Nach Fleury-Blackout: Anderson stellt den Spielverlauf auf den Kopf
Die Montreal Canadiens sind im Stanley Cup Halbfinale mit 2:1 in Führung gegangen: In Spiel 3 gegen die Vegas Golden Knights gewannen die Habs mit 3:2 n.V., mussten aber gleich mehrere Rückschläge verdauen. Zum Helden avancierte Josh Anderson.
Den ersten Rückschlag musste Montreal schon vor dem Spiel hinnehmen: Trainer Dominique Ducharme wurde positiv auf das Coronavirus getestet und stand nicht zur Verfügung. „Wir geben einfach niemals auf. Don nicht bei uns zu haben, war der nächste Twist, mit dem wir umgehen mussten“, sagte Canadiens-Torwart Carey Price (43 Saves, 95,6 Prozent Fangquote). „Es hat wehgetan, Don nicht dabei zu haben“, sagte auch Kapitän Shea Weber. „Er war wichtig für uns.“
Vor und nach dem Spiel sprach Ducharme per Video-Anruf mit dem Team. Vor Ort wurde er von seinen Assistenztrainern Luke Richardson und Alexandre Burrows sowie Torwarttrainer Sean Burke vertreten. „Wir hatten nicht viel Zeit, darüber nachzudenken und sind die Dinge einfach so angegangen, wie Don es gemacht hätte. Also: business as usual“, so Richardson.
Price ist heiß
Im ersten Spiel eines US-Teams auf kanadischen Boden seit Ausbruch der Pandemie vor 15 Monaten geriet Montreal gleich zu Beginn gewaltig unter Druck: Vegas war mit 17:3 Schüssen im ersten Drittel klar überlegen und war im zweiten kaum weniger gefährlich (13:5). Doch vor allem dank Price ging es torlos in die erste und mit einem 1:1 in die zweite Pause. „Ihr habt es heute alle gesehen: Es war unglaublich“, sagte Anderson, der später selbst noch zum Helden werden sollte, über seinen Goalie. „Er hat uns die ganze Zeit im Spiel gehalten. Ohne ihn würden wir jetzt nicht hier sitzen und reden.“
Anfang des zweiten Abschnitts aber war Price machtlos, als Nicolas Roy vor dem Tor angespielt wurde und aus der Nahdistanz zum 1:0 in den rechten Winkel traf (24.). Die Canadiens aber gaben nur 38 Sekunden später eine postwendende Antwort: Nick Suzuki spielte einen tödlichen Pass in den Lauf von Cole Caufield, der seinen Alleingang mit einem Schuss unter die Latte zum 1:1 krönte (24.).
Fleurys folgenschwerer Fehler
Auch im dritten Durchgang schlugen die Golden Knights schon früh zu: Alex Pietrangelo zog kurz nach dem Eintritt in die Offensivzone mit einem Handgelenksschuss ab und erwischte Price damit auf dem falschen Fuß – 2:1 (43.). Alles sprach nun für Vegas, doch 1:55 vor dem Ende hauchte ein Blackout von Knights-Keeper Marc-André Fleury (24 Saves, 88,9 Prozent Fangquote) den Canadiens wieder Leben ein: Einen tief geschossenen Puck nahm Fleury hinter dem Tor auf und führte den Puck daraufhin mit der Rückhand an den eigenen Schlittschuh, von wo die Scheibe in den Slot rutschte. Das Hartgummi lag somit vor dem leeren Tor auf dem Präsentierteller. Anderson nahm dieses Geschenk dankend an, glich aus und erzwang die Overtime (59.).
„Fleury spielt das ganze Jahr überragend für uns“, nahm Vegas-Kapitän Mark Stone seinen Torhüter in Schutz. „Es ist nur ein Fehler. Wir hätten ihn rausboxen müssen, haben danach aber nicht mehr so gespielt, wie in den ersten 60 Minuten.“ Das sah auch Golden-Knights-Trainer Peter DeBoer so: „Von solchen Aktionen erholst du dich nur schwer. Wir haben in der Pause darüber gesprochen, unser Mojo zurückzubekommen.“
Anderson wird zum Helden
Doch das Momentum war nun auf Seiten der Habs: Anderson fing einen Befreiungsschlag von Jesperi Kotkaniemi aus der Luft ab und tippte diesen in den Lauf von Paul Byron, der links vor Fleury auftauchte, aber das Auge für den mitgelaufenen Anderson hatte. Querpass, Schuss, Tor – Montreal gewann Spiel 3 trotz 27:45 Schüssen mit 3:2 in der Verlängerung (73.).
„In der OT hat es so ausgesehen, als hätten wir mehr Energie als sie. Wir sind hart rausgekommen und haben einen Weg gefunden. In diesem wichtigen Spiel haben wir den Sieg gebraucht“, sagte Anderson.
Spiel 4 steigt in der Nacht von Sonntag auf Montag (2 Uhr MESZ) erneut im Bell Centre.