Kucherov & Co. bestrafen Fehler eiskalt: Lightning gewinnen Spiel 1
Das Stanley Cup Finale 2021 ist eröffnet, und die Tampa Bay Lightning schlugen als erstes zu: Die Bolts gewannen Spiel 1 deutlich mit 5:1 gegen die Montreal Canadiens. Dabei wurden die Habs für zahlreiche Fehler gnadenlos bestraft.
Ausgerechnet die so erfolgreiche vierte Reihe der Canadiens wurde vor dem Spiel auseinandergerissen: Linksaußen Joel Armia war im Vorfeld auf das Covid-19-Protokoll gesetzt worden und konnte nicht trainieren. Zwar wurde der Finne von besagter Liste wieder gestrichen und trat auch den Flug von Montreal nach Tampa Bay an, doch reichte es nicht für einen Einsatz in Spiel 1 des Stanley Cup Finales. Stattdessen gab Jake Evans sein Comeback. Nach einem brutalen Hit von Mark Scheifele hatte er eine Gehirnerschütterung erlitten und die folgenden neun Spiele verpasst. Er übernahm die Position neben Eric Staal und Corey Perry in der vierten Reihe sowie auch im Penalty Killing.
Erstmals seit 1999 (Ed Belfour für die Dallas Stars und Dominik Hasek für die Buffalo Sabres) standen sich zwei Vezina-Trophy-Gewinner in einem Stanley Cup Finale gegenüber: Für die Lightning startete Andrei Vasilevsky (18 Saves, 94,7 Prozent Fangquote), für die Canadiens Carey Price (22 Saves, 81,5 Prozent Fangquote).
Tampas Erfolgsrezept: Zug zum Tor
Dank der lautstarken Unterstützung der euphorischen Fans in der Amalie Arena in Tampa erwischten die Bolts den besseren Start und gingen auf Heim-Eis in Führung: Ondrej Palat spielte die Scheibe scharf vors Tor, wo Erik Cernak per Tip-in auf 1:0 stellte (7.). „Ich habe einfach nur versucht, den Puck zu erwischen und war froh, dass wir das erste Tor geschossen haben“, sagte Cernak, der seine Mitspieler lobte: „Das war ein überragender Pass von Pally. Auch Kuch hat einen großartigen Job gemacht, indem er direkt zum Tor gezogen ist, um die Verteidigung von mir wegzuziehen.“
Auch im zweiten Drittel erwischten die Lightning den besseren Beginn: Kapitän Steven Stamkos tauchte frei vor Price auf, der Fanghandschuh des Goalies schnellte für einen Monster-Save nach oben und verhinderte einen Treffer in den Winkel (24.). Kurz darauf aber klingelte es trotzdem: Nach einem Puckverlust der Habs in der Offensivzone, schaltete Tampa Bay blitzschnell um Yanni Gourde zog mit Vollgas vors Tor und fälschte dort einen Schuss von Blake Coleman zum 2:0 ab (26.). „Ich denke, das ist der Schlüssel: Wir müssen nach innen kommen, zum Tor ziehen und Price die Sicht nehmen“, verriet Gourde das Erfolgsrezept.
Montreal, das sein erstes Stanley Cup Finale seit 1993 spielte, legte die anfängliche Nervosität nun ab und kam dank einer doppelten Richtungsänderung zur zweiten Pause auf 1:2 heran: Verteidiger Ben Chiarot gab einen Schlagschuss ab, der über die Schlittschuhe zweier Lightning-Spieler (erst Anthony Cirelli, dann Ryan McDonagh) ins Ziel abgefälscht wurde (38.). „Wir haben ein wenig gebraucht, um anzukommen. Dann waren wir aber besser im Spiel“, sagte Chiarot. „Doch ein paar Abpraller sind heute nicht in unsere Richtung gesprungen.“
Kucherov macht mit einem Doppelschlag alles klar
Genau das brach den Canadiens im Schlussdrittel das Genick: Nach einem Turnover in der neutralen Zone schleuderte Nikita Kucherov den Puck vom rechten Flügel mit der Rückhand vors Tor. Chiarot wischte den Puck mit dem Handschuh hoch vor den Kasten und traf beim Klärungsversuch dann mit dem Schlägerschaft ins eigene Tor (43.). „Wisst ihr, ich musste gar nicht viel tun“, sagte Kucherov, der das Tor zugesprochen bekam. „Ich habe den Puck einfach Richtung Tor geworfen und gesehen, was dabei herauskommt. Zum Glück ist die Scheibe für uns gesprungen. Ich dachte, es wäre ein Tor von Pally gewesen.“
Douglas DeFelice-USA TODAY Sports
Kucherov aber setzte noch einen drauf: Nach Bullygewinn von Brayden Point bewegte sich der Russe vom rechten Bullykreis nach innen und traf per Handgelenksschuss ins rechte Kreuzeck zum 4:1 (52.). „Pointer ist ein unglaublicher Spieler“, lobte Kucherov seinen kongenialen Mittelstürmer, der drei Assists verbuchte. „Er weiß, wann und was er zu einer bestimmten Zeit tun muss und er ist ein überragender Spieler. Es macht Spaß, mit ihm zu spielen. Er ist unglaublich für uns.“
Kurz vor Schluss riss dann auch noch die Unterzahl-Serie der Habs, die zuvor 32 Penalty Killings schadlos überstanden hatten. Im Powerplay ließen die Bolts den Puck gut laufen. Kucherov bediente Stamkos, der am linken Flügel eine fulminante Direktabnahme zum 5:1-Endstand ins Tor feuerte (59.).
Montreal will aus Fehlern lernen – Kucherov knackt erneut die Schallmauer
Kucherov erlebte damit eine Drei-Punkte-Spiel (2-1-3) und knackte damit die 30-Punkte-Marke in den Stanley Cup Playoffs 2021 (sieben Tore, 23 Assists). Schon im Meister-Jahr 2020 knackte er diese Schallmauer und half den Lightning mit 34 Punkten (sieben Tore, 27 Assists) zum Titelgewinn. Er ist damit erst der fünfte Spieler in der NHL, dem dieses Kunststück gelang und reiht sich in eine Liste mit prominenten Namen wie Wayne Gretzky, Mark Messier, Jari Kurri und Mario Lemieux ein. „Er spielt jetzt wie eine Bestie und er ist so, so gut!“, schwärmte Stamkos von Kucherov.
Die Canadiens mussten dagegen Lehrgeld zahlen: Drei Puckverluste führten zu den ersten drei Gegentoren in Spiel 1. Insbesondere gegen ein so schnelles Team wie die Lightning ist das tödlich. „Das kannst du dir gegen so eine Mannschaft nicht erlauben“, sagte Montreals Co-Trainer Luke Richardson. „Sie können schnell kontern und lassen dich für diese Fehler bezahlen. Wir müssen also unser Puck-Management verbessern, die Pucks hinter ihre Verteidigung legen, in den Forecheck übergehen und mehr Zeit in der Offensivzone kreieren.“
Auch müssen die Habs wacher starten und dürfen sich nicht von der Atmosphäre beeinflussen lassen. „Die Eisfläche hat gebebt, damit werden wir klarkommen und im nächsten Spiel besser damit umgehen. Vielleicht wird es wieder der Schlüssel für uns sein, früh zu treffen, dann den Sturm zu überstehen, die Arena verstummen und uns in einen Rhythmus kommen zu lassen“, so Richardson. „Es ist nur ein Spiel einer Best-of-7-Serie. Wir müssen die Erfahrung aus der Serie gegen die Vegas Golden Knights nutzen und in Spiel 2 zurückschlagen“, forderte Montreals Verteidiger Jeff Petry. „Wir werden uns ein paar Videofilmchen anschauen, damit wir wissen, was wir besser machen können. Jeder weiß, dass unser Kampfgeist da war, doch jeder von uns kann noch ein bisschen mehr geben.“
Vorschau auf Spiel 2: Armia könnte zurückkehren, Killorn fraglich
Spiel 2 des Stanley Cup Finals ist in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (2 Uhr MESZ) erneut in Tampa Bay. Armia könnte zurückkehren. Fraglich ist dagegen Lightning-Stürmer Alex Killorn, der aufgrund einer unbekannten Verletzung nur einen Wechsel im dritten Drittel fuhr. Canadiens-Coach Dominique Ducharme, der nach einem positiven Corona-Test für zwei Wochen in Quarantäne musste, wird noch einmal zuschauen müssen, steht aber für Spiel 3 in Montreal wieder zur Verfügung.