Draft

NHL-Draft-Serie: Bennet Roßmy

Am 23. (1. Runde) und 24. Juli (2. bis 7. Runde) findet der NHL Draft 2021 statt. EliteProspects Rinkside stellt in einer Serie die besten Talente aus Deutschland und der Schweiz vor. 



In dieser Ausgabe: Bennet Roßmy  

 

Von allen draftberechtigten deutschen Spielern hat Bennet Roßmy vielleicht die besten Chancen, im kommenden NHL-Draft gezogen zu werden, denn Stürmer, die über geniale Ideen eines Spielmachers verfügen, 1,91 Meter groß und vor dem Draft nicht mal 18 Jahre alt sind, wachsen bekanntlich nicht an Bäumen. Wenn man dann noch bedenkt, dass Roßmy eine volle Saison mit regelmäßiger Eiszeit bei den Lausitzer Füchsen in der DEL2 hinter sich hat und zudem die deutsche U18 Nationalmannschaft bei der WM in Texas als Kapitän anführte, dann sollte klar sein, dass der in Zittau geborenen Stürmer die Aufmerksamkeit der NHL-Talentspäher auf sich gezogen hat.  

„Ich hatte in der abgelaufenen Saison viele gute Spiele gehabt, und ich finde, dass ich mich gut entwickelt habe,“ erklärt der 17-Jährige, der ganz genau weiß, welche negative Corona-Dynamik es in der vergangenen Saison in Eishockey-Deutschland gegeben hat. „Ich bin wirklich ganz froh, dass ich überhaupt spielen konnte, nicht so wie manch andere aus meinem Jahrgang. Ich durfte sogar eine gute volle Saison spielen, in der ich mich immer weiterentwickeln konnte.“ 

BILDBYRÅN/Beautiful Sports


Diese abgelaufene Saison war für ihn sehr vielfältig. Erst begann sie mit sechs Spielen in der tschechischen U20 Liga, in der Roßmy vier Punkte (2T, 2A) in sechs Spielen sammeln konnte, was dazu führte, dass er zwei Spiele in der zweiten tschechischen Liga absolvieren durfte. Nach dem späten Saisonstart in Deutschland schloss er sich den Lausitzer Füchsen in der DEL2 an. Für die Füchse absolvierte er insgesamt 46 Spiele und kam dabei auf 16 Scorerpunkte (6T, 10A). Beendet hat er die Saison wie bereits erwähnt als Kapitän der deutschen Auswahl bei der U18 WM in Texas.  

 


U18-WM ein Highlight mit wenigen Erfolgserlebnissen   

Bei der U18 WM hatte eine deutsche Mannschaft, die sich nur kaum hat vorbereiten können, wenige erfolgreiche Momente. Grund hierfür dürfte auch gewesen sein, dass Deutschland in einer Gruppe mit einer der vier besten Eishockeynationen der Welt war. Gegen Finnland gab es im letzten Spiel sogar eine 10-0 Niederlage. Trotz weniger Tore aufseiten der deutschen Nationalmannschaft sammelte der Stürmer immerhin ein Tor und ein Assist. 

„Die U18 WM war ein großes Highlight für die gesamte Mannschaft,“ blickt Roßmy zurück. Überhaupt die Umsetzung und Durchführung des Turniers war nicht ohne, besonders da sich Corona wieder blicken ließ, was zur Absage zweier Testspiele gegen die Schweiz vor Abflug geführt hat. „Wir hatten erst zwei Wochen Vorbereitung in Füssen, bevor wir dann von Frankfurt zehn Stunden nach Dallas geflogen sind. Dort vor Ort hatten wir zwei Tage Aufenthalt in Quarantäne im Hotel und allgemein gab es täglich morgens früh Corona-Tests. Es gab danach Workouts mit dem Fitnesscoach sowie taktische Meetings mit dem Head Coach Steffen Ziesche, wo einiges in Vorbereitung auf die Gegner besprochen wurde.“ 

„Erst nach der Quarantäne durften wir aus den Zimmern und konnten gemeinsam im Saal essen sowie endlich die Eishalle betreten. Es wurde trainiert und dann gab es endlich ein Testspiel, und zwar gegen Lettland.“

Das erste und einzige Testspiel der neuformierten Mannschaft ging 5-2 verloren und hätte es dieses Jahr einen Absteiger gegeben, hätten diese zwei Kontrahenten eine Beste-of-Three-Serie um den Abstieg gespielt. 

„Im Turnier haben wir vier Spiele in wenigen Tagen absolviert und hatten eine sehr starke Gruppe mit den Gegnern Tschechien, Gastgeber USA, Russland und Finnland. Es war wirklich sehr schwierig. Wir haben gekämpft und immer versucht, das Beste daraus zu machen, aber leider hat es einfach nicht geklappt.“ 

 


Tschechien als Weg zum Profitum   

Wo Roßmy die kommende Saison verbringen wird, steht noch nicht fest, allerdings ist er bereits fester Bestandteil der Organisation der Eisbären Berlin. Mit den Eisbären hat er in der abgelaufenen Saison auch einige Male mittrainieren dürfen. Ob er sich in der DEL durchsetzen kann, scheint einzig und allein in seinen Händen zu liegen.  

„Einen richtiger Plan für die kommende Saison steht noch nicht fest,“ erklärt der DEL2 Rookie. „Ob ich bei den Eisbären oder den Füchsen spiele, hängt von mir ab, wie ich spiele und wie ich mich präsentiere. Bisher hatte ich immer wieder positives Feedback von den Eisbären bekommen, aber jetzt ist Sommerpause und wir müssen schauen, wie es bald im Camp auf dem Eis wird.“  

In den letzten Jahren sieht man immer häufiger, dass talentierte Spieler aus Deutschland oft ihr Entwicklungsglück in Übersee suchen, und zwar in Ligen wie die der CHL, USHL, NAHL, oder gar direkt für eine Universität in den USA. Für die Spieler, die sich nicht für den Weg nach Nordamerika entscheiden, gibt es auch Möglichkeiten, in Schweden, Finnland oder der Schweiz zu spielen. Für einen Weg über Tschechien mit dem Nachwuchsprimus Reichenberg (Liberec) hat sich bislang noch kein deutscher Spieler entschieden. 

„Als kleines Kind war ich schon immer bei den Spielen der 1. Herren in Liberec und habe zugeschaut,“ erzählt Roßmy, dessen Geburtsort gut 45 Minuten Autofahrt von Liberec entfernt ist. „Ich habe die Laufschule in Jonsdorf besucht und als kleiner Junge gab es ein Kleinfeldturnier, an dem eine Mannschaft aus Liberec teilgenommen hat. Da wurden wir von einem tschechischen Trainer angesprochen, ob wir nicht dort für ein Probetraining hinkommen. Das Training lief ganz gut und sie haben uns gefragt, ob ich nicht dortbleiben will. Es ging dann los, dass ich ab und zu mal da war, zwei bis dreimal in der Woche. Es ergab sich, dass ich irgendwann dann auch in die tschechische Schule gewechselt bin.“  

Durch den Wechsel an die tschechische Schule musste sich Roßmy auch mit der tschechischen Sprache auseinandersetzen: „Mittlerweile beherrsche ich die tschechische Sprache und bin fast flüssig. Klar war es die ersten paar Jahre sehr schwierig mit der Verständigung, aber seit einiger Zeit spreche ich die Sprache mehr oder weniger fließend.“  

Denkbar besonders war dann das Eröffnungsspiel der U18 WM, wo Deutschland wahrscheinlich zu früh gegen den Nachbarn aus dem Osten ranmusste.  

„Ich freute mich natürlich riesig über das Spiel gegen Tschechien bei der U18 WM. Ich kannte fast alle Spieler im Team, ob ich gegen sie oder mit einigen sogar gespielt habe. Den einen oder anderen kannte ich sogar besser; das sind gute Freunde von mir, mit denen ich ein Großteil meiner Kindheit verbracht habe. Ein paar Sprüche sind natürlich gesagt worden und das Spiel war sicherlich ein Highlight meines Turniers. Es hat riesig Spaß gemacht, aber leider haben wir trotz gutem Anfang 3-1 verloren.“ 

Jetzt, wo Deutschland in allen Altersklassen immer besser gegen die Slowakei und die Schweiz abgeschnitten hat, könnte das nächste Land, mit dem man sich auf internationaler Ebene misst, Tschechien heißen und wer, wenn nicht Roßmy, könnte eine bessere Analyse liefern, wo die Unterschiede zum Nachbarn im Nachwuchsbereich liegen? 

„Der große Unterschied liegt darin, dass in Tschechien mehr Kinder anfangen, Eishockey zu spielen. Dadurch ist der Konkurrenzkampf in jungen Jahren schon relativ hoch. Aber ich denke auch, dass das deutsche Eishockey mittlerweile relativ gut aufgeholt hat und in meinen Augen gibt es keinen so großen Unterschied zwischen der Leistungsfähigkeit der beiden Nationen.“ 

 


Angekündigtes NHL-Interesse?   

Ob alles nun für einen der Plätze unter den begehrtesten 224 Spieler der diesjährigen Talentziehung reichen wird? Die Zeichen stehen nicht schlecht und es gab bestätigtes Interesse. 

„Ja, ich hatte Kontakt mit ein paar NHL-Teams und hoffe jetzt sehr, dass ich von einem Team, egal welchem gedraftet werde,“ äußert sich Roßmy hoffnungsvoll. Gewiss werden die Teams von seinen Vor- und Nachzügen als Spieler wissen und das ist ihm auch bewusst. „Meine Stärken liegen in meinem Spielverständnis. Ich kann das Spiel gut lesen und finde immer wieder Passmöglichkeiten und gute Lösungen für verschiedenste Situationen. Gleichzeitig muss ich meine schlittschuhläuferischen Fähigkeiten verbessern. Ich muss einfach schneller auf dem Eis werden. Ich arbeite gerade sehr spezifisch dran, um genau das zu verbessern.“  

In der Tat nahm Roßmy bereits Ende Juni an einem Lehrgang für die kommende U20 WM teil. Er ist auch zum nächsten Lehrgang eingeladen, welcher mit dem Summer Challenge gegen Dänemark, Tschechien und die Slowakei Ende Juli in Füssen ausgetragen wird. Von dort aus wird er dann auch den Draft verfolgen. 




Das könnte Dich auch interessieren:
NHL-Draft-Serie: Dario Sidler
NHL-Draft-Serie: Dario Sidler
Dieser Artikel ist über:
Draft Eisbären Berlin Lausitzer Füchse DEL DEL2 Bennet Roßmy Steffen Ziesche
Scoring Leaders