Viertelfinal-Krimi: Noebels macht den Wahnsinn im Penaltyschießen perfekt
In einem temporeichen und hart-geführten Viertelfinale mit Derby-Charakter setzte sich Deutschland denkbar spannend mit 3:2 n.P. gegen die Schweiz durch und stehen im Halbfinale.
Bundestrainer Toni Söderholm nahm nach dem 2:1-Sieg im letzten Gruppenspiel gegen Gastgeber Lettland keine personellen Veränderungen vor. Allerdings stellte er seine dritte und vierte Reihe um: Stefan Loibl centerte die Linie zwischen Tom Kühnhackl und Tobi Rieder. Nico Krämmer rückte in die Formation Maximilian Kastner und John Peterka Im Tor startete erneut Mathias Niederberger Der angeschlagene Marcel Noebels war also fit.
Der Schweizer Headcoach Patrick Fischer nahm im Vergleich zum 6:3-Sieg gegen Großbritannien zwei Veränderungen vor: Dario Simion rückte für Killian Mottet in die Aufstellung. Außerdem stand LLeonardo Genoni für Reto Berra (Backup) zwischen den Pfosten.
Offenes Spiel, aber Untersander trifft für die Schweiz
Schon im Vorfeld waren Giftpfeile zwischen den beiden Nachbarländern hin und her geflogen. „Wir kennen die Deutschen in- und auswendig“, sagte Fischer und sah „sicher keine unlösbare Aufgabe“. DEB-Sportdirektor Christian Künast feuerte zurück: „Die können die Favoritenrolle gerne haben. Wir sagen, es wird ein Spiel auf Augenhöhe.“
Entsprechend feurig ging es in dieses Viertelfinale mit Derby-Charakter: Beide Teams teilten harte Checks aus. Deutschland spielte schnörkellos nach vorne, gab viele Schüsse ab und sorgte für Verkehr vor dem Tor. Die Schweiz setzte auf längere Puckbesitzphasen in der gegnerischen Zone, wurde dabei aber auch nicht torgefährlicher. Insgesamt war es eine offene Partie, die schnell hin und her wogte.
In der 16. Minute schlugen dann die Eisgenossen zu: Santeri Alatalo chickte die Scheibe mit einem überlegten Pass quer diagonal durch die Zone zum rechts vor dem Tor postierten und ungedeckten Ramón Untersander, der den Puck kurz annahm und dann mit einem Handgelenksschuss auf 1:0 stellte (16.).
Herzog erhöht, dann bringt Kühnhackl die Hoffnung zurück
Auch im zweiten Drittel gab es kaum Unterbrechungen und dazu eine Menge Tempo und Härte im Spiel. Die Deutschen bemühten sich um eine Antwort, liefen aber immer wieder auf ein rotes Schweizer Abwehrriff auf.
Als Matthias Plachta wegen eines Bandenchecks auf die Strafbank geschickt wurde (2+10 Minuten) und ihm kurz darauf auch noch Tom Kühnhackl wegen Beinstellens folgte (2 Minuten), hatte die Schweiz für 1:38 Minuten ein 5-gegen-3-Powerplay. Deutschland stemmte sich aber voll dagegen und überstand die doppelte Unterzahlsituation unbeschadet.
Danach aber fuhr die Schweiz einen starken Konter: Im vollen Lauf spielte Tristan Schwerway einen Flip-Pass mit der Rückhand auf den mitgelaufenen Fabrice Herzog, der den Puck direkt ins rechte Tor zum 2:0 hob (34.).
Kurz vor der zweiten Pause kam dann auch Deutschland auf die Anzeigetafel. Im Gewühl vor dem Tor blieb das DEB-Team hartnäckig. Auf Rieders Schuss staubte Kühnhackl zum 1:2 ab (38.).
Deutschland drückt, Gawanke trifft spät
Für das Schlussdrittel war somit wieder alles offen. Deutschland kam druckvoll aus der Kabine, war präsent in den Zweikämpfen und hatte viel Zeit in der Offensivzone. Die Schweiz aber verteidigte clever, schaffte immer wieder Überzahlsituationen gegen den puckführenden Spieler, setzte harte Checks und hin und wieder Nadelstiche mit Konterangriffen.
Spielbestimmend aber waren die Deutschen (13:4 Schüsse im dritten Drittel), die bis zum Schluss alles versuchten. 1:20 Minuten vor dem Ende zog Söderholm den Torwart und ging voll ins Risiko. Die DEB-Mannschaft setzte sich in der Zone fest, 44 Sekunden vor Schluss zog Leon Gawanke ab und lenkte die Scheibe irgendwie durch den Verkehr zum 2:2 ins Tor (60.).
Penaltyschießen: Noebels macht’s einhändig
Also ging das Viertelfinale in die Sudden-Death-Overtime, die auf zehn Minuten im 3-gegen-3 angelegt war. Die Schweizer waren nun wieder aktiver, Niederberger musste die Deutschen mit starken Saves rausboxen.
Im Penaltyschießen wurde die Spannung dann noch einmal auf ein neues Niveau gehoben. Timo Meier traf für die Schweiz, Dominik Kahun direkt danach für Deutschland. Mit dem fünften und letzten Schützen machte die DEB-Mannschaft dann den Halbfinale-Einzug pefekt: Noebels zog Genoni mit einer Körpertäuschung auf die linke Seite und führte den Puck dann einhändig mit ausgefahrenem Arm rechts vorbei über die Linie.
Schweiz – Deutschland 2:3 n.P.
Tore: 1:0 Untersander (15:17, Alatalo, Kurashev), 2:0 Herzog (33:26, Schwerwey, Bertschy), 2:1 Kühnhackl (37:23, Rieder, Nowak), 2:2 Gawanke (59:16, Kahun, Noebels)
Penaltyschießen: Corvi (x), Plachta (x), Andrighetto (x), Krämmer (x), Meier (o), Kahun (o), Ambühl (x), Reichel (x), Hofmann (x), Noebels (o)
Aufstellung Schweiz
Tor:
#63 Genoni (#20 Berra)
Verteidigung:
#86 Moser | #65 Untersander
#25 Mi. Müller | #16 Diaz
#97 Siegenthaler | #55 Loeffel
#2 Alatalo
Sturm:
#23 Kurashev | #13 Hischier | #10 Ambühl
#15 Hofmann | #71 Corvi | #59 Simion
#85 Andrighetto | #83 Vermin | #28 Meier
#60 Schwerwey | #88 Bertschy | #61 Herzog
#96 Rod
Aufstellung Deutschland
Tor:
#35 Niederberger (#90 Brückmann)
Verteidigung:
#91 Mo. Müller | #53 Seider
#41 Jo. Müller | #5 Holzer
#38 Wagner | #11 Nowak
#9 Gawanke
Sturm:
#92 Noebels | #73 Reichel | #83 Pföderl
#58 Eisenschmid | #72 Kahun | #22 Plachta
#34 Kühnhackl | #15 Loibl | #8 Rieder
#21 Krämmer | #7 Kastner | #70 Peterka
#54 Bergmann