DEL Vorschau 2021/22: Eisbären Berlin
Am 9. September startet die DEL-Saison 2021/22. EliteProspects Rinkside stellt alle 15 Mannschaften vor. In dieser Ausgabe: Eisbären Berlin.
Für den DEL-Meister fehlten in der letzten Saison nur noch die Zuschauer. Ansonsten hätte die Saison nicht besser laufen können. Der Trainerstab um Head Coach Serge Aubin implementierte ein sehr bestimmtes Spielsystem und ist diesem treu geblieben, auch wenn es am Anfang Schwierigkeiten gab. Klappen wollte nicht viel während des Magenta Cups und auch in den ersten Wochen der Saison musste man sich mit kleinen, aber feinen Schritten zufriedengeben. Während der ersten 13 Spieltagen gab es ein reges Auf und Ab zwischen Platz 1 und 4 in der Nord-Gruppe, aber mit der Eroberung der Tabellenführung am 17. Spieltag gab es dann kein Zurück mehr. Ab Januar stoß Stürmer Zach Boychuk zum Team und im Februar Simon Després. Beide sorgten für wichtige Impulse und waren wichtige Stützen auf dem Weg zur Meisterschaft. Bezeichnend für den Erfolg war das Heben der Meisterschaftstrophäe durch Kapitän Frank Hördler, der seine achte Meisterschaft feierte – allesamt mit den Eisbären.
Die Neuzugänge
“Never change a winning team”, ist ein Satz, der oftmals behauptet wird, aber dies ist leichter gesagt als getan, denn das Geschäft hat seine eigenen Regeln. Durch den Abgang von Playoff-MVP Ryan McKiernan (jetzt als Moritz Seider-Ersatz bei Rögle BK) und John Ramage (Schwenninger Wild Wings), wurden zwei Verteidiger für die Blueline benötigt und die Eisbären sind mit dem Kanadier Morgan Ellis und dem Dänen Nicholas B. Jensen fündig geworden. Ellis spielte in der vergangenen Saison für den Ligakonkurrenten aus Ingolstadt. Mit den Panthers kam der 29-Jährige auf 38 Partien und konnte dabei 23 Punkte beisteuern (vier Tore, 19 Assists). Jensen lief in der abgelaufenen Saison für die Düsseldorfer EG auf. Auch er absolvierte 38 Spiele und kam dabei auf 27 Scorerpunkte (sechs Tore 21 Assists). Zudem repräsentierte der 32-jährige Däne seine Nationalmannschaft bei der WM in Riga. Beide Verteidiger sollten ein mindestens gleichwertiger Ersatz für ihre Vorgänger sein und werten eine ohnehin starke Verteidigung der Eisbären auf.
Morgan Ellis BILDBYRÅN/Stefan Bösl
Im Sturm gab es wenige spürbare Verluste, wobei der Abgang des Torjägers Kris Foucault (Iserlohn Roosters) schon ein Loch in der Attacke hinterlässt. Dennoch soll erwähnt werden, dass Foucault lediglich ein Tor in den neun Playoff-Spielen der Eisbären beitragen konnte. Viele Augen werden sich auf Manuel Wiederer richten. Wiederer wurde im NHL-Draft 2016 von den San Jose Sharks in der fünften Runde an 150. Stelle gewählt, verbrachte fünf Jahre in Nordamerika, bevor es ihn in der vergangenen Saison zurück zum Heimatverein nach Deggendorf verschlug, wo er mit seinem älteren Bruder Marius Wiederer zusammenspielte.
Ihre Europa-Debüts werden die Stürmer Blaine Byron, der von dem Farmteam der LA Kings, den Ontario Reign zustoßt, sowie der langjährige AHL-Spieler Yannick Veilleux, der vermutlich nun für das Grobe verantwortlich sein soll und den nicht mehr im Kader befindlichen Pierre-Cédric Labrie ersetzen wird. Keiner von beiden ist in der Vergangenheit als Punktesammler aufgefallen. Dies kann über den dritten Neuzugang in Berlin nicht behauptet werden, denn der kleine und wendige Stürmer Kevin Clark bringt den Storing-Touch mit in die Hauptstadt. Mit mittlerweile 33 Jahren auf dem Buckel ist der einstige DEL-Top-Torjäger (33 Treffer in 2014-15 mit den Hamburg Freezers) immer noch ein giftiger Sniper. Er schließt sich den Eisbären nach drei Jahren bei Rapperswil-Jona Lakers in der Schweizer NL an, wo er in den letzten zwei Jahren jeweils 23 Tore erzielen könnte. Diese Anzahl an Toren würden die Eisbären gerne auch in dieser Saison von ihm bekommen.
Die Schlüsselspieler
DEL-MVP und -Topscorer sowie Nationalspieler Marcel Noebels soll genau da weitermachen, wo er letzte Saison aufgehört hat. Ausgegangen wird davon, dass Noebels weiterhin mit Reihenkollegen Leo Pföderl und Lukas Reichel zusammenspielen wird, sollte Letzterer nicht den Weg nach Nordamerika einschlagen. In der vergangenen Saison war das Trio die beste individuelle Reihe der gesamten Liga und dienten zudem (zum Teil) zusammen auch für Deutschland bei der WM.
BILDBYRÅN/Eibner
Auch Matt White und Zach Boychuk, die beide erst im Laufe der letzten Saison zu den Eisbären dazugestoßen sind, werden weiterhin mit an Board sein. White führte die Mannschaft – und die DEL – mit insgesamt 26 Treffer an, während Boychuk 15 Tore und 34 Punkte in 34 Spielen sammelte. Beide sollten speziell in Überzahl zwei Kandidaten sein, auf die Serge Aubin bauen kann. Vielleicht sogar mit Neuzugang Clarke an deren Seite.
Ellis und Jensen sollen eine tragende Rolle als Zwei-Wege-Verteidiger bekommen. Zudem können sich die Eisbären über eine volle Saison vom ehemaligen NHL-Erstrundenpick Simon Després freuen, der erst Mitte Februar zum Team hinzugekommen war und überzeugen konnte. In insgesamt 28 Spielen sammelte der 100 Kilogramm schwere Verteidiger 15 Punkte und kam auf eine Plus-Minus-Statistik von +16. Wenn Després diese Leistung über eine ganze Saison abrufen kann, wird er mit aller Wahrscheinlichkeit zu den besten fünf Verteidigern der Liga gehören.
Ohne Zweifel war Nationalmannschaftstorhüter Mathias Niederberger letzte Saison ein absoluter Schachzug. Er wurde geholt, um den Eisbären einen entscheidenden Rückhalt zu geben und genau das geschah. „More of the same“ wird von ihm diese Saison erwartet und Niederbergers Leistung wird eine gewaltige Rolle in der Verteidigung der Meisterschaft spielen.
Letztendlich sollte man auch auf Stürmer Mark Zengerle ein Auge halten. Seine 16 Punkte in 28 Spielen waren eine Art “Tief” für den Vorlagengeber, der in den Jahren zuvor ein Schlüsselspieler für Bremerhaven war. Sollte er wieder zu seiner alten Form finden, dürfte er ein echtes Ass im Ärmel für den Eisbären-Angriff sein.
Die Youngsters
Wenn man bereits 25 Jahre alt ist, sollte man in dieser Rubrik nicht mehr unbedingt auftauchen, aber Stürmer Parker Tuomie verdient es erwähnt zu werden, denn letzte Saison absolvierte er seine erste DEL-Saison und sein erstes Profijahr allgemein. Bereits in seinem ersten Jahr konnte er mit 11 Toren und 24 Punkten überzeugen. Tuomie hat das Potenzial, diese Ausbeute in diesem Jahr zu erhöhen und sollte gerade in der Offensive noch mehr in Erscheinung treten.
BILDBYRÅN/Eibner
Mit Sebastian Streu, der jeweils sechs Tore in seinen ersten beiden Jahren in der DEL geschossen hat, sowie Verteidigungstalent Eric Mik, der 42 Spiele bestritt und dabei eine +6-Statistik registrierte, sind zwei 21-Jährige im Kader der Eisbären, die am Anfang ihrer Karrieren stehen – und beide wollen hoch hinaus.
Auch der erst 20-Jahre alte Torwart Tobias Ancicka wird in dieser Saison auf mehr Einsatz hoffen als noch in der letzten Saison. Ancicka absolvierte bereits 13 Spiele und kam dabei auf einen Gegentorschnitt von 2,34 und eine Fangquote von 91,7 Prozent. Die Back-up-Rolle sollte weiterhin in seinen Händen bleiben und Coach Aubin erwähnte bereits, dass er gerne seinem Starter eine Pause gönnt, um ihn frisch für die Playoffs zu halten. Hier sollte auch erwähnt werden, dass Leon Hungerecker (23), der eine starke Saison als Nr. 2 für die Kassel Huskies absolvierte, nun auch ins Boot geholt wurde und sich sicherlich mit dem Posten als dritter Torwart nicht zufriedengeben wird.
Bennet Roßmy ist ein weiteres Talent der Eisbären. Als Kapitän führte er die deutsche Auswahl bei der U-18-WM in Texas an. Letzte Saison verbrachte er beim Kooperationspartner, den Lausitzer Füchsen. Nun will sich der 18-Jährige einen Platz im DEL-Kader der Berliner erkämpfen. Bei der Anzahl der etablierten Stürmer dürfte das alles andere als leicht werden, aber mit einer Körpergröße von 1,91 Meter und 88 Kilogramm hat der junge Spielmacher bereits die besten Voraussetzungen.
Zum erweiterten Kader gehören die Verteidiger Korbinian Geibel und Paul Reiner (beide 19), die bereits DEL2 Erfahrung aufzuweisen haben. Vor allem Geibel, der 30 Spiele bestritt und dabei sechs Punkte sammelte, sollte beobachtet werden. Beide sind auch für die DNL-Mannschaft berechtigt. Ob der 17-jähriger Justin Polok, der zu den besten Verteidigern des Landes für den Jahrgang 2004 gehört, auch in der Lage sein wird, bereits diese Saison an die Tür der DEL-Mannschaft zu klopfen, bleibt abzuwarten, aber den Namen sollte man schon mal im Hinterkopf behalten.
Der Stürmer Yuma Grimm (18) wird sicherlich versuchen, in der DNL auf sich aufmerksam zu machen, während Eric Hördler (17), Sohn des Eisbären Kapitäns Frank, frisch vom Einsatz beim Gretzky Hlinka Cup kommt und in den kommenden Jahren darauf hofft, die dritte Generation der Hördler-Familie zu werden, die Profi-Eishockey spielt.
Auf Lukas Reichel, der selbst erst 19 Jahre alt ist, brauchen wir nicht weiter eingehen, denn seine Rolle unter den Top-6 Stürmer ist gegeben, sollte er nicht nach Nordamerika befördert werden.
Der Erfolgsdruck
Sie sind Meister! Und Meister haben die beinah undankbare Aufgabe, ihre Meisterschaft verteidigen zu müssen, ob gewollt oder nicht. Das macht das Leben auch in der regulären Spielzeit bekanntlich sehr schwer, denn alle wollen den König vom Thron stoßen. Noch dazu gehören die Eisbären-Fans zu den leidenschaftlichsten in ganz Europa und nun haben sie mal wieder Erfolg geschmeckt, waren aber leider nicht mit im Stadion dabei. Insofern wollen sie eine Wiederholung des Erfolges der abgelaufenen Saison, allerdings live. Zudem hat die Mannschaft um Serge Aubin mit der Teilnahme an der Champions Hockey League eine Doppelbelastung und muss auch noch in einer der stärksten Gruppen der CHL ran. Dennoch haben die Eisbären eine Top-Organisation und konnten ihren Meisterschaftskader noch leicht verbessern. Mit den junge, aufstrebenden Spielern, die nun noch ein Jahr älter und definitiv erfahrener geworden sind, gehört Berlin weiterhin zum engeren Kreis der Titelfavoriten.