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Dominik Kahun und das Olympia-Feeling: „Es ist egal, ob einer in der NHL oder DEL spielt"

Die deutsche Nationalmannschaft hat mit Dominik Kahun eine prominente Verstärkung für die WM 2021 in Lettland erhalten. Noch aber befindet sich der Stürmer in Quarantäne, beantwortete aber per Videoschalte Fragen zu seiner Anreise, dem Teamgeist in der deutschen Mannschaft und seiner Zukunft in der NHL.



Als dreimaliger Deutscher Meister mit dem EHC Red Bull München wechselte Kahun im Sommer 2018 in die NHL und spielte seitdem für vier Klubs: Erst für die Chicago Blackhawks, dann für die Pittsburgh Penguins und Buffalo Sabres und bis vor zwei Tagen auch noch für die Edmonton Oilers. Mit den Oilers aber flog Kahun mit einem 0:4-Sweep gegen die Winnipeg Jets aus der Stanley Cup First Round. 

„Es war sehr bitter“, blickte Kahun zurück. „Wir waren der Favorit, haben die letzten sechs Spiele in der regulären Saison gegen Winnipeg gewonnen gehabt und sind mit Selbstvertrauen reingegangen. 0:4 hört sich schlimmer an, als es wirklich war: Es waren drei Overtimes dabei und auch Spiel 1 war sehr knapp. Ich fand, dass wir sogar überlegen waren, aber sie hatten super Torwart-Leistungen. Es ist enttäuschend, dass es so schnell ging, denn wir hatten ein großes Ziel in Edmonton. Es ist sehr, sehr schade.“


NHL-Zukunft offen  

Die letzten beiden Playoff-Spiele erlebte der 25-jährige Stürmer von der Tribüne. Auch in der regulären Saison kam Kahun nicht über die vollen 56 Spiele zum Einsatz. In 48 Partien gelangen ihm 15 Scorerpunkte (neun Tore, sechs Assists). „Mein Start war vielleicht ein bisschen langsam. Ich musste mich wieder an eine neue Mannschaft gewöhnen. Dann habe ich mein Spiel eigentlich gefunden. Dass ich ab und zu nicht gespielt habe, war halt so, das muss ich so annehmen. Dieses Jahr war auch ein bisschen anders, wir hatten viele Spiele, mehrere Spieler zur Verfügung und auch eine starke Mannschaft“, erklärte Kahun. „Ich glaube, dass ich eine gute Saison gespielt habe. Vielleicht war meine Statistik nicht so gut wie sonst, aber im Großen und Ganzen kann ich zufrieden sein.“

Sein Vertrag in Edmonton läuft aus. Ob die Oilers diesen verlängern, steht noch nicht fest. „Mal sehen, was passiert“, sagt Kahun. „Ich plane, weiter in der NHL zu sein. Egal, wo man spielt: es ist die NHL. Das war schon immer mein Traum und den erfülle ich mir seit drei Jahren. Darauf bin ich sehr stolz. Ich habe noch keine Idee, aber das ist momentan meine letzte Sorge: Mit dem Kopf bin ich völlig hier.“


Gestern Edmonton, morgen Riga  

Mit „hier“ meint der Linksschütze das Nationalteam und die WM in Riga. Als Bundestrainer Toni Söderholm nach dem Playoff-Aus anrief, hatte Kahun kaum Zeit zum Überlegen – brauchte diese aber auch gar nicht: „Es ist eine Ehre, bei der Nationalmannschaft dabei sein zu dürfen. Ich will so schnell wie möglich meine Form finden und der Mannschaft helfen.“

Das letzte Drittel gegen Italien (9:4) sowie den historischen Sieg gegen Kanada (3:1) hat Kahun von Kanada aus im TV verfolgt. Nach der Anreise von Edmonton über Montreal und Frankfurt nach Riga fieberte er dann bei der ersten Turnier-Niederlage gegen Kasachstan (2:3) auf seinem Hotelzimmer am Fernseher mit. Auch wenn der Nachzügler noch nicht beim Team war, erkannte er schon aus der Ferne, „was für ein Teamgeist hier ist: Eine Mannschaft, die so zusammenhält, in der einer für den anderen da ist, da kann man nur gewinnen. Die Mannschaft ist top aufgestellt, es sind super Jungs dabei, eine super Gruppe. Man sieht, wie gut sich jeder mit dem anderen versteht und wie gut der Zusammenhalt ist. Das ist der Schlüssel“.

Kontakt mit seinen Mitspielern hatte Kahun ohnehin schon zuvor: „Ich kenne eigentlich alle Jungs hier, habe schon in der WM-Vorbereitung mit vielen gesprochen wie es läuft. Als die WM dann losging, war ich fast täglich mit den Jungs in Kontakt. Ich freue mich sehr hier zu sein und kann es kaum erwarten, dass ich aus meinem Zimmer raus darf und runter zu den Jungs kann. Ich verstehe mich mit allen sehr gut.“


Kahun will Deutschland „einen Schub geben“  

Nach drei Tagen Quarantäne auf dem Hotelzimmer, in dem sich Kahun auf dem Ergometer fit halten und gegen die Jetlag-Müdigkeit ankämpfen möchte, folgen weitere drei Tage Teamtraining, erst dann darf er auch wirklich spielen. Spannend wird sein, in welcher Reihe der 1,80 Meter große Stürmer auflaufen wird. „Mit Toni habe ich noch nicht darüber gesprochen“, so Kahun. „Die Jungs haben super zusammengespielt, alle vier Reihen haben gut harmoniert. Im Endeffekt ist es egal, wo ich spielen werde. Alle spielen durch, man kann von keiner ersten oder vierten Reihe reden. Es sind nur gute Spieler hier. Ich denke, ich werde mit jedem gut zusammenpassen.“

In jedem Fall dürfte der NHL-Export nochmal eine andere Facette ins deutsche Spiel einbringen. „Ich bin sicherlich ein Spielertyp, der mit seinen spielerischen Fähigkeiten helfen kann und auch mit meiner Geschwindigkeit. Ich glaube, dass ich auch ein Spieler bin, der immer Gas gibt und alles für die Mannschaft tun wird. Am Ende werde ich mich so unterordnen, dass ich reinpasse. Da ist es egal, ob einer in der NHL spielt oder in der DEL: Wir spielen für Deutschland und da müssen alle zusammenhalten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich der Mannschaft noch einen Schub geben kann.“

Immerhin hat die DEB-Auswahl bei dieser WM viel vor. Der Schlüssel soll der Teamgeist sein. „Es erinnert mich schon an Olympia“, sagt der Silbermedaillengewinner von Pyeongchang. „Die Mannschaft in diesem olympischen Turnier ist für mich vom Zusammenhalt her bis jetzt die beste, in der ich je gespielt habe. Ich hoffe, dass es hier wieder so sein wird und denke, dass wir dieses Jahr die Chance haben, was zu reißen. Wir werden alles dafür tun und Gas geben, dass wir so weit kommen wie möglich.“



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