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Analytics Wednesday: Daten & Fakten zum Deadline-Day

Jeden Mittwoch präsentiert Elite Prospects Rinkside eine Analyse zu einem aktuellen Thema aus der NHL. Am Analytics Wednesday geht es in dieser Woche um Daten und Fakten zum Deadline-Day.



Am Montag (21. März 2022) um Punkt 20 Uhr MEZ ist es wieder soweit: in diesem Moment läuft die Trade-Deadline ab. Zwar könnten NHL-Teams auch danach noch Spieler akquirieren, doch passiert dies eigentlich nie. Der Grund: Nach der Deadline transferierte Spieler sind in den Stanley Cup Playoffs nicht spielberechtigt. Insofern macht ein Trade nach der Deadline keinen Sinn.

Die bis zur Trade-Deadline durchführten Last-Minute-Transfers sollen eine Win-Win-Situation sowohl für den Aufnehmenden als auch für den Abgebenden Klub sein: Aufnehmende Teams bringen entweder mehr Tiefe in ihren Kader, merzen noch eine Schwachstelle aus oder akquirieren gar noch einen Star-Spieler. Das Ziel: Eine möglichst schlagkräftige und tief besetzte Mannschaft, die den Stanley Cup gewinnt. Abgebende Teams lassen Qualität bewusst ziehen, sichern sich im Gegenzug aber vielversprechende Talente und/oder Draft-Picks. Das Ziel: Ein Investment in die Zukunft, um mittel- oder langfristig um den Stanley Cup mitspielen zu können.



Return on Investment – lohnen sich die Last-Minute-Transfers?  

Doch birgt die späte Verpflichtung eines neuen Spielers sowohl Chancen als auch Risiken: Einerseits könnte die betreffende Personalie einen Playoff-Push geben, die Qualität heben und – so die große Hoffnung – das fehlende Puzzlestück auf dem Weg zum Stanley Cup sein. Andererseits kommt zunächst einmal ein Fremdkörper in eine bislang in der Regel gut funktionierende Mannschaft. Das könnte die Teamhygiene verändern – auch im negativen Sinn.

Ein Beispiel, in der der Mut von Deadline-Aktivitäten belohnt wurde, sind die New York Rangers in der Saison 1993/94: Insgesamt fünf Spieler zogen die Broadway Blueshirts am Deadline-Day noch an Land – vier davon durften am Ende ihren Namen in den Heiligen Gral eingravieren lassen: Glenn AndersonCraig MacTavishStéphane Matteau und Brian Noonan.

Besonders fleißig waren in den letzten fünf Jahren insbesondere die Florida Panthers: In diesem Zeitraum tradete kein Klub am Deadline-Day mehr als die Cats, die elf Spieler in den Kader holten. Auf einem geteilten zweiten Rang folgen die Anaheim Ducks, Vegas Golden Knights und Winnipeg Jets (jeweils neun Trades am Deadline-Day) – einen Stanley Cup gewann keines dieser Teams.

Sam Bennett wurde zur Trade-Deadline im letzten Jahr von den Calgary Flames zu den Florida Panthers geschickt

Sam Bennett wurde zur Trade-Deadline im letzten Jahr von den Calgary Flames zu den Florida Panthers geschickt Rick Osentoski-USA TODAY Sports


Zurückhaltend waren dagegen die Dallas Stars, Los Angeles Kings und Minnesota Wild mit jeweils nur einem einzigen Trade am Deadline-Day im letzten halben Jahrzehnt.

Die Stanley Cup Champions der letzten fünf Jahre hielten sich eher zurück: Die Tampa Bay Lightning holten 2021 und 2020 jeweils nur einen Spieler am Deadline-Day, die St. Louis Blues 2019 einen, die Washington Capitals 2018 keinen und die Pittsburgh Penguins 2017 zwei.



Kaum große Namen am Deadline Day  

Den einen große Name, der als ultimative Heilsbringer am Ende den Stanley Cup garantierte, sucht man in den letzten Jahren fast vergeblich. 2014 wird man fündig: Marián Gáborík fügte sich in der ersten Reihe der Los Angeles Kings ein, spielte starke Playoffs (26 Partien, 14-8-22) und stemmte am Ende den Stanley Cup in die Höhe. Im Jahr 2020 war Barclay Goodrow (Tampa Bay Lightning, 1-5-6), 2015 Andrew Desjardins (Chicago Blackhawks, 1-3-4) ein wichtiges Puzzleteil. Beide Stürmer agierten in den Bottom-Six-Reihen und trugen als wichtige Rollenspieler zum Gewinn des begehrten Silberlings bei.

In der NHL-Geschichte sollten 26 am Deadline-Day getradete Spieler am Ende einen Stanley Cup gewinnen. Eine relativ kleine Zahl angesichts von 644 Trades und 1177 getradeten Spielern seit 1980.



Rekorde: 55 Spieler an einem Deadline-Day  

Aus dem Zahlensalat zum Deadline-Day geht auch hervor, dass in den Jahren 2010 und 2020 die meisten Spieler transferiert wurden. An beiden Tagen waren es jeweils 55 (!) Spieler. Wobei 2020 zwei Akteure sogar zweimal transferiert wurden (Robin Lehner von den Chicago Blackhawks via Toronto Maple Leafs zu den Vegas Golden Knights und Martins Dzierkals von den Toronto Maple Leafs via. Chicago Blackhawks zu den Vegas Golden Knights). Das Schicksal eines doppelten Trades am Deadline-Day ereilte übrigens schon satte 140 Spieler. Die jüngsten Beispiele hierfür sind neben Lehner und Dzierkals im Jahr 2020 auch Mattias Janmark und Nick DeSimone (beide 2021) und der Schweizer Verteidiger Mark Streit (2017).

Robin Lehner

Robin Lehner wechselte zur Trade-Deadline 2020 gleich zweimal das Team Sergei Belski-USA TODAY Sports


Der Spieler, der am häufigsten an einem Trade-Deadline-Day transferiert wurde, ist Alan May (viermal: 1988, 1989, 1994 und 1995). Auf einem geteilten zweiten Platz in dieser Rangliste findet sich mit Thomas Vanek (dreimal: 2014, 2017, 2018) auch ein Österreicher.



Der Trade-Effekt: Einschlag schon vor den Playoffs  

Viele am Deadline-Day getradeten Spieler erwiesen sich direkt im Anschluss als Soforthilfe und starteten an der neuen Wirkungsstätte sofort durch. Den Rekord hält Peter Mueller, der 2010 von den Phoenix Coyotes zu den Colorado Avalanche getradet wurde und in 15 Hauptrunden-Spielen noch 20 Scorerpunkte (9-11-20) markierte. Auch Robert Reichel (1997, Calgary Flames > New York Islanders, 5-14-19 in 12 Spielen) und Brian Campbell (2008, Buffalo Sabres > San Jose Sharks, 3-16-19 in 20 Spielen) hatten keinerlei Anlaufschwierigkeiten. Auch hier muss noch einmal Marián Gáborík erwähnt werden (2014, Columbus Blue Jackets > Los Angeles Kings, 5-11-16 in 19 Spielen), der später in den Playoffs ebenfalls noch eine wichtige Rolle auf dem Durchmarsch bis zum Stanley Cup spielen sollte.

Marian Gaborik wurde 2014 von den Columbus Blue Jackets zu den Kings getradet und erzielte in den Stanley Cup Playoffs in 26 Spielen 22 Punkte.

Marian Gaborik wurde 2014 von den Columbus Blue Jackets zu den Kings getradet und erzielte in den Stanley Cup Playoffs in 26 Spielen 22 Punkte. BILDBYRÅN/Robert Laberge


Der Blick auf die Soforthilfen aus dem Vorjahr (2021) zeigen Sam Bennett (Calgary Flames > Florida Panthers, 6-9-15 in 10 Spielen), Taylor Hall (Buffalo Sabres > Boston Bruins, 8-6-14 in 16 Spielen), Jeff Carter (Los Angeles Kings > Pittsburgh Penguins, 9-2-11 in 14 Spielen) und Jakub Vrána (Washington Capitals > Detroit Red Wings, 8-3-11 in 11 Spielen) ganz vorne. Allerdings schieden Bennett und Carter bereits in der 1. Runde und Hall in der 2. Runde aus – Vrana schaffte es gar nicht erst in die Playoffs.



Was wurde aus den Draftpicks?  

Zum Abschluss darf natürlich auch nicht der Blick auf den Gegenwert der getradeten Spieler fehlen, immerhin wollten abgebende Teams mit Hilfe von Draft Picks an einer besseren Zukunft arbeiten. 

Unter den Spielern, die mit einem Erstrunden-Pick ausgewählt wurden, das an einem Deadline-Day transferiert wurde, sind Namen wie Rasmus SandinAnthony BeauvillierJosh Ho-SangNikita ZadorovOscar Klefbom, der Schweizer Luca SbisaTyler EnnisDavid Perron oder Semyon Varlamov.

Sbisa und Perron sollten im Verlauf ihrer Karriere immerhin noch ein Stanley Cup Finale bestreiten. Beauvillier und Varlamov sind zudem beste Beispiele dafür, dass auch die abgebenden Klubs am Deadline-Day profitieren können.


Alle aktuellen Trades der Trade-Deadline 2022 findet Ihr hier.


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