Draft

NHL-Draft-Serie: Robin van Calster

Am 23. (1. Runde) und 24. Juli (2. bis 7. Runde) findet der NHL Draft 2021 statt. EliteProspects Rinkside stellt in einer Serie die besten Talente aus Deutschland und der Schweiz vor. 



In dieser Ausgabe: Robin van Calster (Kölner Haie)  


Vom Hobbyteam in Belgien zum deutschen Draft-Pick in der NHL? Einen solch kometenhaften Aufstieg könnte Robin van Calster von den Kölner Haien perfekt machen. 

Der 18-jährige wurde im belgischen Bonheiden geboren und kam eher zufällig zum Eishockey-Sport. „Mit vielleicht fünf Jahren bin ich einfach mal Eislaufen gegangen. Dort habe ich junge Spieler angesprochen, es dann selbst ausprobiert und immer weiter gemacht. Ich habe dann die ganze Zeit in Belgien gespielt, mit Freunden eine Mannschaft mit nur zehn Leuten gegründet. Dann waren wir auf einem Turnier in Mannheim, wo mich ein Trainer von Iserlohn gefragt hat, ob ich es mal bei ihnen probieren will. Doch mein Rückstand war noch zu groß. Dann bin ich in Köln gelandet. Es kam alles ein bisschen unerwartet. Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen“, blickt van Calster zurück.

Die Zeit bei den Junghaien betrachtet der Stürmer als „sehr geile Erfahrung“, jedoch war auch das kein Zuckerschlecken: „Am Anfang war es schwer, ich bin vier, fünf Jahre immer zwei Stunden hin- und hergefahren. Dann bin ich ins Internat eingezogen, die Schule war schwer, ich musste die Sprache lesen und schreiben lernen. Jetzt aber ist alles gut.“


Just-in-time: van Calster bekommt den deutschen Pass  

In Köln reifte der Linksschütze, der mittlerweile sehr gutes Deutsch spricht, dann zu einem der besten Spieler seines Jahrgangs. „Es war sehr gut da. Es gibt keine besseren Mannschaften, um ausgebildet zu werden. Ich hatte sehr gute Trainer und Möglichkeiten.“ Auch dem DEB ist van Calsters Talent nicht verborgen geblieben. Nach zwei Jahren in der Domstadt beantragte er den deutschen Pass. „Sie wollten mich unbedingt für die Nationalmannschaft haben. Noch vor dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie haben wir alle Formulare eingereicht. Normalerweise dauert das nur ein paar Monate, doch hat es anderthalb Jahre gebraucht. Das hat genervt. Erst knapp vor der U-18-WM war dann mein deutscher Pass da.“

Van Calster fuhr also mit der deutschen U-18-Auswahl nach Texas, um dort die Junioren-WM zu spielen. „Es war eine sehr schöne Erfahrung, denn in Amerika ist es ganz anders als in Europa. Das Turnier hat viel Spaß gemacht, leider habe ich mich schon im zweiten Spiel gegen die USA verletzt und war raus. Es war sehr schade, dass ich mich nicht weiter zeigen konnte.“

Immerhin beobachten auch NHL-Scouts genau, wer sich bei der U-18-WM für den NHL Draft in den Fokus spielt. Die Verletzung war für van Calster also gleich doppelt bitter.


Kontakt zu den Coyotes und Panthers  

Und trotzdem haben erste NHL-Teams ihre Fühler nach dem Deutsch-Belgier ausgestreckt. „Ich habe mit den Arizona Coyotes telefoniert und auch eine E-Mail von den Florida Panthers bekommen. Sie haben allgemeine Fragen gestellt, wer mein Trainer ist, wie ich mich als Spieler beschreiben würde und ob ich einen Lieblingsspieler in der NHL habe“, plaudert van Calster aus dem Nähkästchen. 

Sein Lieblingsspieler ist Connor McDavid von den Edmonton Oilers, „weil er der Schnellste und der Beste ist“. In Sachen Spielertyp würde sich der 1,85 Meter große und 91 Kilogramm schwere Stürmer als „Two-Way-Forward“ beschreiben, dessen Stärken „das Läuferische und Körperliche“ sind. Verbesserungspotenzial sieht er noch beim Abschluss: „Ich möchte meinen Torabschluss verbessern, ruhiger im Kopf bleiben und alle Scheiben zum Tor bringen.“


Draft-Chance? „Nicht so groß“  

Die Chance, im NHL Draft 2021 ausgewählt zu werden, sieht van Calster als „nicht so groß“ an. Warum? „Durch die Coronavirus-Pandemie konnte ich kaum spielen (sechs Einsätze für die U 20 der Kölner Junghaie, zwei Tore, fünf Assists), bei der WM war ich nicht so gut und auch noch verletzt. Aber natürlich hoffe ich, dass ich dabei bin. Welches Team es wird, wäre mir egal, ich wäre überall sehr glücklich. Aber natürlich wäre es geil, in Florida oder New York zu wohnen.“

Den Draft will van Calster mit Familie und Freunden anschauen. Sollte es nicht klappen, hofft der 18-Jährige auf die nächsten Jahre: „Als Spieler in Europa kann man auch noch drei Jahre später gedraftet werden. Ich zähle eher aufs nächste Jahr, will jetzt in der DEL mitspielen und mich zeigen.“


Zukunft in der DEL?  

Erste Erfahrungen im Profi-Bereich sammelte van Calster im Training bei den Haien. „Ich habe in der Corona-Zeit bei den Profis mittrainiert, was eine sehr geile Erfahrung war, etwas komplett anderes als bei der U 20. Dort ist alles schneller, vor allem im Kopf. Auch die Genauigkeit und Übersicht. Man muss clever spielen.“ Am meisten konnte sich das Talent von Sebastian Uvira abschauen. „Er ist ein Spieler wie ich“, erklärt van Calster.

Ob van Calster zur neuen Saison für die Kölner Haie in der DEL auflaufen wird, steht noch nicht fest. „Im August fängt ein Camp an, da will ich mich dann zeigen“, blickt der 18-Jährige voraus. Bis dahin will er mit seinem gerade erworbenen Führerschein des Öfteren in der belgischen Heimat vorbeischauen und drückt nach dem EM-Aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nun Belgien alle Daumen: „Natürlich. Sie sind schon stark. Ich glaube, wenn sie jetzt gegen Italien gewinnen, dann haben sie eine gute Chance.“



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