James Carey Lauder-USA TODAY Sports
NHL

Empty-Net-Tor mit Beigeschmack: Brutaler Hit von Scheifele

Die Montreal Canadiens marschieren weiter und haben Spiel 1 der Stanley Cup Second Round Serie bei den Winnipeg Jets mit 5:3 gewonnen. Das Empty-Net-Tor der Habs aber wurde von einem brutalen Check überschattet. Derweil glänzte Philipp Grubauer beim 3:2-Sieg n.V. seiner Colorado Avalanche gegen stark verbesserte Vegas Golden Knights.


 

Ein Check, den niemand sehen möchte…  

Es war die letzte Szene des Spiels, die für Aufsehen sorgte: Die Jets hatten gerade bei gezogenem Torwart dank Kyle Connor auf 3:4 verkürzt (59.) und witterten noch einmal ihre Chance. Als Canadiens-Stürmer Tyler Toffoli den Puck mit einem weiten Schlag klärte, verhinderte Jake Evans mit einem Sprint das Icing, nahm den Puck hinter dem Kasten auf, traf per Wrap-Around ins leere Tor und wurde dann brutal von Mark Scheifele umgecheckt (60.). Ein dreckiger Hit, zumal Scheifele mit viel Geschwindigkeit angerauscht kam, der Check voll durchgezogen wurde, von Evans kaum zu sehen war und auch gegen den Kopf ging.

„Es war so ein ungewöhnlicher Spielzug, weil wir mit Vollgas zurückgefahren sind, um das Empty-Net-Tor zu verhindern. Als Mark aufgehört hat zu skaten, hat er seine Arme eingefahren, trotzdem war es ein sehr harter Check. Darüber gibt es keine Zweifel. Ich bin mir sicher, die Liga wird ihre Meinung dazu haben“, beurteilte Winnipegs Trainer Paul Maurice diese Szene. Gegen Scheifele wurden auf dem Eis 17 Strafminuten ausgesprochen, darunter eine Matchstrafe (5+10 Minuten) wegen eines unkorrekten Körperangriffs sowie zwei Minuten wegen übertriebener Härte beim Handgemenge im Anschluss. Mit einer nachträglichen Sperre ist zu rechnen.

Ein Update zum Gesundheitszustand von Evans gab es noch nicht. „Er wird weiter untersucht“, sagte Montreals Trainer Dominique Ducharme, dessen Spieler regungslos auf dem Eis liegengeblieben war und mit einer Trage abtransportiert werden musste. „Dass ein Spieler so auf dem Eis liegt, willst du nicht sehen“, sagte der Coach. Die Freude über den 5:3-Sieg geriet dadurch komplett in den Hintergrund. „Ihn da liegen zu sehen, das hat den Vibe gekillt“, sagte Verteidiger Joel Edmundson.

Sofort kamen die Bilder aus der Stanley Cup First Round hoch, als es in Spiel 1 zwischen den Toronto Maple Leafs und den Canadiens zu einer kritischen Szene mit John Tavares kam, der im Fallen das Knie des vorbeifahrenden Corey Perry ins Gesicht bekam. Damals war es ein Unfall, jetzt aber volle Absicht. „Wir hatten das schon mit Tavares in Spiel 1“, erinnerte sich Ducharme. „Er war kein Spieler in unserem Trikot, aber es war ein Unfall und beide Teams wollten, dass es ihm besser geht. Das habe ich jetzt von der anderen Seite nicht gespürt.“


Maurice schickte nach dem Spiel dennoch Genesungswünsche in Richtung Evans: „Hoffentlich geht es dem jungen Mann bald wieder gut.“ Kapitän Blake Wheeler schloss sich an: „Ich hoffe einfach, dass er okay ist. Das ist alles, darum geht es. Es ist niemals schön zu sehen, dass ein Spieler so lange auf dem Eis liegen bleibt und dass die Trage kommen muss, ist besorgniserregend. Wir hoffen einfach, dass er okay ist.“

Für Evans war es ein bittersüßer 25. Geburtstag: Immerhin gelang dem Kanadier der erste NHL-Playoff-Treffer. „Jake ist ist ein großartiger Junge“, sagte Teamkollege Jesperi Kotkaniemi. „Er ist super lustig, hält die Energie in der Kabine hoch. Ich denke, er ist einer der Spieler, den du aufs Eis schickst, wenn du das Spiel gewinnen möchtest, wenn du ein Tor brauchst oder wenn der Gegner keines schießen soll. Er ist einfach einer der Spieler, den du brauchst.“

Vor diesem Unglück erwischten die Habs einen guten Start und konnten das Momentum nach drei Siegen in Serie gegen Toronto mit in die Serie gegen Winnipeg transportieren: Kotkaniemi per Abfälscher (4.), Eric Staal per Tip-in (6.) und Nick Suzuki nach feiner Bewegung (18.) trafen schon im ersten Drittel für Montreal. Auch hatten die Canadiens mit Carey Price (27 Saves, 90 Prozent Fangquote) einen sicheren Rückhalt zwischen den Pfosten.

Die Jets wirkten neun Tage nach ihren letzten Playoff-Spiel ein wenig eingerostet. Erst Adam Lowry ließ die Triebwerke seines Teams mit einem Unterzahl-Tor starten (12.). Doch kam Winnipeg immer nur kurz heran: Derek Forbort (50.) verkürzte, doch Brendan Gallagher baute die Führung wieder aus (52., im Powerplay). Dann entflammte die hitzige Schlussphase. 


Spiel 2 dieser Serie steigt in der Nacht auf Samstag (1.30 Uhr MESZ). 



Grubauer überragt und lässt die Golden Knights verzweifeln  

Die Colorado Avalanche haben Spiel 2 gegen die Vegas Golden Knights mit 3:2 n.V. gewonnen und die Serienführung damit auf 2:0 ausgebaut.

Hatten die Avs die Knights in Spiel 1 noch überfallen, hielt Vegas nun deutlich besser dagegen, konnte Colorados Tempo bremsen und entfachte selbst eine Menge Gefahr in der Offensive. Das erste Drittel bewegte sich noch auf Augenhöhe. Brandon Saad mit einem eher ungewollten Tunnel (4.) brachte die Avalanche in Führung, Alec Martinez glich im Powerplay für Vegas aus (10.), dann war allerdings auch Tyson Jost in Überzahl erfolgreich (18.).

Ab dem zweiten Durchgang übernahmen dann die Golden Knights die Kontrolle und glichen durch Reilly Smith aus (51.). Der Druck nahm stetig zu: Vegas hatte 16:6 Torschüsse im zweiten sowie 15:6 Schüsse im dritten Abschnitt. Doch entweder war der Pfosten oder der überragende Philipp Grubauer (39 Saves, 95,1 Prozent Fangquote) im Weg. Der 29-jährige Rosenheimer ließ sich nie aus der Ruhe bringen und sorgte für zahlreiche „Gruuuu!“-Rufe in Denver.

Von der Top-Reihe der Avalanche, die in Spiel 1 für acht (!) Scorerpunkte verantwortlich gezeichnet hatte, war lange nichts zu sehen. Das änderte sich aber in einem frühen Powerplay in der Overtime: Nathan MacKinnon verschaffte sich mit einer feinen Bewegung ein wenig Platz und spielte einen Querpass zum rechten Bullypunkt auf Mikko Rantanen. Der Schuss des 24-jährigen Finnen sauste knapp an Kopf und Schulter von Marc-André Fleury (22 Saves, 88 Prozent Fangquote) vorbei ins Tor (63.).


Eine bittere Niederlage für die Golden Knights, die aber auch Hoffnung für Spiel 3 macht. In der Nacht auf Samstag (4 Uhr MESZ) werden die Avs erneut einen Grubauer in Top-Form brauchen…




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