DEL

John Peterka: „Ich telefoniere jede Woche mit den Sabres“

Im NHL-Draft 2020 wurde John Peterka in der 2. Runde an insgesamt 34. Stelle von den Buffalo Sabres ausgewählt. Nach der erfolgreichen U-20-WM aber ging es zurück in seine Geburtsstadt zum EHC Red Bull München. Dort nimmt der 19-jährige Stürmer jetzt Anlauf für die NHL. Mit eprinkside.de sprach Peterka über seine Entwicklung, Heimatgefühle und seinen guten Draht nach Buffalo.




Der NHL Draft 2020 ist jetzt bald sechs Monate her. Wie hast du das Event damals erlebt?

Ich habe zu der Zeit in Salzburg gespielt. Sie haben dort in einer VIP-Lounge etwas aufgebaut mit einer Leinwand. Meine Eltern und die Trainer waren dabei. Es war echt cool. So haben wir es dann verfolgt.


Du wurdest in der 2. Runde an 34. Stelle von den Buffalo Sabres gezogen. Gab es Momente des Haderns, weil es ganz knapp nicht für die 1. Runde gereicht hat?

Am Anfang war ich ein bisschen traurig. Wenn man aber so darüber nachdenkt, dann ist es unglaublich, überhaupt gedraftet worden zu sein. Ich war überglücklich, dass es relativ früh in der zweiten Runde geklappt hat.


Die Sabres haben extra für dich noch besagtes 34. Draftrecht via Trade von den San Jose Sharks akquiriert. Es schien, als wollte dich Buffalo unbedingt haben…

Ja, ich habe danach mit vielen Offiziellen von Buffalo gesprochen. Sie haben gesagt, wie überglücklich sie sind, dass sie mich bekommen haben. Es war ein super Gefühl für mich, wie sehr dieser Klub mich haben wollte.


Hast du dir Gedanken gemacht, was passiert wäre, wenn du in San Jose gelandet wärst?

Nein, da habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht. Ich habe mit den Sabres öfters gesprochen als mit jedem anderen Team. Sie haben schon im Vornherein großes Interesse gezeigt. Auch die Gespräche waren sehr gut. Es war schön, dass sie mich gezogen haben.


Welche Rolle hat der deutsch-kanadische Trainer Ralph Krueger, der mittlerweile entlassen wurde, bei dieser Entscheidung gespielt?

Das weiß ich tatsächlich nicht. Wir haben nur einmal nach dem Draft kurz gesprochen. Dass er nicht mehr da ist, ist natürlich ein bisschen schade, denn wir hätten uns auf Deutsch unterhalten können.


Wie viele andere Talente hast du noch keinen Entry-Level-Vertrag in der NHL bekommen. Wurde das von den Sabres begründet?

Wir sind so verblieben, dass ich in München eine gute Chance haben würde, die Saison fertig zu spielen. Die DEL war damals eine der wenigen Ligen, die tatsächlich gespielt hat. Direkt nach der U-20-WM hat es nach einer guten Option ausgesehen, wieder in München zu spielen. Ich war superglücklich, wieder hier zu sein. Ich soll in München die Saison zu Ende spielen und dann im Sommer ins Trainingscamp kommen. Dann wird geschaut, wo ich stehe…


Wirst du aktuell gescoutet und wie eng stehst du mit den Sabres in Kontakt?

Ich habe jede Woche ein Telefonat mit dem Development-Beauftragten der Sabres. Sie schicken mir immer Video-Clips von meinen Spielen und zeigen, was ich gut oder schlecht gemacht habe. Ich denke, dass dieser Austausch gut ist. Sie haben gesagt, dass es schön wäre, wenn ich im Sommer den Sprung schaffen würde, sei es in der NHL oder in der AHL. Konkret ist aber noch nichts.


Wie intensiv verfolgst du das Geschehen in der NHL? Weiß du, warum sich Buffalo momentan so schwertut?

Ich weiß es auch nicht. Sie haben eigentlich ein super Team und könnten besser dastehen. Am Wochenende sehe ich mir die Spiele an, wenn sie zu einer guten deutschen Zeit laufen. Wenn sie in der Nacht sind, schaue ich am nächsten Tag die Highlights an.


Wie siehst du Tim Stützle, der ja aus deinem Draft-Jahrgang ist? Seid ihr in Kontakt?

Ja das sind wir. Ich denke, dass er einen superguten Job macht in Ottawa. Er hat sich die Eiszeit und einen Slot im Powerplay hart erarbeitet und spielt ein sehr gutes Jahr. Ich denke, dass ich mir vieles von ihm abschauen kann, was er in der ersten NHL-Saison gemacht hat.


Jetzt stehen noch wichtige Wochen in der DEL an. Momentan geht es mit vielen Back-to-Back-Spielen ja Schlag auf Schlag wie in der NHL. Hast du die Belastung mit vielen Spielen in kurzer Zeit gut überstanden?

Ich denke ganz gut, ja. Zuvor hatten wir immer zwei Spiele pro Woche, jetzt sind es mehr. Durch die Trainingssteuerung haben wir gute Cooldown-Phasen und sind gut gerüstet, um Top-Leistungen bringen zu können.



Wie sehr hilft dir der EHC Red Bull München mit seinen DEL- und NHL-Veteranen bei deiner Entwicklung?

Sehr. Ein Derek Roy, der jetzt zurückkommt, bringt viel NHL-Erfahrung mit, das ist super, er kann mir immer weiterhelfen. Auch von einem Andrew Ebbett, mit dem ich in einer Reihe spiele, kann man sich viel abschauen.


Du bist in München geboren. Was bedeutet es dir, für deine Heimatstadt spielen zu können?

Es ist auf jeden Fall etwas Besonders. Ich habe ja auch in München angefangen, Eishockey zu spielen. Ich verbinde so viel mit der Stadt München. Umso besser ist es, dass ich hier Profi-Eishockey spielen kann.


Der EHC ist derzeit Zweiter in der Süd-Staffel. Wie zufrieden bist du mit der Saison bislang?

Ich würde sagen, dass Platz zwei nicht schlecht ist, wir uns aber mehr erhofft haben. Ganz zufrieden sind wir nicht, denn wir wollen immer Erster sein. Deswegen werden wir weiter versuchen, das Bestmögliche rauszuholen. Ziel ist ganz klar der Meistertitel!


Wie siehst du deine eigene Leistung bislang?

Ich würde sagen, dass ich einen kalten Start hatte. Ich bin nach der WM gleich zurück und hatte viele Spiele. Mittlerweile läuft es aber sehr gut, ich kann zufrieden sein.


Als was für einen Spielertyp würdest du dich beschreiben?

Ich bin auf jeden Fall ein Offensivspieler, ein schneller Flügelspieler, der gerne Spiele macht, aber auch gerne mal abschließt.


Ausbildet wurdest du auch in Bad Tölz und an der RB Akademie – wie blickst du auf diese Zeit zurück?

Es war eine sehr schöne Zeit, ich habe da viel erlebt. In Tölz habe ich um die fünf Jahre gespielt und bin dort auch zur Schule gegangen. Das war sehr lustig. Salzburg war dann etwas ganz anderes, weg von den Eltern und ziemlich auf sich alleine gestellt mit allem. Die Trainingsmöglichkeiten waren eine super Chance, um sich gut zu entwickeln.


Wie siehst du das deutsche Eishockey mit Superstars wie Leon Draisaitl, Tim StützlePhilipp Grubauer und vielen anderen erfolgreichen Exporten?

Es wird immer besser. Wenn man sich die letzten Jahre anschaut, wie viele junge Spieler diesen Weg gegangen sind, die Chance bekommen haben, sich zu zeigen und dann auch zu spielen. So wie auch Dominik Kahun, der Fuß gefasst hat. Ich denke schon, dass das deutsche Eishockey im Kommen ist. Auch die DEL wird von Jahr zu Jahr besser. Das ist schön zu sehen.


Inwiefern ist die deutsche Nationalmannschaft und die Olympischen Spiele ein Thema für dich?

Natürlich ist das ein Thema und ich würde da gerne dabei sein. Ich weiß aber auch, wie viel Arbeit dahintersteckt. Ich möchte mich erstmal voll auf meine Saison konzentrieren.


Wie sieht dein Plan für den Sommer aus, auch im Hinblick auf einen möglichen Start in der NHL?

Ich möchte auf jeden Fall sehr viel aufbauen, an Muskelmasse und Gewicht zunehmen, an meiner Technik und am Schuss arbeiten, aber mich auch bei der Schlittschuhtechnik verbessern. Ich möchte alles tun, damit ich gut vorbereitet bin.

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