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NHL

Hall gegen Mantha: Mehr als ein Vorgeschmack auf die Playoffs

Am Sonntag kam es in der NHL zum siebten und letzten Duell zwischen den Boston Bruins und den Washington Capitals (6:3). Neun Tore, 61 Checks und 35 Strafminuten waren nur ein Vorgeschmack darauf, was in den Playoffs bevorstehen könnte. EliteProspects Rinkside hat das Aufeinandertreffen zweier Titelfavoriten analysiert.


Bruins und Capitals hatten schon vor dem Spiel für Aufsehen gesorgt: Boston mit der Akquise von Taylor Hall (zusammen mit Curtis Lazar von den Buffalo Sabres für Anders Bjork und ein Zweitrunden-Draftpick 2021), Washington mit dem Transfer vor Anthony Mantha (von den Detroit Red Wings für Jakub VránaRichard Pánik, ein Erstrunden-Pick 2021 sowie ein Zweitrunden-Pick 2022). Nun trafen die beiden heißesten Personalien vor der Trade-Deadline aufeinander.

Hall steuerte an diesem Abend einen Assist bei und sammelte damit den dritten Scorerpunkte (zwei Tore, ein Assist) im vierten Spiel im Trikot mit dem B auf der Brust. Vor allem aber wertete er seine Reihe auf: Rechtsaußen Craig Smith kam auf zwei Assists, Center David Krejci schnürte einen Doppelpack (zwei Tore) und verdoppelte damit beinahe seine komplette Saison-Ausbeute (davor drei Treffer).

Gleiches gilt übrigens auch für Mantha, dessen Linie mit Flügel T.J. Oshie (zwei Tore) und Mittelstürmer Nicklas Bäckström (zwei Assists) ebenfalls auf fünf Scorerpunkte in diesem Direktvergleich kam. Power Forward Mantha zog immer wieder vors Tor und schaffte mit seinem wuchtigen Körper (1,95 Meter groß, 106 Kilogramm schwer) Räume für seine Mitspieler. Hall riss diese dank seiner Schnelligkeit. Der Wert der teils teuer erkauften Neuzugänge ist also nicht nur individuell, sondern auch bezogen auf die Reihe zu werten.

Denn auch die Qualität in der Tiefe nahm nach der Trade-Deadline zu: Nick RitchieCharlie Coyle und Jake DeBrusk bildeten die dritte, Sean KuralyCurtis Lazar und Chris Wagner die vierte Reihe bei den Bruins. Die Capitals rollten derweil ihre Bottom-Six-Linien mit Conor ShearyLars Eller und Daniel Sprong sowie mit Carl HagelinNic Dowd und Garnet Hathaway gleichmäßig aus.


Herausragende Routiniers: Bergeron schießt das 21.000 Tor    

Für Furore sorgte aber Bostons Top-Reihe mit Brad Marchand, Patrice Bergeron und David Pastrnak, die den Direktvergleich mit Washingtons Paradereihe um Alexander Ovechkin, Yevgeni Kuznetsov und Tom Wilson klar gewann:  Das Trio kam kumuliert auf zehn (!) Scorerpunkte. Dabei spielten Marchand (2-2-4), Bergeron (2-1-3) und Pastrnak (0-3-3) wie aus einem Guss, zelebrierten Pässe wie am Schnürchen gezogen und kamen mit viel Ruhe und Präzision zum Erfolg.   
Bergerons Treffer zum zwischenzeitlichen 5:3 war übrigens das 21.000 Tor der Bruins in der NHL (17:45 im 2. Drittel). Dass dieses ausgerechnet der 35-jährige Kanadier erzielte, ist kein Zufall: Bostons Franchise-Spieler wurde im Jahr 2003 in der 2. Runde an insgesamt 45. Stelle von den Bruins gedraftet, holte 2011 den Stanley Cup, wurde gleich viermal mit der Selke Trophy für den besten Defensivstürmer der Liga ausgezeichnet und ist Mitglied im exklusiven Triple-Gold-Club (WM-Gold, Olympia-Gold, Stanley-Cup-Sieg). Auch übernahm der Franko-Kanadier im Sommer das Kapitänsamt für den nach Washington abgewanderten Zdeno Chara, der aufgrund einer Verletzung übrigens nicht an alter Wirkungsstätte zum Einsatz kam.

Die Mentalitäts- und Führungsspieler Bergeron (35), Marchand (32) und Krejci (34) könnten auch beim Playoff-Run 2021 eine entscheidende Rolle spielen. Das Trio zeigt bislang keinerlei Alterserscheinungen und führt zahlreiche Statistiken an. Allen voran Top-Scorer, -Torjäger, -Vorbereiter und -Plus-Minus-Spieler Marchand (23-31-54, +21), der trotz seiner 1,75 Meter Körpergröße einer der unangenehmsten Gegenspieler bleibt.


Harte Checks und eine Menge Blut 

Apropos unangenehm. Wäre die reguläre Saison heute vorbei, würden sich Bruins (25-12-6, 56 Punkte, 4.) und Capitals (29-13-4, 62 Punkte, 1.) in der 1. Runde der Stanley Cup Playoffs gegenüberstehen. Einen gewissen Vorgeschmack darauf bot schon dieses siebte und letzte Aufeinandertreffen der beiden East-Division-Teams in der Hauptrunde: Neben enormen Tempo gab es auch eine Menge Physis zu sehen: 28:33 Checks wurden ausgeteilt, dazu 14:21 Strafminuten ausgesprochen. 

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Gar blutig wurde es etwa bei gleich zwei hohen Stöcken von Bostons Verteidiger Connor Clifton (zweimal 2+2). Oder nach dem Bandencheck von Washingtons Hathaway an Jarred Tinordi. Glück hatte zudem Agitator Tom Wilson, dessen Blindside-Hit gegen Kuraly ungeahndet blieb.

Sollten sich Bruins und Capitals tatsächlich in den Playoffs treffen, ist eine Menge Temperament vorprogrammiert. Die Saison-Serie ging übrigens mit 4:3 an Boston.


Weiteres Steigerungspotenzial und starke Special Teams

Ob dies dann auch in der Post-Season so aussehen würde, ist noch Zukunftsmusik. Bei den Bruins fehlte mit Kevan MillerBrandon Carlo und Matt Grzelcyk etwa die halbe Verteidigung. Auch ist Torwart-Routinier Tuukka Rask nach langer Verletzung noch nicht in Playoff-Form. 

Gleiches gilt auch für Capitals-Keeper Ilya Samsonov, der nach Covid-19-Erkrankung weiter den Anschluss sucht. Weil auch Henrik Lundqvist nach einer Herz-OP fehlt, muss die eigentliche Nummer 3 Vitek Vanecek viele Starts abfangen. Ob der Tscheche über ausreichend Qualität für einen langen Playoff-Run verfügt, darf trotz einer bislang überraschend starken Saison bezweifelt werden.

Dass sowohl Boston als auch Washington zum engen Favoritenkreis für den Stanley Cup zu zählen sind, machte das Duell im TD Garden mehr als deutlich. Sehenswerte Tore wie der Unterzahl-Treffer von Bergeron (12:02 im 1. Drittel), der verzögerte Abschluss von Krejci (16:02 im 2. Drittel) auf der einen sowie der eingesprungene Abstauber (19:50 im 1. Drittel) und die Passkombination vor dem Powerplaytreffer von Oshie (3:48 im 2. Drittel) belegten das. Auch die Special Teams waren herausragend: Die Caps trafen zweimal im Überzahl, wusste das Penalty Killing der Bruins zu gefallen und überstand eine fünfminütige Unterzahl-Situation mit Bravour. 

Sowohl die Boston Bruins als auch Washington Capitals haben für eine heiße und packende Playoff-Serie vorgesorgt – ob und wann diese stattfinden wird, werden die nächsten Wochen zeigen…

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