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Reichel: „Das Jahr in der DEL ist das Beste, was mir passieren konnte“

Für Lukas Reichel ging ein Traum in Erfüllung: Im NHL Draft 2020 wurde er in der 1. Runde an 17. Stelle von seinem Lieblingsteam Chicago Blackhawks ausgewählt. Die Saison 2020/21 aber spielt der 18-jährige Stürmer in der DEL bei den Eisbären Berlin und sagt: „Das ist das Beste, was mir passieren konnte.“


„Natürlich war das ein Riesenabend für mich“, blickt Reichel auf den Draft-Tag zurück. „Wie wir das gestaltet haben, trotz der Coronakrise, wie wir mit der Mannschaft gefeiert haben. Es war schön zu sehen, dass sich alle für mich gefreut haben. Dass es Chicago wurde, war umso schöner. Besser geht es nicht!“

Einen Entry-Level-Vertrag hat Reichel bei den Blackhawks noch nicht unterschrieben. „Das wollte ich so, das wollte Chicago so, also haben wir uns darauf geeinigt“, erklärt der Stürmer. „Sie wollten mir noch ein Jahr in Berlin geben. Ich muss sagen: Das ist das Beste, was mir passieren konnte! Es läuft sehr gut für mich, ich bin sehr zufrieden und entwickle mich hier gut weiter.“


Viel Verantwortung in einer Top-Reihe  

Die Eisbären sind enteilter Spitzenreiter in der Nord-Gruppe der DEL und zählen zum Kreis der Meisterschaftsfavoriten. Reichels Rolle hat sich seit seiner Rookie-Saison im Vorjahr (42 Spiele, zwölf Tore, zwölf Assists) bereits verändert: „Ich denke, ich habe mehr Verantwortung übernommen. Ich bekomme viel Eiszeit, manchmal bis zu 20 Minuten, was Wahnsinn ist. Ich spiele im Powerplay und in der ersten oder zweiten Reihe. Der Trainer vertraut mir“, berichtet Reichel, der in bislang 33 Spielen auf 26 Scorerpunkte (neun Tore, 17 Assists) kommt. 

Zuletzt spielte der 18-Jährige in einer klangvollen Sturmreihe mit Berlins Top-Scorer Marcel Noebels (6-35-41) und Top-Torjäger Leo Pföderl (20-16-36). „Es macht Spaß, mit ihnen zu spielen“, bestätigt Reichel, der sich perfekt mit Spielmacher Noebels und Scharfschütze Pföderl ergänzt: „Ich würde sagen, dass ich ein guter Skater und Schlittschuhläufer bin. Ich habe auch einen guten Handgelenksschuss, schnellen Release und versuche als Playmaker Pässe zu spielen. Auch in den Zweikämpfen werde ich immer besser. Ich bin noch jung und kann alles noch verbessern. Das sollte ich auch, wenn ich in der NHL spielen möchte. Ich schaue mir im Training richtig viel ab. Auch wenn ich NHL gucke und Szenen von Leon Draisaitl oder Patrick Kane sehe, kann ich einiges lernen. Ich freue mich, wenn ich mal in Chicago auf dem Eis stehe und von den Stars lernen kann.“

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Enger Kontakt zu den Blackhawks  

Dies könnte schon im Sommer passieren. Die Blackhawks befinden sich im Umbruch und integrierten bereits in der laufenden Saison Rookies wie die beiden Schweizer Pius Suter (24) und Philipp Kurashev (21). Wehmut kommt bei Reichel deshalb aber nicht auf: „Überhaupt nicht. Wie gesagt: Es war die beste Entscheidung, noch ein Jahr in Berlin zu bleiben. Es gibt viele Spieler, die noch ein bisschen Zeit brauchen. Was in der nächsten Saison passiert, ist noch weit weg.“

Ganz nah dran sind die Blackhawks trotzdem an ihrem deutschen Top-Talent. „Wir haben alle zwei, drei Wochen ein Meeting mit Mental- und Fitnesscoaches und anderen Trainern. Wir gucken uns meine Wechsel an, analysieren, was gut oder nicht so gut war und schauen, was ich verbessern kann. Meistens sind es Kleinigkeiten, zum Beispiel wann ich lieber mal einen Schuss nehmen sollte. Das hilft mir sehr viel. Sie zeigen viel Interesse und kümmern sich um mich.“

Reichel selbst verfolgt Chicago übrigens auch per Video: „Ich gucke nicht alles live an, weil die meisten Spiele spät kommen. Aber ich schaue immer die Highlights am nächsten Morgen.“ Damit der Linksschütze ab der nächsten Saison selbst in den Highlight-Clips der Blackhawks auftauchen wird, will er „jeden Tag daran arbeiten“: „Es kommt aber auf mich an, wie ich spiele und mich entwickle. Ich konzentriere mich auf diese Saison und möchte mit den Eisbären Deutscher Meister werden“, betont der Teenager. „Ich hoffe natürlich, dass ich in der NHL spielen werde.“

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Die Reichels, eine Hockey-Familie  

In diesem Fall würde Lukas Reichel in die Fußstapfen seines Onkels Robert Reichel treten, der 830 Spiele in der NHL für die Calgary Flames, New York Islanders, Phoenix Coyotes und Toronto Maple Leafs absolviert hatte. „Ich habe ihn ewig nicht gesehen, weil es zeitlich nicht gepasst hat“, so Lukas Reichel. „Früher sind wir jedes Jahr nach Tschechien gefahren und haben ihn besucht. Sonst hatte ich immer Kontakt mit ihm über meinen Dad. Eishockey-technisch rede ich eher mit ihm.“

Vater Martin Reichel spielte 742-mal in der DEL für die Star Bulls Rosenheim, die Nürnberg Ice Tigers und Frankfurt Lions. „Er war auch Trainer in Rosenheim und hat mich trainiert. Er hat mir sehr geholfen, mir Tipps gegeben und wir haben viel über Eishockey geredet. Er will seine Erfahrungen an mich weitergeben. Ich habe viel gelernt und kann noch immer viel lernen.“

Lukas‘ Bruder Thomas Reichel spielt mit ihm bei den Eisbären, Cousin Kristian Reichel ist bereits in Übersee bei den Manitoba Moose in der AHL (Farmteam der Winnipeg Jets) und macht die Hockey-Familie damit komplett. „Bei der WM in Tschechien vor zwei Jahren haben wir ein bisschen geschrieben. Er hat mir auch beim Draft viel Glück gewünscht.“

Lukas Reichel selbst ist in Nürnberg geboren, wurde in Rosenheim und Berlin ausgebildet. Wo er sich zu Hause fühlt? „Ich würde sagen in Rosenheim und Berlin“, sagt Reichel. „In Rosenheim wohnen meine Eltern und Familie, das ist mein Zuhause. Berlin ist aber auch schön, ich fühle mich hier sehr wohl.“ Das könnte schon bald auch für Chicago gelten, wo Reichels sportliche Zukunft liegen dürfte – womöglich schon in diesem Sommer.

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