U-18-Bundestrainer Ziesche: „Das Viertelfinale ist das Ziel“
Vom 26. April bis 6. Mai steigt im US-Bundesstaat Texas die U-18-Weltmeisterschaft. Deutschland ist Außenseiter in einer prominent besetzten Gruppe, hat aber dennoch ambitionierte Ziele, wie U-18-Bundestrainer Steffen Ziesche im Interview mit EliteProspects Rinkside verrät.
Wie groß ist die Vorfreude auf die U-18-WM?
Natürlich riesengroß, denn wir können endlich wieder unserer großen Liebe nachgehen. Das merkt man auch bei den Jungs: Sie sind Feuer und Flamme, fleißig, hoffnungsvoll und haben nach einer Saison mit Höhen und Tiefen und dem Saisonabbruch endlich wieder ein Ziel vor Augen.
Die Nachwuchsligen sind wegen der Coronavirus-Pandemie ausgefallen. Nicht alle Spieler konnten im Profi-Bereich untergekommen. Wie sehr hat das die Arbeit vor einer WM erschwert?
Das hat es jedenfalls nicht einfacher gemacht. Wir haben keine Wettkampfpraxis, was einen Wettbewerbsnachteil zu anderen Nationen bedeutet. Das können wir zwar immer wieder sagen, aber es ändert an der Situation nichts. Wir müssen sehen, dass wir die Mannschaft jetzt gut vorbereiten.
Die deutsche U-18-Nationalmannschaft ist in diesem Jahrgang recht jung. Ist das eher eine Chance oder auch ein Risiko?
Ich glaube nicht, dass es ein Risiko ist. Das sind alles gute Jungs, die Hockey spielen können. Wir haben eine gute Mischung mit ein paar älteren und jüngeren Spielern. Alle in dieser U 18 sind hungrig.
Wie stark ist der deutschen Kader einzuschätzen?
Das ist eine gute Frage. Eine Standortbestimmung ist schwierig, weil wir aufgrund der Coronavirus-Pandemie keine Chance hatten zu testen oder uns international zu messen. Viele Länderspiele und Turniere sind ausgefallen. Auch vor der WM jetzt wieder zwei Spiele. Es ist daher schwer zu sagen, wo wir stehen.
Die Vorbereitungsspiele wurden aufgrund eines Corona-Falls im deutschen Team abgesagt. Wird das auch Auswirkungen auf die WM haben?
Konsequenzen für das Turnier sehe ich erstmal keine. Wir mussten die Spiele absagen, weil die Sicherheit unserer Spieler an erster Stelle steht.
Vor welche Herausforderungen stellt euch die Corona-Pandemie vor diesem Turnier?
Die Abstands- und Hygiene-Regelungen müssen wir natürlich einhalten. Die Jungs verhalten sich da sehr gut und machen alle mit. Einfach ist es nicht, aber es gehört zum tagtäglichen Leben dazu. Wir müssen das akzeptieren und diese Herausforderungen annehmen.
In den USA ist die Corona-Lage deutlich besser als in Deutschland. Darf man sich auf ein bisschen mehr Normalität in Texas freuen?
Ich weiß gar nicht, ob wir dort so viel mehr Normalität haben werden. Wir werden kaum aus dem Hotel und dem Eisstadion herauskommen, weil die Gefahr einfach zu groß ist, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Die Sicherheits- und Hygienevorschriften sind klar reguliert. Wir werden also nicht viele Möglichkeiten haben, was schade ist. Immerhin gibt es einen großen Vorteil: Es werden Zuschauer da sein, das ist ein Riesenunterschied.
Und neben den Zuschauern auch viele NHL-Scouts, die ganz genau hinschauen werden, wer im Jahr 2022 gedraftet werden könnte. Wie gehen die jungen Spieler mit diesem Druck um?
Das wird eine Herausforderung, die Jungs mental darauf vorzubereiten, damit sie ihr bestes Eishockey spielen. Sie sollen nichts anderes versuchen, nur um aufzufallen. Sie müssen an ihre Leistungsgrenze gehen, alles andere kommt von alleine.
Wer hat die besten Chancen, in der NHL gedraftet zu werden?
Das ist schwer zu sagen, ich will da keine Namen nennen, das wäre vielleicht auch ungerecht den anderen gegenüber. Du hast auch immer Spätstarter, die ein bisschen länger brauchen. Die Chance hat jeder, der dort mitspielt. Auch die Scouts haben verschiedene Kriterien und Rollen im Kopf. Ich möchte da keinen herausnehmen. Das ist nicht unsere Philosophie, denn wir wollen als geschlossene Mannschaft auftreten und als Team einen guten Eindruck hinterlassen.
Wie schwer wiegt der verletzungsbedingte Ausfall von Eisbären-Stürmer Haakon Hänelt?
Es ist ein großer Verlust für uns und sehr ärgerlich. Mit seinen Fähigkeiten hätte er uns helfen können. Er war eigentlich auch als Kapitän vorgesehen. Das ist auch für ihn sehr traurig und schade, dass er sich nicht in dieser Rolle zeigen kann.
Welche Spieler sollen das Team nun tragen?
Es gibt mehrere Jungs, die das Potenzial dafür haben. Im Tor Nikita Quapp, der eine große Stütze für uns sein muss. Im Sturm sind beispielsweise Julian Lutz, Bennet Roßmy, Robin van Calster oder Yannick Proske zu nennen. Sie könnten für Furore sorgen und müssen die Mannschaft führen.
In welchem System wird die U 18 spielen?
Natürlich haben wir uns auch darüber Gedanken gemacht. Ab der U 20 spielen wir nach unten dasselbe System: aggressiv, schnell und geradlinig.
Wie schwer ist die „deutsche Gruppe“ mit Russland, USA, Tschechien und Finnland einzuschätzen?
Die Gruppe ist natürlich schon sehr schwer. Tschechien ist immer gut und auf einem Top-Level. Über den Gastgeber USA oder Finnland brauchen wir nicht groß reden. Auch Russland spricht für sich. Es ist eine starke Gruppe mit vielen großen Herausforderungen für uns.
Wer ist unabhängig von der Gruppeneinteilung Favorit auf den U-18-WM-Titel?
Es sind immer die üblichen Verdächtigen: Ich glaube, dass die Russen für Gold gut sind. Auch die USA, Schweden, Finnland und natürlich Tschechien.
Es wird in diesem Jahr keinen Abstieg geben. Inwiefern ist das ein Vorteil?
Sagen wir so: Hier und da können wir befreiter aufspielen. Es ist schön zu wissen, dass es keinen Absteiger geben wird, aber trotzdem wollen wir den größtmöglichen Erfolg sicherstellen. Unser erstes Ziel war der Nichtabstieg, jetzt wollen wir uns am Viertelfinale orientieren. Das ist unser Ziel
Der Kader der U-18 Nationalmannschaft
Name Alter Geburtsort
#30 Luca Ganz 17 Kaufbeuren
#1 Nikita Quapp 18 Ravensburg
#29 Simon Wolf 16 Rothenburg ob der Tauber
#20 Rayan Bettahar 17 Nowy Targ, Polen
#3 Sten Fischer 18 Berlin
#11 Michael Gottwald 18 Rosenheim
#17 Adrian Klein 17 Neustadt a. d. Waldnaab
#6 Malte Krenzlin 17 Mannheim
#4 Sandro Mayr 17 Kufstein, Österreich
#5 Maxim Rausch 18 Miass, Russland
#27 Marius Winkelmann 17 Berlin
#25 Robin van Calster 18 Bonheiden, Belgien
#24 Sebastian Cimmerman 18 Wickede
#13 Philip Feist 17 Duisburg
#21 Yuma Grimm 17 Rosenheim
#9 Luca Hauf 17 Krefeld
#22 Nicolaus Heigl 18 Bad Tölz
#23 Thomas Heigl 18 Bad Tölz
#10 Connor Korte 18 Oberndorf, Österreich
#16 Julian Lutz 17 Weingarten
#14 Kevin Niedenz 18 Berlin
#18 Yannick Proske 17 Zittau
#26 Pascal Steck 17 Landshut
#28 Roman Zap 17 Straubing
Head Coach Steffen Ziesche
Asst. Coach Tobias Abstreiter
Asst. Coach Philip Kipp
Goaltending Coach Anton Luken
Der Spielplan der deutschen Nationalmannschaft
26.04.2021 Tschechien 16:00 Uhr Ortszeit - 23:00 Uhr
27.04.2021 USA 20:00 Uhr Ortszeit - 03:00 Uhr
29.04.2021 Russland 16:00 Uhr Ortszeit - 23:00 Uhr
30.04.2021 Finnland 20:00 Uhr Ortszeit - 03:00 Uhr