gute Chancen, in Deutschlands U20-Mannschaft zu kommen. Eine Teilnahme an der U20-WM wäre ein großes Highlight für die Pinguins und ihre Fans.

Simon Stowasser

Simon Stowasser BILDBYRÅN/Eibner


Vorne nahm die Mannschaft drei 20-Jährige unter Vertrag und Nino Kinder ist derjenige, dem das meiste Potenzial zugeschrieben wird. Nach einer Saison in der kanadischen Juniorenliga WHL, war seine Zeit in Berlin nicht gerade vom Erfolg geprägt. Bei den Eisbären gab es ganz einfach zu viel Konkurrenz für ihn. Nun hofft der Allrounder auf eine größere Chance in Bremerhaven und womöglich ist er dort genau am richtigen Ort. Neben ihm gibt es Tim Lutz, der viele Jahren in der Schweiz spielte. Die vergangene Saison absolvierte er bei den HCB Ticino Rockets in der zweiten Schweizer Liga (30 Spiele, fünf Tore, sieben Assists). Ein weiteres Talent ist Tamas Kanya, der nach einigen Jahren im Nachwuchsbereich der Eisbären Berlin auch Spielpraxis beim Partner Crimmitschau bekommen mag.

Die bereits erwähnten Vikingstad und Wejse sind erst 21- beziehungsweise 22-Jahre alt und haben jede Menge Entwicklungspotenzial, welches sie am liebsten nun im Trikot der Pinguins verwirklichen wollen, während Filip Reisnecker, der erst 19 ist und in seine zweite Saison in Fischtown geht, nun einen weiteren Schritt zum Leistungsträger machen möchte. Bereits in der letzten Saison machte Reisnecker wichtige Fortschritte und nahm sogar an der U20-WM teil. Auch dieses Jahr soll er wieder in Edmonton mit dem Bundesadler auf der Brust auflaufen.

Sehr interessant ist Neuzugang Gregory Kreutzer. Der deutsch-amerikanische Verteidiger kommt zum ersten Mal nach Europa und bestreitet sein erstes Jahr als Profi-Eishockeyspieler. Allerdings hat er bereits vier Jahre in der kanadischen Joniorenliga QMJHL verbracht und spielt mit deutschem Pass. Er ist erst 21 Jahre alt und besitzt auch eine Förderlizenz, um mit Crimmitschau zu spielen.


Prognose  

Bremerhaven gehört zu den beständigsten und dadurch erfolgreichsten DEL-Mannschaften der letzten Jahre. In sechs Jahren DEL-Zugehörigkeit hat die Mannschaft es immer wieder geschafft, in irgendeiner Form an den Playoffs teilzunehmen. Doch ist es der Mannschaft noch nicht gelungen, an einem Finale teilzunehmen, auch wenn sie mit jeder regulären Spielzeit einen Schritt näher kommen. Nun hat die Mannschaft die Ehre, aber auch die Last, einer der vier DEL-Teilnehmer an der Champions Hockey League zu sein, was womöglich auf die Kräfte gehen könnte. Fakt ist, die Mannschaft ist weitestgehend eingespielt, eine eingeschworene Familie und besitzt eine sehr starke Mischung aus erfahrenen Wegweisern und hungrigen Youngstern. Die Mannschaft ist zudem überdurchschnittlich groß: 14 Spieler sind mindestens 1,85 Meter. Mit einer Lebensversicherung in Form dreier Slowenen, sollte mit den Pinguins wieder zu rechnen sein und zwar auf einem Platz im oberen Drittel der Tabelle. Die Playoffs werden dann mal wieder eine eigene Saison für sich sein. Ob für Bremerhaven jedes Jahr das Murmeltier grüßen muss?



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