NHL-Draft-Serie: Nikita Quapp
Am 23. (1. Runde) und 24. Juli (2. bis 7. Runde) findet der NHL Draft 2021 statt. EliteProspects Rinkside stellt in einer Serie die besten Talente aus Deutschland und der Schweiz vor.
In dieser Ausgabe: Nikita Quapp (Krefeld Pinguine)
Nikita Quapp erlebte 2020/21 eine Saison auf der Überholspur: Eigentlich hätte der 18-jährige Torwart Spielpraxis bei den Kooperationspartnern Ravensburg Towerstars (DEL2) und EV Lindau (Oberliga) sowie in der U 23 des Krefelder EV (Oberliga) sammeln sollen. Doch die meisten Spiele absolvierte der Linksfänger in der DEL für die Krefeld Pinguine. „So war das am Anfang eigentlich nicht geplant“, sagt Quapp im exklusiven Gespräch mit EliteProspects Rinkside. „Aber es ging dann alles ganz schnell und plötzlich habe ich in der DEL gespielt. Ich hatte wohl ein bisschen Glück und war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“
Für die Pinguine absolvierte der Linksfänger in jungem Alter schon elf Partien in Deutschlands höchster Spielklasse (4,1 Gegentore/Spiel, 87,1 Prozent Fangquote). „Gerade in den ersten Spielen habe ich viel gelernt. Auch wenn vielleicht das eine oder andere Tor zu viel gefallen ist, konnte ich viel mitnehmen. Die Erfahrungen, die ich sammeln konnte, werden mich in Zukunft weiterbringen“, glaubt Quapp, der zuvor nur Junioreneishockey gespielt hatte. „Bei den Profis ist alles viel schneller, die Spieler sind schlauer und sehen, wenn du nicht richtig stehst oder etwas vom Tor freilässt.“
Inspiriert von Vater Waldemar
Zum Eishockey kam der gebürtige Ravensburger über seinen Vater Waldemar Quapp, der selbst auch Torwart war. „Als ich klein war, war seine Ausrüstung immer in der Garage. Ich fand die einfach klasse, habe damit rumgespielt und wollte dann auch ins Tor“, erinnert sich Nikita Quapp an seine durchaus mutige Entscheidung, sich zwischen die Pfosten zu stellen. Immerhin sehen Goalies nicht nur harte Schüsse, sondern auch schwere Körper auf sich zufliegen. „Ich mache das schon mein Leben lang“, lacht Quapp. „Du darfst keine Angst haben, denn wenn du Angst hast, dann wird es wehtun.“
BILDBYRÅN/Zink
Wer glaubt, dass Vater Waldemar seinem Sohn viele Tipps für das Torwartspiel mitgeben konnte, den belehrt Nikita eines Besseren: „Mein Vater war ein ganz anderer Torhüter, eher so ein altmodischer ‚Stand-up-Goalie‘, der nie runtergeht und dafür ein bisschen aggressiver spielt. Er weiß selbst, dass er mir da nicht viel sagen kann, und versucht auch nie, mich zu verbessern. Aber er muntert mich immer auf und motiviert mich.“
Ausbildung in der Geburtsstadt und an der RB Academy
Nachdem er seine ersten Schritte beim EV Ravensburg gemacht hatte, wechselte Quapp 2016 für vier Jahre an die RB Academy nach Salzburg. „In Ravensburg hatten wir nicht so viele Eiszeiten, vielleicht drei, vier Mal pro Woche. Ich wollte den nächsten Schritt machen und hatte in Salzburg teilweise plötzlich zweimal Training am Tag und war zusätzlich noch auf dem Fahrrad oder im Kraftraum. Dort habe ich die größten Entwicklungsschritte gemacht. Es war sehr professionell und ich habe gelernt, wie es ist, ein Profi zu werden.“
Die bekannten Trainingsmöglichkeiten an der Academy, wie etwa die Shooting-Range oder die Skating-Mill konnte er übrigens auch als Goalie nutzen: „Du kannst auch als Torwart das Skaten, Schießen und Passen üben. Gerade jetzt wird es auch immer wichtiger, gut mitspielen zu können“, erklärt das Talent.
Ein ruhiger Torwart-Typ
Sich selbst beschreibt Quapp als Torhüter, der „Ruhe ausstrahlt“ und dessen Stärke es ist, „den Puck im Blick zu haben“. „Ich wurde auch mit meiner Größe gesegnet“, so der 1,91-Meter-Mann. Verbessern möchte sich der 18-Jährige noch in Sachen „Mitspielen und Skating, da kann ich noch schneller werden. Potenzial ist aber überall noch da“.
Für den NHL Draft 2021 konnte sich Quapp als deutscher Starter bei der U-18-WM in Texas noch einmal für alle Beobachter ins Schaufenster stellen: „Es war für jeden eine super Möglichkeit sich zu zeigen. Die Scouts haben gesehen, wer wir sind. Jetzt liegt es an ihnen, ob es für den Draft reicht oder nicht.“
Das NHL Central Scouting hat Quapp auf Rang zwölf der europäischen Goalies gelistet. Es gibt also schlechtere Voraussetzungen. „Es ist schön, dass ich auf der Liste bin, aber im Endeffekt ist es nur eine Liste, die nicht viel darüber aussagt, ob man gedraftet wird oder nicht.“
Kontakt zu mehreren NHL-Klubs – Traumziel Toronto
Im Vorfeld hatten sich gleich mehrere NHL-Teams nach Quapp erkundigt. „Toronto Maple Leafs, Washington Capitals, Arizona Coyotes, Columbus Blue Jackets”, zählt Quapp auf. „Mit den Carolina Hurricanes hatte ich erst letzte Woche nochmal ein Interview.“ Dabei checken die Klubs die Talente mit gezielten Fragen auf Herz und Nieren. „Gerade vor den ersten Gesprächen war ich ziemlich nervös, aber die Leute, mit denen du redest, sind auch ganz normale Menschen. Es baut sich also eine ganz normale Unterhaltung auf“, beschreibt Quapp die ungewohnte Situation.
Sein Lieblingsteam sind die Maple Leafs, die ebenfalls ihre Fühler ausgestreckt haben. „Ich finde das Team und die Stadt einfach cool und mag es, ihnen zuzuschauen. Ich wäre mit jeder Mannschaft zufrieden – wenn es Toronto werden würde, wäre es umso cooler“, sagt Quapp.
Sein Lieblings-Keeper ist übrigens jetzt doppelter Stanley Cup Sieger und Conn-Symthe-Trophy-Gewinner (Playoff-MVP): Andrei Vasilevsky von den Tampa Bay Lightning. „Er ist für mich der beste Torwart der Liga und auf der ganzen Welt. Er hat eine gute Körpergröße, ist trotzdem sehr schnell, explosiv und beweglich. Und er hat auch eine brutale Ausstrahlung, spielt extrem ruhig und konstant“, findet Quapp und fügt lachend an: „Und er macht wenige Fehler, was für einen Torwart gut ist.“
Quapp hofft auf die „kleine Chance“ und Eiszeit in der DEL
Den Draft wird Quapp mit seinen Teamkollegen auf einem U-20-Lehrgang verfolgen. „Ich weiß, dass es eine kleine Chance gibt, dass ich gezogen werden könnte. Ich würde es mir natürlich wünschen, aber das Leben geht auch weiter, wenn nicht. Auch ohne gedraftet zu werden, kann man eine tolle Karriere hinlegen.“
Diese führt der 18-Jährige nun bei den Krefeld Pinguinen fort: „Mein Ziel ist es, mich nochmal zu steigern und mich wieder zu empfehlen, in der DEL spielen zu können.“