NHL-Draft-Serie: Luca Münzenberger
Am 23. (1. Runde) und 24. Juli (2. bis 7. Runde) findet der NHL Draft 2021 statt. EliteProspects Rinkside stellt in einer Serie die besten Talente aus Deutschland und der Schweiz vor.
In dieser Ausgabe: Luca Münzenberger (Kölner Haie)
Selten kann ein europäischer Spieler beinah eine gesamte Saison verpassen, sich dennoch mit einem einzigen Turnier so dermaßen die Talentspäher der NHL beeindrucken, dass er doch gleich zum Draft-Thema für NHL Teams wird. Diese Geschichte könnte mit dem nötigen Quäntchen Glück in drei Wochen zur Realität werden, und zwar für den Kölner DNL-Verteidiger Luca Münzenberger.
Der gebürtige Düsseldorfer wurde im November 18 Jahre alt und ist bereits 1,89 Meter groß. Seine 88 Kilogramm bereiten ihn insgesamt mit den Gardemaßen eines voll ausgereiften Profis, der es physisch mit allen Herausfordern annehmen kann. Das bekam die Welt bei der U20-WM in Edmonton, Kanada zu sehen, wo die deutsche Nationalmannschaft es trotz zahlreichen Corona-Ausfällen bis in die Playoffs geschafft hat. Im Viertelfinale musste sich die Mannschaft von Tobias Abstreiter dann nur knapp mit 1:2 den Russen geschlagen geben.
„Die U20-WM war ein unvergessliches Erlebnis und trotz, dass wir die ersten drei Spiele auf einige Spieler verzichten mussten, haben wir ein sehr gutes Turnier gespielt,“ erzählt der junge Verteidiger, dessen Mannschaft die ersten drei Spiele mit lediglich 14 Spielern, darunter fünf Verteidiger, antreten musste. Das führte dazu, dass Münzenberger alle Verteidiger im gesamten Turnier in Eiszeit pro Spiel mit 22:07 Minuten angeführt hat.
„Ich persönlich habe sehr viel gelernt. Ich habe unheimlich viel Eiszeit bekommen und wenn man so viel Eiszeit gegen die besten Spieler in seinem Jahrgang bekommt, dann hilft das ungemein der Entwicklung. Jedes Spiel war eine tolle Erfahrung und im Endeffekt können wir, denke ich, stolz auf das sein, was wir letztes Jahr erreicht haben.“
Bereits vorletzte Woche nahm Münzenberger an einem Sommer-Lehrgang der U20 Nationalmannschaft zur Vorbereitung auf die U20-WM 2022 teil, welche wieder in Edmonton stattfinden wird, vermutlich dieses Mal wieder mit Zuschauern. Auf diese Erfahrung freut sich Münzenberger bereits sehr, „Letztes Jahr war schon ein unvergessliches Erlebnis, wenn auch ohne Zuschauer. Aber es war trotzdem unglaublich, in dieser Halle zu spielen und ich denke, mit Zuschauern wird das noch mal um einiges interessanter. Ich glaube vor allem das Spiel gegen Kanada wird unglaublich.“
BILDBYRÅN/Pius Koller
Ah, Kanada. Gegen den Silbermedaillen-Gewinner wird Deutschland noch eine Rechnung offen haben, denn gegen die Kanadier musste die deutsche Nationalmannschaft eine 16:2-Niederlage hinnehmen. Bei dem kommenden Turnier im Dezember gilt es dem Mutterland des Eishockeys ein Bein zu stellen. Der U20-Verteidiger wird dieses Mal eine konkrete Vorstellung haben, was auf ihn und seine Mannschaftskollegen zukommt. „Aus dem letzten Turnier können wir, denke ich, mitnehmen, dass wir, egal was passiert, auf dem Niveau mithalten können und das Ziel sollte auf jeden Fall das Viertelfinale sein. Danach ist in meinen Augen alles möglich.“
Verlorene Saison für den zukünftigen „Catamount“
Die U20-WM war mit Abstand das Highlight des Jahres für den jungen Düsseldorfer. Wie könnte es etwas anderes gewesen sein, denn gespielt hat er lediglich sechs DNL-Spiele für die Junghaie, bis seine Saison ungeahnt vorbei war. Was die DNL anging, war alles bereits ein Wechselbad der Gefühle für Deutschlands Top-Spieler im Juniorenbereich.
„Im Sommer hieß es noch, dass wir die Saison normal spielen könnten. Die einzige Einschränkung war, dass keine Zuschauer erlaubt seien. Jedoch wurde uns allen relativ schnell klar, dass das wohl nicht so funktioniert wie eigentlich geplant. Dennoch kam der Saisonabbruch dann etwas überraschend. Wir haben zum Beginn der Saison sechs Spiele gespielt und dann hieß es, dass erst mal pausiert werden muss aufgrund der aktuell hohen Zahl an Coronainfektionen. So blieb es dann bis zum Ende der Saison.“
Zum Glück gehörte Münzenberger den Kölner Haien an, einer der größten Vereine Deutschlands, mit einigen Möglichkeiten mehr als manch anderer Verein. Dort gab es für die plötzlich nicht mehr aktiven Spieler zumindest Trainingsmöglichkeiten irgendwelcher Art. „Die Zeit haben einige Spieler ganz gut nutzen können. Leider war es uns in Köln nicht möglich, mit der ganzen Mannschaft zu trainieren, so wie in Berlin, Mannheim oder Augsburg, aber die Kaderspieler durften trainieren und ich hatte zum Glück die Möglichkeit, ab und zu mit den Profis in Köln zu trainieren. Dies hat mir auch dabei geholfen, mich für die U20-WM letztes Jahr vorzubereiten und außerdem konnte ich mich durch das Training mit Profis als Spieler weiterentwickeln.“
Definitiv war Münzenberger ein besonderes Opfer der weltweiten Pandemie, denn er hatte sich bereits entschieden, für die Saison 21-22 College Hockey an der University of Vermont zu spielen. Laut Liga-Vorschriften der NCAA darf kein Spieler zuvor Profi-Eishockey gespielt haben.
„Ich denke, Corona hat uns allen das Leben schwer gemacht, aber ich habe versucht, mich auf das wesentliche zu konzentrieren und mich weiterzuentwickeln. Natürlich wäre es deutlich besser gewesen, die letzte Saison normal zu spielen. Aber ich bin sehr froh darüber, dass ich jetzt bald für Vermont spielen darf, und das ist meiner Meinung nach der nächste Schritt in meiner Karriere, um mich weiterzuentwickeln. Es ist der Traum jedes Kindes einmal in der NHL zu spielen und ich denke, dass ich mit der Entscheidung, aufs College zu gehen auf einem guten Weg bin.“
Gewiss ist der Weg zum Profitum über die amerikanischen College-Ligen kein Neuland für deutsche Spieler, die gerade in den letzten 10-15 Jahren zahlreicher an den Unis der USA zu finden sind. Dennoch ist es ein großer Schritt eines jeden deutschen Spielers, der wie Münzenberger so talentiert ist, dass er bereits mit 18 (oder jünger) seine Profi-Karriere in Europa beginnen könnten, darauf zu verzichten, um in den kommenden Jahren eine Doppelbelastung von Leistungssport und Studium anzugehen. „Es war schon immer mein Traum, einmal College-Eishockey zu spielen und Vermonts Coach Todd Woodcroft hat großes Interesse an mir gehabt. Nach der U20-WM hat er mir Bescheid gegeben, dass ich direkt in der nächsten Saison für Vermont spielen kann. Das hat mir meine Entscheidung, College-Hockey zu spielen, dann leicht gemacht.“
Eine realistische Möglichkeit gedraftet zu werden
Trotz einem langen Winter, in dem sich Münzenberger kaum in Wettkampfbedingungen sah, kann er sich trotzdem realistische Hoffnung machen, beim NHL-Draft gezogen zu werden. Diese Hoffnung kann in der Tatsache liegen, dass gerade die Talentspäher der NHL jede Minute der U20-WM unter die Lupe genommen haben und zudem ganz genau wissen, dass Münzenberger bald regelmäßig in Nordamerika zu sehen sein wird. Noch dazu spielte er eine WM, in der er unter einzigartigen Umständen und völlig unerwartet alles gezeigt hat, was NHL-Teams gerne in Verteidiger sehen, die sie gerade in den späteren Runden des Drafts ziehen wollen.
„Ich werde den Draft natürlich verfolgen. Es ist auf jeden Fall mein Ziel, irgendwann einmal in der NHL zu spielen,“ erwähnte er, wohl wissend was seine Stärken und Schwächen sind. „Ich denke, dass ich in der Defensive meine Stärken habe und hier ein gutes Stellungsspiel habe. Außerdem bin ich schlittschuhläuferisch auf einem guten Level, um auf dem Niveau mitzuhalten. Gleichzeitig kann man sich immer weiterentwickeln, besser werden oder etwas dazulernen. Ich werde im Sommer und in meinem ersten Jahr in Vermont versuchen, genau das zu tun; möglichst viele Erfahrungen sammeln und mich bestmöglich weiterentwickeln. Hier spielt, denke ich, auch Coach Woodcroft eine große Rolle, denn er hat bis vor 2 Jahren noch in Winnipeg mit NHL-Spielern gearbeitet. Von ihm kann man unheimlich viel lernen.“
Münzenberger ist entspannt und macht sich keinen Hehl daraus, worum es bei der Talentziehung geht. „Ich hatte Kontakt mit ein paar NHL-Teams. Ich glaube, dass es dieses Jahr generell schwer für die NHL-Teams wird, da viele Spieler letztes Jahr kaum gespielt haben.“
Und wenn es nicht dazu kommen sollte, dass Münzenberger in diesem Jahr gedraftet wird, ist er auch noch in den nächsten zwei Jahren für den Draft berechtigt. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, „Nico Sturm und Marc Michaelis sind beides Spieler, die es auch ohne den Draft in die NHL geschafft haben. Mein Ziel wird es jetzt erst mal sein, ein gutes erstes Jahr in Vermont zu haben und darauf werde ich mich fokussieren. Den Rest lasse ich einfach auf mich zukommen.“