Joshua Samanski: „In Deutschland wird weniger gemischt“
Durch den Abbruch der kanadischen Juniorenligen wurde ein deutsches Talent für die DEL2 frei: Joshua Samanski geht 2020/21 für die Ravensburg Towerstars auf Torejagd. Mit Eliteprospects Rinkside sprach der 19-jährige Stürmer über das Eishockey in der OHL, seine Familie und seine Zukunft.
Eigentlich hatte Joshua Samanski eine zweite Saison in der kanadischen Juniorenliga OHL geplant. Nach einem guten Jahr bei Owen Sound Attack (54 Spiele, vier Tore, 16 Assists) sollte der Stürmer eigentlich nach Kanada zurückkehren, doch das Coronavirus durchkreuzte diese Pläne. Weil aufgrund der Pandemie der Spielbetrieb in der OHL abgesagt wurde, musste sich Samanski anderweitig umschauen – und landete bei den Towerstars.
„Ich musste irgendwo unterkommen, damit ich mich auf die U-20-WM vorbereiten konnte. In der DEL2 wurde gespielt, mein Agent und ich sind dann auf Ravensburg gekommen. Sie hatten noch eine Verstärkung gebraucht“, erinnert sich Samanski.
Beim Meister von 2019 übernahm der damals noch 18-Jährige sofort eine tragende Rolle. In der regulären Saison sammelte der Stürmer 22 Scorerpunkte (vier Tore, 18 Assists) in 42 Partien.
„Nachdem ich von der WM zurückgekommen bin, ist es ganz gut gelaufen für mich. Ich hätte mir gewünscht, ein paar mehr Tore zu schießen, bin aber mit meiner Leistung zufrieden“, bilanziert Samanski. „Die Trainer haben mir sehr viel Selbstvertrauen vermittelt. Ich sollte einfach mein Spiel machen und nicht viel nachdenken.“
Das Spiel machen ist bei Samanski wörtlich gemeint. Der Deutsch-Kanadier sieht sich als Playmaker: „Ich passe lieber als zu schießen, gebe lieber einen Assist als ein Tor zu machen. Vielleicht ist genau das auch eine meiner Schwächen: Ich schieße noch nicht oft genug und bin manchmal noch zu verspielt.“
Mehr Mischen und mehr Körper in der OHL
Das Spielerische konnte der deutsche Junioren-Nationalspieler in der OHL voll ausleben. „Diese Liga ist auch durch die kleinere Eisfläche viel schneller, es gibt mehr Kampfgeist. In der DEL2 geht es auf dem Eis professioneller zu. Es wird geradliniger gespielt, weniger gemischt oder außenherumgespielt.“
BILDBYRÅN/Peter Kolb
Körperlich musste sich der 1,91-Meter-Mann dagegen kaum umstellen. „Ich war selbst überrascht“, so Samanski. „Als ich in die DEL2 gekommen bin, gab es seitdem vielleicht vier große Hits. Das gibt es in der OHL in nur einem Spiel.“
Zumindest diese Schlagzahl dürfte in den nächsten Tagen noch zunehmen: Ravensburg trifft in den Playoffs auf die Tölzer Löwen. „Unser Ziel ist, die erste Runde zu gewinnen. Von da aus gehen wir von Runde zu Runde.“
Im Fokus der NHL-Scouts
Mit Druck umzugehen, ist der gebürtige Erdinger gewohnt. Immerhin saßen in der OHL regelmäßig NHL-Scouts auf der Tribüne. „Generell sind bei jedem Spiel Scouts da. Das wissen wir auch und musste uns nicht extra gesagt werden. Wir sehen ja selbst die Team-Logos auf den Jacken der Scouts. Deshalb spiele ich aber nicht anders, sondern konzentriere mich auf mein Spiel. Viel schlimmer finde ich, ohne Zuschauer im Stadion zu spielen. Das ist gewöhnungsbedürftig.“
Samanskis Lieblingsteam sind die Colorado Avalanche. Allerdings betont er, dass er ausnahmslos für jedes NHL-Team spielen würde. Seine sportliche Zukunft sieht er durchaus dort, wenn auch nicht zwangsläufig: „Natürlich will man so hoch wie möglich spielen. Ich würde schon gerne wieder nach Nordamerika. Wenn es aber nicht passiert, dann passiert es eben nicht.“
Auf einer großen Bühne zeigen konnte sich der Linksschütze schon bei der U-20-WM in Edmonton. Dass die Junioren-Weltmeisterschaft ausgerechnet in Kanada stattfand, wo er seine Wurzeln hat, spielte aber keine allzu große Rolle. „War waren in der Bubble und haben nicht wirklich viel von Edmonton gesehen. Da war es fast egal, wo wir gespielt haben. Für mich war es etwas Besonderes, das Deutschland-Trikot anziehen zu dürfen. Hier ist meine Familie und hierhin komme ich immer gerne zurück, um Kraft zu tanken.“
Die Eishockey-Familie Samanski
Das Thema Eishockey ist in der Familie Samanski ohnehin allgegenwärtig: Vater John Samanski spielte über 15 Jahre in Deutschland (Augsburger EV, EV Stuttgart, Kölner EC, TSV Erding, EV Regensburg, EHC Bad Aibling). Auch seine Brüder Patrik (26), Neal (22) und Noah Samanski (15) sind mit diesem Sport großgeworden. „Wenn ich mich richtig erinnere, dann gab es keinen Tag, an dem wir nicht Streethockey gespielt haben“, blickt Joshua Samanski zurück und zählt auf: „Papa hat mir immer Tipps gegeben, wovon ich profitieren konnte. Meine Brüder und ich spielen alle sehr ähnlich, haben gute Hände und eine gute Spielübersicht: Neal ist ein bisschen größer und fährt auch gerne Checks, Noah ist ein sehr guter Schlittschuhläufer, Patrik spielt nur noch zum Spaß, doch auch er hat gute Hände.“
Diese zeigte auch Joshua schon in jungen Jahren bei den Jungadlern Mannheim. In der U 16 in der Schüler-Bundesliga zerfetzte der Stürmer regelrecht das Netz und erzielte in 36 Spielen 106 Scorerpunkte (52 Tore, 54 Assists). Zahlen, die stark an die Junioren-Zeit von Leon Draisaitl und Dominik Kahun erinnern. „Da kamen noch keine Vergleiche“, lacht Samanski. „Es war auf jeden Fall ein gutes Jahr, aber nicht annähernd das, was die beiden geleistet haben.“
Wo Samanski in der nächsten Saison die Schlittschuhe schnüren wird, ist noch völlig offen. Es steht noch nicht einmal fest, auf welchem Kontinent. „Ich bin für ein Jahr nach Ravensburg ausgeliehen worden. Meine Rechte liegen auf jeden Fall noch bei Owen Sound Attack. Vielleicht bleibe ich in Deutschland, vielleicht gehe ich wieder rüber nach Owen Sound. Ich weiß es noch nicht…“