DEL

Ruslan Iskhakov: Mit den Adlern den nächsten Schritt Richtung NHL

Für viele kam die Bekanntgabe, dass der 20-jährige Russe Ruslan Iskhakov für die kommende Saison bei den Adler Mannheim unterschrieben hat, doch ein wenig überraschend. Nach zwei Spielzeiten an der University of Connecticut (18/19,19/20) schloss der 1,73 Meter große Stürmer in der abgelaufenen Saison sein erstes Profijahr bei TPS aus der finnischen Liiga ab. In der höchsten finnischen Spielklasse kam er in 67 Spielen auf 45 Punkte (12T, 33A).



Nun kommt der nächste Schritt in einer Karriere, in der der international-geprägte Spielmacher bereits in vier Länder über sechs Jahren gespielt hat. Deutschland wird sein fünftes Land, indem er Eishockey spielen wird und ginge es nach ihm, wäre es womöglich das Letzte, bevor er den Weg wieder zurück nach Nordamerika macht, und zwar um in der NHL zu spielen.


Mit EliteProspects Rinkside sprach der gebürtige Russe über seine Entwicklung, seine Motivation nach Deutschland zu kommen sowie seine Ziele für die Zukunft.


Einige Fans der deutschen sowie internationalen Eishockeyszene haben nicht schlecht geschaut, als du bei den Adler Mannheim aus der DEL unterschrieben hast. Was hat dich dazu motiviert, in dieser Phase deiner jungen Karriere bei den Adlern zu spielen?

Nach meiner guten Saison mit TPS, habe ich es für nötig gehalten, einen weiteren Schritt nach vorne zu nehmen. Was vielleicht viele Menschen nicht wissen, ist, dass sich das Niveau der DEL in den letzten Jahren erheblich verbessert hat. Eine Reihe von Ausnahmetalenten haben den Weg durch Mannheim und auch andere tolle deutsche Mannschaften genommen, um von NHL Teams gedraftet bzw. unter Vertrag genommen zu werden. Verglichen mit der finnischen Liiga ist die DEL ein Tick älter und definitiv physischer. Und genau das ist es, was ich mich nun stellen muss, um mich auf die Herausforderungen einer NHL Karriere vorzubereiten.


Was sind deine Eindrücke von der DEL als Liga und welche Eigenschaften der DEL haben dafür gesorgt, dass du unbedingt die nächste Saison hier verbringen willst?

Ich glaube, dass die Qualität der DEL schnell am Wachsen gewesen ist, genau wie die der Sportart an sich in Deutschland. Das wird durch nicht weniger als Münchens Teilnahme am Finale der CHL sowie die Silbermedaille Deutschlands bei der Olympiade belegt. Einen Platz als Halbfinalisten in der WM spricht umso mehr dafür. Ich finde, dass die Spieler der DEL reifer sind und dass die Liga sehr nordamerikanisch geprägt ist, auch vom Stil her. Genau das brauche ich in dieser Phase meiner Karriere.


Deine bisherige Laufbahn ist mit einigen Überraschungen versehen. Du bist zwar in Russland aufgewachsen und hast dein Land bereits auch bei der U18-WM vertreten, aber zwischendurch warst du in der Slowakei für eine Saison und dann ging es in die USA, um für die University of Connecticut zu spielen. Dort warst du auch akademisch unterwegs. Was hat dich dazu motiviert, in diesen so jungen Jahren diesen sicherlich sehr herausfordernden Weg zu gehen?

Als ich 17 war, besuchte ich die USA, um mich für die United States Hockey League (USHL) vorzustellen. Danach verfolgte ich sehr genau die Szene dort sowie die Spieler, die dort und in der NCAA spielten. Ich war ohnehin bereits überrascht und stark davon beeindruckt, dass die USA immer wieder so dominant bei der U18 sowie allgemein erfolgreich bei der U20 aufgetreten ist. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Mehrheit dieser Spieler entweder College-Hockey spielen oder sich bereits verpflichtet hatten, für eine Universität zu spielen. In Russland scheinen nur die wenigsten über die NCAA als Pfad zum Profi-Eishockey informiert zu sein. Spieler in meinem Alter, die einen anderen Weg nehmen wollen, versuchen es meistens mit den kanadischen Juniorenligen oder finden einen Ort in Europa zu spielen.

Auch bevor ich gedraftet worden bin, hatte ich längst überlegt, wo ich in der darauffolgenden Saison College-Hockey spielen würde. Es gab ein paar Möglichkeiten, aber mir war die genaue Liga sehr wichtig und UCONN (Universität von Connecticut) war eine Uni, die sich sehr für mich interessiert hatte. Die meldeten sich häufig bei meinem Agenten und letzten Endes habe ich mich auch für diese Uni entschieden. 


Was waren die wichtigsten Sachen, die du von deiner Zeit in der höchsten College-Liga Nordamerikas gelernt hast?

Das Wichtigste, was ich dort gelernt habe, ist, dass jedes Detail und jede Kleinigkeit von Bedeutung ist. Man kann für so viele nicht optimale Entscheidungen einen Preis bezahlen. Da wir nicht besonders viele Spiele gespielt haben, war jedes Spiel wie Krieg. Ich musste gleich von Anfang an vorbereitet sein, hart zu arbeiten. Ich musste das Vertrauen meiner Trainer sowie Mannschaftskollegen Wechsel für Wechsel verdienen.


Nach deinem zweiten Jahr an der Uni hast du die überraschende Entscheidung getroffen, bereits Profispieler zu werden, und zwar nicht in Nordamerika oder der Heimat, sondern in Finnland, wo du die vergangene Saison bei TPS in der “Liiga” verbracht hast. Warum hast du diese Entscheidung getroffen, wenn du in der NCAA noch zwei weitere Jahre spielen hättest können?

Meine zweite Saison an der Universität endete aufgrund des Coronavirus frühzeitig. Als sich der letzte Herbst näherte, war es unklar, was für eine Saison UCONN spielen würde. Es war nicht mal klar, ob das Team spielen darf. Wir wussten nicht, wann die Saison beginnen und wie viele Spiele es geben würde. Nachdem all diese Faktoren und die möglichen Szenarien diskutiert worden waren, habe ich mich zusammen mit meiner Familie und meinem Agenten dafür entschieden, Profi zu werden. Dann unterschrieb ich in Finnland.

Jetzt, wo die Saison seinen Lauf genommen hat, bin ich mir sicher, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Wäre ich in Connecticut geblieben, hätte ich nur 20-25 Spiele gespielt. Stattdessen spielte ich mit über 60 Spielen eine gesamte Saison als Profi.

Zudem fühlte ich mich einfach bereit, Profiathlet zu werden. Ich war bereit, ein Eishockeyspieler im Profibereich zu sein.


Welche Aspekte deines Spiels hast du besonders in dieser Saison bei TPS verbessern können? Welche Rolle haben die 13 Playoff-Spiele in deiner Entwicklung gespielt?

Ich wurde reifer. Es war meine erste Saison als Profi. Ich hatte das Glück, mit älteren Spielern arbeiten zu können, die mir mit allem von Bullys bis zur Positionierung in der eigenen Zone sowie andere wichtige Kleinigkeiten geholfen haben. Es war schon eine Riesenherausforderung, eine Saison in der Liiga zu spielen, ein Profi zu werden und zu erfahren, was nötig ist, um erfolgreich in den Playoffs zu sein.

Ich glaube, dass gerade die Erfahrung in den Playoffs dafür gesorgt hat, dass ich mit so viel Selbstbewusstsein spiele wie noch nie zuvor. Wie ich mich in dieser Phase der Saison durchsetzen konnte, zeigt mir, dass ich riesige Schritte in meiner Entwicklung gemacht habe.


Du wurdest 2018 in der zweiten Runde an 43. Stelle von den New York Islanders gedraftet. Wie war das für dich, gedraftet zu werden?

Ich war wegen NCAA-Regularien nicht vor Ort in Dallas für den NHL-Draft. Ich habe stattdessen den Draft zu Hause mit meinen Eltern geguckt. Ich habe ganz ehrlich nicht damit gerechnet, bereits in der zweiten Runde gezogen zu werden, aber als mein Name angezeigt wurde, war ich so happy wie vielleicht noch nie zuvor in meinem Leben. Einfach so glücklich. Das war sicher einer der großartigsten Momente meines Lebens.


Haben die Islanders dann eine Rolle gespielt, als du dich für College-Hockey, die Liiga, und nun für die DEL entschieden hast? Allgemein gesehen, wie ist der Kontakt zu den New York Islanders?

Mein Agent spricht regelmäßig mit den Islanders und ja, wir haben ganz klar meine Absichten College Hockey und dann Profi-Eishockey in Europa mit der Organisation besprochen. Es gibt regelmäßige Intervalle, wo wir den Kontakt aufrechterhalten und meine Entwicklung wird von den Islanders scharf beobachtet.


In New York spielen zurzeit zwei russische Torhüter Semyon Varlamov und Ilya Sorokin. Wäre es für dich ein besonderer Reiz eines Tages NHL-Eishockey mit diesen Landsmännern zu spielen? Wo stehst du gerade in Bezug auf deinen ersten NHL-Vertrag, den sogenannten Entry-Level-Contract?

Naja, es wäre fantastisch, andere Russen in der gleichen Mannschaft zu haben, aber so etwas ist nicht mehr so wichtig für mich, da ich bereits College-Hockey in den USA sowie an mehreren Orten in Europa gespielt habe. Bezüglich eines ELCs, wollte ich sicherstellen, dass ich 100 Prozent bereit bin, in der NHL zu spielen, bevor ich diesen sehr wichtigen ersten Vertrag unterschreibe. Und im jetzigen Augenblick glaube ich schon, dass Mannheim genau der richtige Ort dafür ist, dieses Ziel zu verwirklichen.


Apropos Mannheim: Das Team zeichnete sich in den letzten Jahren mit einigen starken und jungen Talenten aus, denen eine erfolgreiche Karriere in der NHL prophezeit wird. Auch in der gerade abgelaufenen Saison spielte der DEL Rookie des Jahres Florian Elias für die Adler. Was weißt du über die Organisation und kennst du bereits einige deiner neuen Mannschaftskollegen?

Ganz klar. Ich weiß, dass neben Moritz Seider und Tim Stützle in den jüngsten Jahren auch Leon Draisaitl und Dominik Kahun Teil der Adler waren. Da Seider und Stützle durch den Verein zu NHL Spieler gereift sind, wissen die Adler, wie man Spieler entwickelt und bieten ein hervorragendes Entwicklungsprogramm an. Auch viele junge Spieler in Deutschland, die mit den Adlern groß geworden sind, spielen nun im Profibereich. Der ganze Verein weiß, wie junge Spieler am besten zu entwickeln sind und kann diesen Spielern behilflich sein, ihre Schwächen zu beseitigen. 

Ich gebe zu, dass ich gerade keine Spieler im Team kenne, aber es gibt neben mir auch viele weitere neue Gesichter und es wird nicht lange dauern, bis ich alle kennengelernt habe.


Was sind deine Ziele mit den Adlern in der kommenden Saison?

Mein Ziel ist es, alles zu geben, wozu ich in der Lage bin, meine beste Leistung in jedem Spiel abzurufen und der Mannschaft bei einer erneuten Meisterschaft zu helfen. Ich bin sehr aufgeregt, in der Champions Hockey League zu spielen, da es eine hervorragende Gelegenheit ist, gegen einige der besten Mannschaften und Talente Europas zu spielen. Ich freue mich schon sehr auf diese neue Erfahrung.



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